Mehr als Schlager: Deutscher Pop und Rock
Nachdem in den 1950ern, 60ern und 70ern der deutsche Schlager in den Charts die Vormachtstellung innehatte, entwickelte sich Anfang der 1980er-Jahre eine Gegenbewegung im Deutschen Pop und Rock. Zwar setzte man auch auf die Muttersprache, inhaltlich und musikalisch ging es aber frecher zu: Statt harmonischer Traumwelten und Heimatgefühlen, wie sie in den Schlagertexten besungen wurden, waren Politik, Aufbruchsstimmung oder einfach der Spaß am Leben die Themen der Gruppen der Neuen Deutschen Welle. Die deutschsprachigen Songs wurden weltweite Hits. Zu den bekanntesten Interpreten dieser Zeit gehören
Nena (»99 Luftballons«), Trio (»Da Da Da«) und
Peter Schilling (»Major Tom«). Auch der Wiener
Falco ist der Neuen Deutschen Welle zuzuordnen. Mit »Rock Me Amadeus« und »Der Kommissar« landete er mit seinem Sprechgesang sogar in den US-Charts. Zudem feierten Sänger wie
Udo Lindenberg,
Herbert Grönemeyer und
Marius Müller Westernhagen in den späten 1970ern und frühen 1980ern erste Erfolge. Sie gehörten nicht zur NDW-Szene, sondern standen eher für rockige Klänge.
Vom Deutsch-Punk zum Pop Rock
Zwei Bands, die in den Achtzigern noch eher dem Deutschpunk zuzuordnen waren, gelang in den 1990ern der große kommerzielle Durchbruch im Bereich Deutscher Pop und Rock: den
Ärzten aus Berlin und den
Toten Hosen aus Düsseldorf. 1996 war »10 kleine Jägermeister« der erste Nummer-eins-Hit der Toten Hosen, das Album
»Opium fürs Volk« stieg ebenfalls auf die Poleposition. Viele weitere Nummer-eins-Alben sollten folgen. »Ein Schwein Namens Männer« stellt für die Ärzte die erste Nummer-eins-Single dar, auch die zugehörige Platte
»13« ging an die Spitze der Charts. Zu dieser Zeit entwickelte sich ebenso die »Hamburger Schule«. Bands wie
Die Sterne,
Blumfeld oder
Tocotronic präsentierten intellektuelle Texte und schrammelige Instrumentalbegleitung mit LoFi-Charme.
Guten Tag – wir singen deutsch
Für frischen Wind im Bereich Deutscher Rock und Pop sorgte Anfang der 00er-Jahre das Debüt von
Wir sind Helden. Angeführt von Sängerin
Judith Holofernes setzte das Quartett auf mal nachdenkliche und konsumkritische, mal mitreißende und fröhliche Texte und kombinierte diese mit eingängigen Melodien.
»Die Reklamation« war der Auslöser für eine Welle vieler neuer deutschsprachiger Bands.
Juli und
Silbermond setzten dabei ebenfalls auf eine weibliche Stimme am Mikrofon. Zu den großen Hits dieser Zeit gehören »Guten Tag«, »Die perfekte Welle« und »Das Beste«. In den 2010er-Jahren mixen Bands wie
Kraftklub Deutschpop und -rock mit Discobeats, der Rapper
Cro nutzt Hip-Hop-Elemente.