Chanson – von romantisch bis intellektuell
Der Text ist das Besondere, das unbedingt prägende Merkmal beim Chanson. Innerhalb weniger Minuten soll die literarisch angehauchte Aussage auf den Punkt gebracht werden. Sie soll das Publikum erreichen und vor allem auch verstanden werden. Mal zart, dann wieder aufrüttelnd, mal ein wenig verrucht, dann wieder mit großem Pathos versehen, werden die Lieder inszeniert. Die Instrumentierung bildet eine kunstvolle Untermalung, bleibt aber eher gewollt zurückhaltend. Seinen Siegeszug startete das Chanson spätestens im 19. Jahrhundert im Pariser Stadtteil Montmartre mit seinen Cafés und Kabaretts. Was die musikalischen Wurzeln in den schmachtenden Liebesliedern der Troubadoure und Minnesänger hatte, wurde plötzlich zum sozialkritischen Sprachrohr der Arbeiterschaft. Getragen wurden die Chansons vom Charme der französischen Sprache. Die unsterblichen Songs von Stars wie
Charles Trenet,
Jacques Brel,
Gilbert Bécaud und
Charles Aznavour oder der beiden Grand Dames de la Chanson
Édith Piaf und
Juliette Greco finden sich in den jpc-Chansoncharts.
Chansons aus deutscher Feder
Im Fahrwasser der Chansonwelle hinterließen auch Künstler aus anderen Ländern in diesem intellektuell angehauchten Genre ihre unvergesslichen Fußspuren. Als deutscher Interpret setzte
Reinhard Mey Meilensteine mit seinen verträumten und augenzwinkernden Texten. In seinem riesigen Repertoire wurde immer wieder deutlich, dass beim Chanson hierzulande eine Abgrenzung zur Liedermacherszene, zum Folk oder zum Kabarett weder möglich noch nötig war. Es ging nicht um pompöse Produktionen; es ging um das Lied und das Leben mit all seinen gefühlvollen Facetten. Und so sangen auch
Hildegard Knef,
Dalida und weitere mit dem Nimbus der Wehmut von Selbstverständlichkeiten oder von alltäglichen Tragödien. Sie erzählen Geschichten. Sie besangen Situationen, die jedem im Leben passieren oder passieren könnten.
Nouvelle Chanson – das Millennium-Comeback
Nicht erst seit der 2000er-Wende erlebt das Chanson seine Wiedergeburt. Letztlich war es niemals völlig verschwunden, hatte sich nur eine kleine Auszeit genommen. Bereits seit den 1990er-Jahren rücken Künstler und Künstlerinnen wie
Françoise Hardy die liedorientierte Musikkultur erneut in den Mittelpunkt und interpretieren sie auf moderne Weise.
Munk markiert mit seinen aktuellen Alben die Klub- und Dancefloor-Tauglichkeit. Der Franzose
Thomas Fersen spielt mit Worten und Bildern und ist für seine besondere Poesie bekannt. Und auch aus deutschen Landen kommt Besonderes: Mit ihrer Band Forêt-Noire erschafft die Berlinerin
Kitty Hoff eine Symbiose aus Jazz und Chanson. Damit tritt dieses zu neuem Leben erwachte Genre wieder mal den Beweis an, dass das Chanson sich immer wieder neu erfindet.