Karl Böhm & die Staatskapelle Dresden auf CD

Dresden, Schauplatz Semperoper im Juni 1937. Theaterferien eignen sich bestens für anderweitige Aktivitäten des Orchesters und des Chefdirigenten. Zum zweiten Mal herrscht im großen Saal des Opernhauses reger Betrieb. Stuhlreihen werden mit schallschluckenden Stoffbahnen abgedeckt, Stühle und Notenpulte werden auf die Bühne geräumt, dazwischen laufen Techniker hin und her, um Mikrophone auf Stativen und von der Decke hängend zu platzieren, Kabel werden verlegt, und in der Proszeniumsloge läuft die ganze Technik zusammen. Eine neue Aufnahmesitzung mit den Technikern der Plattenfirma Electrola aus Berlin steht bevor – und wieder einmal, nachdem man sich genau ein Jahr zuvor schon an Bruckners vierte Symphonie herangewagt hatte, stehen nun wieder zwei Weltersteinspielungen auf dem Produktionsplan: Regers Mozartvariationen und Bruckners Symphonie Nr. 5. Schallplattenaufnahmen stellen in diesen Jahren immer noch eine besondere Herausforderung dar. Anders als heute erlaubten die Schneidgeräte, die das Audiosignal von der Bühne in eine Wachsplatte hineingravierten, keine musikalischen Fehler. Zwischen drei und vier Minuten lang musste absolut fehlerfrei gespielt werden. Das war die durchschnittliche Aufnahmezeit für eine Schallplattenseite, die, anders als bei der späteren Magnetband- und heutigen Digitaltechnik, keinerlei spätere Korrekturen zuließ. Ein »Patzer« und es hieß: Zurück auf Anfang! Um auf diese Weise produzieren zu können, hatte der Tonmeister die Partitur vorher entsprechend portioniert. Markierungen zeigten haargenau, welches Teilstück als nächstes an der Reihe war.