Ludwig van Beethoven: Die Ruinen von Athen op.113
Die Ruinen von Athen op.113
Valda Wilson, Simon Bailey, Sidonie von Krosigk, Czech Philharmonic Choir of Brno, Cappella Aquileia, Marcus Bosch
CD
CD (Compact Disc)
Herkömmliche CD, die mit allen CD-Playern und Computerlaufwerken, aber auch mit den meisten SACD- oder Multiplayern abspielbar ist.
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(Komplette Schauspielmusik)
+Meeresstille und glückliche Fahrt op. 112; Opferlied op. 121b
- Künstler: Valda Wilson, Simon Bailey, Sidonie von Krosigk (Sprecherin), Czech Philharmonic Choir of Brno, Cappella Aquileia, Marcus Bosch
- Label: CPO, DDD, 2018
- Bestellnummer: 9254285
- Erscheinungstermin: 27.4.2020
- Serie: Beethoven Theatermusiken
- Gesamtverkaufsrang: 7867
- Verkaufsrang in CDs: 3501
Der literarische Beethoven
Im Mittelpunkt unserer zweiten Zusammenarbeit mit der Cappella Aquileia und Marcus Bosch zum Beethovenjahr steht die Gesamteinspielung seiner Schauspielmusik „Die „Ruinen von Athen“, die Beethoven zur Eröffnung des neuerbauten Theaters in Pest (Budapest) 1812 komponierte: Ein Gelegenheitswerk auf einen Text des damals populären Schriftstellers August von Kotzebue. Wer dieses Werk heute aufführt, steht vor einem Dilemma: Spielt man Beethovens Musik ohne den gesprochenen Text, dann reduziert man ein Werk, in dem Sprache und Musik eng miteinander verbunden sind, auf eine beliebige Folge von musikalischen Nummern. Spielt man »Die Ruinen von Athen« dagegen mit Kotzebues Text, dann konfrontiert man den Zuhörer mit einer politischen Metaphorik, die bei heutigen Zuhörern ohne Erklärung zumindest Kopfschütteln auslösen dürfte. In einer Neufassung hat Kai Weßler versucht, die für Beethoven wichtige Idee eines klassisch-humanistischen Erbes, das Pallas Athene verkörpert, zu aktualisieren und von der tagespolitischen Bedeutung (und dem ungarischen Nationalismus) zu befreien. Ziel war es einerseits, »Die Ruinen von Athen« in der Entstehungszeit mit ihren gesellschaftlichen und politischen Umbrüchen zu verorten, und anderseits, die Symbolik des Stückes (Athen als Wiege der europäischen Zivilisation usw.) neu zum Klingen zu bringen. Um eine Sprache zu finden, die dem Pathos von Beethovens Musik standhält, hat er Fragmente von Gedichten Friedrich Schillers collagenartig eingebaut. Dass Beethoven Schiller nicht nur als Dichter schätzte, sondern auch dessen Idee teilte, dass Kunst dazu da ist, als »moralische Anstalt« die Welt zu verändern (statt nur die Mächtigen zu unterhalten), muss man wohl kaum betonen. Dass der ungarische Nationalismus des Schlusses dabei ausgerechnet von einem Text aus Schillers Ode »An die Freude«, aus dem auch die Europahymne stammt, ersetzt wird, ist eine ironische Pointe am Rande, die Beethoven sicher verstanden hätte.
The Literary Beethoven
The focus of our second collaborative venture with the Cappella Aquileia and Marcus Bosch for the Beethoven Year is formed by the complete recording of The Ruins of Athens, an incidental composition penned by Beethoven for the opening of the recently constructed theater in Pest (today: Budapest) in 1812 and an occasional work set to a text by the then popular writer August von Kotzebue. Those who perform this work today are faced with a dilemma. If they perform Beethoven’s music without the spoken text, then a work in which language and music are closely intertwined is reduced to an arbitrary sequence of musical numbers. However, if they perform The Ruins of Athens with Kotzebue’s text, then they confront audiences with a political metaphor that without explanation would cause today’s listeners to shake their heads (at least) in bewilderment. In a new version Kai Weßler has endeavored to update Beethoven’s important idea of a classical-humanistic heritage embodied by Pallas Athena and to free it from the political connotations current during his times (and from Hungarian nationalism). The twofold goal was on the one hand to situate The Ruins of Athens in its time of composition during a period of social and political upheavals and on the other hand once again to render audible and intelligible the symbolism of the work (Athens as the cradle of European civilization, etc.). In order to find a language that can hold its own with the pathos of Beethoven’s music, Weßler assembled fragments from poems by Friedrich Schiller, mounting them in a collage. It hardly needs to be stressed that Beethoven not only esteemed Schiller as a poet but also shared his idea that art exists to change the world as a »moral instance« (instead of merely supporting the high and mighty). The fact that a text from Schiller’s »Ode to Joy,« the source of the European anthem, replaces the Hungarian nationalism concluding the original is an ironic marginal point that Beethoven surely would have understood.
Im Mittelpunkt unserer zweiten Zusammenarbeit mit der Cappella Aquileia und Marcus Bosch zum Beethovenjahr steht die Gesamteinspielung seiner Schauspielmusik „Die „Ruinen von Athen“, die Beethoven zur Eröffnung des neuerbauten Theaters in Pest (Budapest) 1812 komponierte: Ein Gelegenheitswerk auf einen Text des damals populären Schriftstellers August von Kotzebue. Wer dieses Werk heute aufführt, steht vor einem Dilemma: Spielt man Beethovens Musik ohne den gesprochenen Text, dann reduziert man ein Werk, in dem Sprache und Musik eng miteinander verbunden sind, auf eine beliebige Folge von musikalischen Nummern. Spielt man »Die Ruinen von Athen« dagegen mit Kotzebues Text, dann konfrontiert man den Zuhörer mit einer politischen Metaphorik, die bei heutigen Zuhörern ohne Erklärung zumindest Kopfschütteln auslösen dürfte. In einer Neufassung hat Kai Weßler versucht, die für Beethoven wichtige Idee eines klassisch-humanistischen Erbes, das Pallas Athene verkörpert, zu aktualisieren und von der tagespolitischen Bedeutung (und dem ungarischen Nationalismus) zu befreien. Ziel war es einerseits, »Die Ruinen von Athen« in der Entstehungszeit mit ihren gesellschaftlichen und politischen Umbrüchen zu verorten, und anderseits, die Symbolik des Stückes (Athen als Wiege der europäischen Zivilisation usw.) neu zum Klingen zu bringen. Um eine Sprache zu finden, die dem Pathos von Beethovens Musik standhält, hat er Fragmente von Gedichten Friedrich Schillers collagenartig eingebaut. Dass Beethoven Schiller nicht nur als Dichter schätzte, sondern auch dessen Idee teilte, dass Kunst dazu da ist, als »moralische Anstalt« die Welt zu verändern (statt nur die Mächtigen zu unterhalten), muss man wohl kaum betonen. Dass der ungarische Nationalismus des Schlusses dabei ausgerechnet von einem Text aus Schillers Ode »An die Freude«, aus dem auch die Europahymne stammt, ersetzt wird, ist eine ironische Pointe am Rande, die Beethoven sicher verstanden hätte.
Product Information
The Literary Beethoven
The focus of our second collaborative venture with the Cappella Aquileia and Marcus Bosch for the Beethoven Year is formed by the complete recording of The Ruins of Athens, an incidental composition penned by Beethoven for the opening of the recently constructed theater in Pest (today: Budapest) in 1812 and an occasional work set to a text by the then popular writer August von Kotzebue. Those who perform this work today are faced with a dilemma. If they perform Beethoven’s music without the spoken text, then a work in which language and music are closely intertwined is reduced to an arbitrary sequence of musical numbers. However, if they perform The Ruins of Athens with Kotzebue’s text, then they confront audiences with a political metaphor that without explanation would cause today’s listeners to shake their heads (at least) in bewilderment. In a new version Kai Weßler has endeavored to update Beethoven’s important idea of a classical-humanistic heritage embodied by Pallas Athena and to free it from the political connotations current during his times (and from Hungarian nationalism). The twofold goal was on the one hand to situate The Ruins of Athens in its time of composition during a period of social and political upheavals and on the other hand once again to render audible and intelligible the symbolism of the work (Athens as the cradle of European civilization, etc.). In order to find a language that can hold its own with the pathos of Beethoven’s music, Weßler assembled fragments from poems by Friedrich Schiller, mounting them in a collage. It hardly needs to be stressed that Beethoven not only esteemed Schiller as a poet but also shared his idea that art exists to change the world as a »moral instance« (instead of merely supporting the high and mighty). The fact that a text from Schiller’s »Ode to Joy,« the source of the European anthem, replaces the Hungarian nationalism concluding the original is an ironic marginal point that Beethoven surely would have understood.
Rezensionen
klassik-heute.de 06/2020: »Mit der Cappella Aquileia (so hieß Heidenheim in der Römerzeit) legt Marcus Bosch, neben anderen Verpflichtungen auch Chef der Heidenheimer Opernfestspiele, eine hochrespektable Interpretation von Beethovens Gelegenheitsarbeit vor, die sich neben der Einspielung der Berliner Philharmoniker unter Claudio Abbado nicht verstecken muß. Geschmeidigkeit und klassische Serenität bestimmen das Spiel des Orchesters.«klassik.com 10/2020: »Diese CD gehört zu den ungewöhnlichen und lohnenden Neuerscheinungen des Beethoven-Jahres. Ein regelrechter Showstopper ist der ›Chor der Derwische‹. Hinter diesem wilden Farbenspiel würde man wohl kaum einen Beethoven vermuten. Bosch vollzieht diese Nummer mit hörbarer Bedrohlichkeit und tönender Fremdheit effektvoll nach. Diese Beethoven-Lesart ist ungemein authentisch, ohne historisierend zu sein. Das Orchester ist historisch informiert, wenig Vibrato ist am Start – von einem romantisierenden Zugriff ist Bosch weit entfernt. Vielmehr ist die klassische Basis hörbar, auf der ein eigener Kosmos gedeihen kann.«
- Tracklisting
- Details
- Mitwirkende
Disk 1 von 1 (CD)
Die Ruinen von Athen op. 113 (Schauspielmusik)
- 1 Ouvertüre
- 2 Athene bin ich
- 3 Tochter des mächtigen Zeus!
- 4 Versöhnt? Mein Vater?
- 5 Ohne Verschulden Knechtschaft erdulen
- 6 Wo sind wir nur? Ist das Athen?
- 7 Du hast deines Ärmels Falten
- 8 Edler Freund!
- 9 Türkischer Marsch
- 10 Das Griechenland der Götter ist verloren
- 11 In des Herzens heilig stille Räume
- 12 Einen neuen Tempel will ich errichten
- 13 Und die neune Bürger ziehen - Schmückt die Altäre!
- 14 Herbei ihr Musen!
- 15 Mit reger Freude, die nie erkaltet
- 16 Wir tragen empfängliche Herzen im Busen
- 17 Will unser Genius noch einen Wunsch gewähren
- 18 Freude heißt die starke Feder
- 19 Heil unsrem König! Heil!
- 20 Meeresstille und glückliche Fahrt op. 112 (Kantate)
- 21 Opferlied op. 121b (Kantate)
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