Carl Nielsen: Symphonien Nr.3 & 5 auf CD

Erste Veröffentlichungen auf CD von zwei unterschätzten Nielsen-Aufnahmen. Nicht weniger als Sibelius oder Schostakowitsch wurde Nielsen in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts zu einem Verwalter und Erneuerer der klassischen symphonischen Tradition. Sowohl die dritte als auch die fünfte Sinfonie stellen hohe Anforderungen an die großen Orchester der Welt, belohnen den Hörer jedoch gleichzeitig mit ereignisreichen, immer wieder spannenden Streifzügen zu den befriedigendsten kompositorischen Problemlösungen. Die Sinfonia Espansiva tut dies durch einen herausragenden langsamen Satz, der mit einer wortlosen Vokalise von einer Mezzosopranistin und einem Bariton zu einem idyllischen Abschluss kommt, gesungen auf dieser Decca-Aufnahme von 1974 von Felicity Palmer und Thomas Allen. Dirigent war der junge, in Belgien geborene Stardirigent François Huybrechts, dessen vorherige Decca-Aufnahme mit Werken von Janacek ebenfalls von Eloquence neu aufgelegt wurde. Huybrechts gehörte zu den ersten Gewinnern des Dirigentenwettbewerbs von Dmitri Mitropoulos und sicherte sich in den 1970er Jahren mehrere US-amerikanische Posten sowie renommierte Engagements bei europäischen Ensembles wie LPO und LSO. Seine Karriere fiel danach in sich zusammen, aber dieses Paar von Decca-Aufnahmen ist die Arbeit einer kraftvoll individuellen Podiumspräsenz. Als das LSO 1974 mit der Sinfonia Espansiva ins Studio ging, war sie mit Nielsens Stil bestens vertraut, da man im Vorjahr alle sechs Symphonien mit Ole Schmidt aufgenommen hatte. Der Name Paul Kletzki hat sich dagegen in Aufnahmekatalogen und -sammlungen etabliert. Der in Polen geborene Dirigent hatte 1967 das Orchestre de la Suisse Romande von seinem Gründer und langjährigen Regisseur Ernest Ansermet übernommen. Die Nielsen-Einspielung war die letzte Aufnahme vor seinem Ausscheiden aus dem Amt im folgenden Jahr und seinem Tod 1973.