The Art of Erica Morini - American Decca, Westminster & Deutsche Grammophon Recordings auf 13 CDs

Als Erica Morini 1916 mit dem Leipziger Gewandhaus und den Berliner Philharmonikern unter Arthur Nikisch debütierte, nahmen die Kritiker keine Rücksicht auf ihr junges Alter, sondern bezeichneten ihre Arbeit als gleichwertig mit der der berühmtesten Geiger der jüngeren Generation.

Harold C. Schonberg, Musikkritiker der New York Times, bezeichnete Frau Morini einmal als »wahrscheinlich die größte Geigerin, die je gelebt hat«, obwohl ihr dieser Gedanke nicht gefiel. »Eine Geigerin ist eine Geigerin«, sagte sie, »und ich werde als solche beurteilt - nicht als Musikerin«. Als reine Musikerin erntete sie durchweg begeisterte Kritiken Kurz nach ihrem sensationellen New Yorker Debüt im Alter von siebzehn Jahren (26. Januar 1921) wurde ihr die Guadagnini-Violine überreicht. Später zog sie nach New York, um dem antisemitischen Terror in Deutschland und Österreich zu entkommen, und begann, ihren Vornamen Erica zu schreiben. 1943 wurde sie amerikanische Staatsbürgerin. In den 1950er und 1960er Jahren machte sie zahlreiche außergewöhnliche Aufnahmen für die amerikanischen Labels Decca, Westminster und Deutsche Grammophon. Ihr Konzert- , Solo- und Kammermusikrepertoire reichte von Bach bis Glazunov, und im Laufe ihrer Karriere arbeitete sie mit einigen der größten Dirigenten ihrer Zeit wie Nikisch, Furtwängler, Koussevitzky, Beecham und Strawinsky zusammen.

Neben der Guadagnini-Violine spielte Morini auch die »Davidov«-Stradivari-Violine aus dem Jahr 1727. Morinis Vater hatte sie 1924 in Paris für 10.000 Dollar für sie gekauft. Kurz vor ihrem Tod im Oktober 1995, im Alter von 91 Jahren, wurde Morinis wertvolle Davidov-Stradivari (sowie Gemälde und Briefe) aus ihrer New Yorker Wohnung in der Fifth Avenue gestohlen. Der Wert der Stradivari wurde damals auf 3, 5 Millionen Dollar geschätzt, während Morini die Geige nur für 800.000 Dollar versichert hatte. Sie starb, ohne von dem Diebstahl zu wissen. In ihrem Testament hatte sie verfügt, dass die Geige nach ihrem Tod verkauft und der Erlös an drei jüdische Wohltätigkeitsorganisationen gespendet werden solle. Das Verbrechen ist bis heute nicht aufgeklärt. Es wird bis heute vom FBI als eines der zehn größten Kunstverbrechen eingestuft.

Vier Monate nach ihrem Tod wurde Erica Morini in der Zeitschrift The Strad als »die bezauberndste Geigerin dieses Jahrhunderts« bezeichnet.

»Nicht ein Wunderkind, sondern ein Wunder«: so lautete Arthur Nikisch' Urteil über die auf romantisches Geigenrepertoire spezialisierte Virtuosin Erica Morini, welche in den 50er und 60er-Jahren des 20. Jahrhunderts zahlreiche exzellente Aufnahmen für American Decca, Westminster und Deutsche Grammophon einspielte.

Diese Aufnahmen erscheinen nun erstmals in einer Edition. 13 CDs werden von einem 44-seitigen Booklet begleitet, in welchem seltene Fotos, Abbildungen der originalen Covers und ein Essay des Spezialisten Tully Potter über Morinis Leben zu finden sind. Die Sammlung beinhaltet Aufnahmen mit bedeutenden Künstlern wie Ferenc Fricsay, Artur Rodziński und Nicholas Harsanyi. Highlights umspannen die Aufnahmen von Beethovens Violinsonaten Nr. 3, 5, 7 und 8 mit Rudolf Firkušný sowie Bachs Violinkonzerte Nr. 1 und 2.

Rezensionen

"Die 1904 in Wien geborene, hoch begabte Erica Morini gehörte schon früh zu den wenigen Geigerinnen, die sich in der ersten Hälfte des 20.​ Jahrhunderts auf dem Konzertpodium etablieren konnten.​ Diese wertig aufgemachte Edition enthält alle Aufnahmen, die Morini zwischen 1955 und 1965 für Westminster, Deutsche Grammophon und American Decca einspielte.​ So ist ein aussagekräftiges Porträt entstanden.​ Wir erleben Morini als eine tonschön und unprätentiös gestaltende Geigerin, die nie den Effekt suchte und vielen ein Vorbild war.​" (Preis der Deutschen Schallplattenkritik)