Franz Schubert: Sämtliche Klaviersonaten & Klavierwerke Vol.5 "Chaleur / Warmths"
Sämtliche Klaviersonaten & Klavierwerke Vol.5 "Chaleur / Warmths"
CD
CD (Compact Disc)
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- Klaviersonaten D. 557 & 850; Walzer D. 844 & 978; Deutsche Tänze D. 841 F-Dur & G-Dur; Hüttenbrenner-Variationen D. 576
- Künstler: Mathieu Gaudet (Klavier)
- Label: Analekta, DDD, 2020
- Bestellnummer: 11431211
- Erscheinungstermin: 26.11.2021
Der nächste Morgen war tatsächlich der Schönste
schöner Tag in der Welt und der Welt:
[das Gebirge] leuchtete und glitzerte
mit Pracht im vollen Sonnenlicht oder,
im Gegenteil, gegen das Licht.
-Franz Schubert, 1825
Zwar ist Schuberts Musik oft von gedämpfter Melancholie geprägt, doch manchmal ist sie von einem optimistischen, großzügigen Licht durchdrungen, das das Leben inbrünstig feiert. Letzteres gilt für die strahlende Sonate Nr. 16 in D-Dur, D. 850, die den letzten Teil von Schuberts Triptychon von 1825 bildet und während seiner Sommerferien in den Bergen, einem sonnendurchfluteten Monat August, komponiert wurde. Das Werk ist ein lebendiges Zeugnis von Schuberts Liebe zur Natur und der Energie, die er daraus schöpfte.
Der erste Satz ist außergewöhnlich üppig. Mit »Allegro 2 / 2, ein Perpetuum Mobile« beschriftet und wie mit einem Schlag geschrieben, strotzt es vor Energie und Einfallsreichtum. Das kurze un poco più lento e con capriccio, das das zweite Thema durchbricht, bietet einen Moment auffallender Originalität. Der zweite Satz mit der Überschrift »Andante con moto« ist vielleicht die leidenschaftlichste Klaviermusik, die Schubert je komponiert hat. Der Eröffnungsteil offenbart einen charmanten, ständig modulierenden Ländler, der die Bühne für den atemberaubenden Flug des zweiten Themas bereitet. Die charakteristischen Synkopen und harmonischen Verläufe dieses Themas erzeugen eine unvergleichliche Sinnlichkeit und tatsächlich eine Qualität unwiderstehlichen Verlangens. Ein kurzes, gedämpftes Pianissimo-Zwischenspiel verleiht diesem Satz eine Aura des Zaubers.
Das Scherzo sorgt für einen Moment seltener Intensität. Unter der Überschrift »Allegro vivace« dampft es in punktierten Rhythmen unaufhaltsam voran, mal ungestüm, mal verspielt, aber immer schadenfroh. Der Trioteil ist Schuberts allererster Sonate D. 157 nachempfunden; Homophon konzipiert, hat es fast choralen Charakter und bietet einen willkommenen Kontrast. Erst im abschließenden »Rondo, Allegro moderato« tauchen wir wieder in den bekannten Schubertschen Diskurs der Subtilität ein, irgendwo zwischen Marsch, Tanz und Lied, ständig mit Dur-Moll-Farbkontrasten spielend, deren Wirkung unbeschreiblich nostalgisch ist. Das zweite Zwischenspiel schafft einen äußerst berührenden Moment.
Die Sonate Nr. 5 in A-Dur D. 557 ist ebenso schwungvoll, wenn auch aristokratischer im Geiste als das vorherige, lustvollere Werk, und weist einen reinen, postklassischen Charakter auf, was sie zur konservativsten der sechs Sonaten von 1817 macht Dennoch ist es ein charmantes und spannendes Stück, dessen überraschender zweiter Satz vom traditionellen langsamen Tempo abweicht und dafür ein humorvolles und lebhaftes Allegretto im 2 / 4-Takt einnimmt. Seine zentrale Episode in e-Moll, die einer kleinen Toccata in Achteltriolen ähnelt, erinnert deutlich an den zweistimmigen Kontrapunkt von J. S. Bach, an den es sicherlich eine Hommage ist.
Die Variationen in a-Moll D. 576 basieren auf einem Thema von Anselm Hüttenbrenner (1794-1868), einem Mitglied des engen Kreises Schuberts. Hüttenbrenner, selbst Komponist, hatte das gleiche Thema bereits für Variationen im langsamen Satz seines eigenen Streichquartetts in E-Dur verwendet. Schubert war eine offensichtliche Hommage an den langsamen Satz von Beethovens Symphonie Nr. 7 und hatte ihn zuvor als Grundlage für sein Lied »Der Tod und das Mädchen« D. 531 verwendet. Später erscheint es auch in den Variationen des Streichquartetts d-Moll D. 810. Man kann daher mit Sicherheit sagen, dass diese Melodie Schubert noch viele Jahre lang begleiten wird.
Das Thema und die 13 Variationen sind seltsam einheitlich, kontrastreich und doch von rätselhafter Schönheit durchdrungen. Anstatt Schuberts Wiener Erbe widerzuspiegeln, scheinen sie eine Renaissance-Ästhetik dem Genre klassischer Themen und Variationen vorzuziehen. Und anstatt einen gut geplanten dramatischen Kurs einzuschlagen – Beispiele dafür haben uns Mozart und Beethoven so reichlich gegeben –, erscheint dieses Werk als eine Meditation über ein einzelnes Gefühl, wie die unruhigen Bilder eines Kaleidoskops, die man nicht müde wird, fasziniert aus neuen Blickwinkeln zu betrachten durch ihren schmerzenden Charme.
© Mathieu Gaudet
schöner Tag in der Welt und der Welt:
[das Gebirge] leuchtete und glitzerte
mit Pracht im vollen Sonnenlicht oder,
im Gegenteil, gegen das Licht.
-Franz Schubert, 1825
Zwar ist Schuberts Musik oft von gedämpfter Melancholie geprägt, doch manchmal ist sie von einem optimistischen, großzügigen Licht durchdrungen, das das Leben inbrünstig feiert. Letzteres gilt für die strahlende Sonate Nr. 16 in D-Dur, D. 850, die den letzten Teil von Schuberts Triptychon von 1825 bildet und während seiner Sommerferien in den Bergen, einem sonnendurchfluteten Monat August, komponiert wurde. Das Werk ist ein lebendiges Zeugnis von Schuberts Liebe zur Natur und der Energie, die er daraus schöpfte.
Der erste Satz ist außergewöhnlich üppig. Mit »Allegro 2 / 2, ein Perpetuum Mobile« beschriftet und wie mit einem Schlag geschrieben, strotzt es vor Energie und Einfallsreichtum. Das kurze un poco più lento e con capriccio, das das zweite Thema durchbricht, bietet einen Moment auffallender Originalität. Der zweite Satz mit der Überschrift »Andante con moto« ist vielleicht die leidenschaftlichste Klaviermusik, die Schubert je komponiert hat. Der Eröffnungsteil offenbart einen charmanten, ständig modulierenden Ländler, der die Bühne für den atemberaubenden Flug des zweiten Themas bereitet. Die charakteristischen Synkopen und harmonischen Verläufe dieses Themas erzeugen eine unvergleichliche Sinnlichkeit und tatsächlich eine Qualität unwiderstehlichen Verlangens. Ein kurzes, gedämpftes Pianissimo-Zwischenspiel verleiht diesem Satz eine Aura des Zaubers.
Das Scherzo sorgt für einen Moment seltener Intensität. Unter der Überschrift »Allegro vivace« dampft es in punktierten Rhythmen unaufhaltsam voran, mal ungestüm, mal verspielt, aber immer schadenfroh. Der Trioteil ist Schuberts allererster Sonate D. 157 nachempfunden; Homophon konzipiert, hat es fast choralen Charakter und bietet einen willkommenen Kontrast. Erst im abschließenden »Rondo, Allegro moderato« tauchen wir wieder in den bekannten Schubertschen Diskurs der Subtilität ein, irgendwo zwischen Marsch, Tanz und Lied, ständig mit Dur-Moll-Farbkontrasten spielend, deren Wirkung unbeschreiblich nostalgisch ist. Das zweite Zwischenspiel schafft einen äußerst berührenden Moment.
Die Sonate Nr. 5 in A-Dur D. 557 ist ebenso schwungvoll, wenn auch aristokratischer im Geiste als das vorherige, lustvollere Werk, und weist einen reinen, postklassischen Charakter auf, was sie zur konservativsten der sechs Sonaten von 1817 macht Dennoch ist es ein charmantes und spannendes Stück, dessen überraschender zweiter Satz vom traditionellen langsamen Tempo abweicht und dafür ein humorvolles und lebhaftes Allegretto im 2 / 4-Takt einnimmt. Seine zentrale Episode in e-Moll, die einer kleinen Toccata in Achteltriolen ähnelt, erinnert deutlich an den zweistimmigen Kontrapunkt von J. S. Bach, an den es sicherlich eine Hommage ist.
Die Variationen in a-Moll D. 576 basieren auf einem Thema von Anselm Hüttenbrenner (1794-1868), einem Mitglied des engen Kreises Schuberts. Hüttenbrenner, selbst Komponist, hatte das gleiche Thema bereits für Variationen im langsamen Satz seines eigenen Streichquartetts in E-Dur verwendet. Schubert war eine offensichtliche Hommage an den langsamen Satz von Beethovens Symphonie Nr. 7 und hatte ihn zuvor als Grundlage für sein Lied »Der Tod und das Mädchen« D. 531 verwendet. Später erscheint es auch in den Variationen des Streichquartetts d-Moll D. 810. Man kann daher mit Sicherheit sagen, dass diese Melodie Schubert noch viele Jahre lang begleiten wird.
Das Thema und die 13 Variationen sind seltsam einheitlich, kontrastreich und doch von rätselhafter Schönheit durchdrungen. Anstatt Schuberts Wiener Erbe widerzuspiegeln, scheinen sie eine Renaissance-Ästhetik dem Genre klassischer Themen und Variationen vorzuziehen. Und anstatt einen gut geplanten dramatischen Kurs einzuschlagen – Beispiele dafür haben uns Mozart und Beethoven so reichlich gegeben –, erscheint dieses Werk als eine Meditation über ein einzelnes Gefühl, wie die unruhigen Bilder eines Kaleidoskops, die man nicht müde wird, fasziniert aus neuen Blickwinkeln zu betrachten durch ihren schmerzenden Charme.
© Mathieu Gaudet
- Tracklisting
- 1 Track 1
- 2 Track 2
- 3 Track 3
- 4 Track 4
- 5 Track 5
- 6 Track 6
- 7 Track 7
- 8 Track 8
- 9 Track 9
- 10 Track 10
- 11 Track 11
- 12 Track 12
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