Hans Winterberg: Kammermusik Vol.2
Kammermusik Vol.2
CD
CD (Compact Disc)
Herkömmliche CD, die mit allen CD-Playern und Computerlaufwerken, aber auch mit den meisten SACD- oder Multiplayern abspielbar ist.
- Streichquartette Nr. 2-4
- Künstler: Amernet String Quartet
- Label: Toccata, DDD, 2022
- Bestellnummer: 11152132
- Erscheinungstermin: 3.3.2023
Das Leben des in Prag geborenen Komponisten Hans Winterberg (1901-91) liest sich wie die Skizze eines Krimis. Nachdem er als tschechischer Jude die Internierung im Ghetto Theresienstadt (Terezín) überlebt hatte, ließ er sich nach dem Krieg als deutscher Staatsbürger in München nieder, und seine Musik wurde mehrfach gesendet.
Nach seinem Tod verschwand sein Nachlass in den Tresoren eines Forschungsinstituts, wurde unter Embargo gestellt und tauchte erst 2015 wieder auf, als Aufnahmen und Aufführungen ihn als eine der wichtigsten tschechischen Stimmen des zwanzigsten Jahrhunderts offenbarten.
Diese erste Einspielung von drei seiner vier Streichquartette - deren Sprache von Janácek und Schönberg abgeleitet ist und deren volksmusikalische Wurzeln durch die tschechische Moderne der Jahrhundertmitte gebrochen werden - bestätigen Winterbergs Ansehen und unterstreichen seine Bedeutung als einsamer Überlebender der Gruppe junger tschechischer Komponisten, deren unendliches Versprechen im Holocaust ausgelöscht wurde.
Nach seinem Tod verschwand sein Nachlass in den Tresoren eines Forschungsinstituts, wurde unter Embargo gestellt und tauchte erst 2015 wieder auf, als Aufnahmen und Aufführungen ihn als eine der wichtigsten tschechischen Stimmen des zwanzigsten Jahrhunderts offenbarten.
Diese erste Einspielung von drei seiner vier Streichquartette - deren Sprache von Janácek und Schönberg abgeleitet ist und deren volksmusikalische Wurzeln durch die tschechische Moderne der Jahrhundertmitte gebrochen werden - bestätigen Winterbergs Ansehen und unterstreichen seine Bedeutung als einsamer Überlebender der Gruppe junger tschechischer Komponisten, deren unendliches Versprechen im Holocaust ausgelöscht wurde.
Rezensionen
"'Nationalität? Was ist denn das für ein rückständiger, verquerer Begriff?' Kaum ein Satz könnte den Komponisten Hans (bzw. Hanuš) Winterberg und seine Musik treffender charakterisieren als dieser. Winterberg selbst hat ihn geäußert, als er gegen Ende seines Lebens von einem Journalisten nach seiner Herkunft befragt wurde. Diese könnte multikultureller fast nicht sein: geboren 1901 in Prag als Kind deutsch sprechender jüdischer Eltern, dann tschechischer Staatsbürger, 1930 Eheschließung mit der Katholikin Maria Maschat, 1944 Zwangsscheidung „im Sinne des Reichsehegesetzes“, am 26. Januar 1945 Deportation ins Ghetto Theresienstadt, befreit am 8. Mai, Rückkehr zunächst nach Prag, 1947 dann Emigration nach Bayern, wo er als „Sudetendeutscher“ gelabelt und geehrt wird. Am 10. März 1991 stirbt Winterberg, von der Musikwelt weitgehend vergessen, im Oberbayerischen Stepperg. Dass wir uns heute wieder an Winterberg erinnern, haben wir vor allem einer Person zu verdanken: seinem Enkel Peter Kreitmeir. Er recherchiert, trägt Kopien von Partituren zusammen, vor allem aus dem Sudetendeutschen Musikinstitut, wo Weinbergs Nachlass förmlich „begraben“ liegt und wo man ihm Steine bei der Sichtung des Nachlasses in den Weg legt. Kreitmeir gibt nicht auf, holt Freunde und Unterstützer ins Boot, unter anderem Gerold Gruber, Gründer und Leiter von „exil.arte – Zentrum für verfolgte Musik“ an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, sowie Frank Harders-Wuthenow vom Musikverlag Boosey & Hawkes und zugleich Gesellschafter des CD-Labels Eda-Records, das sich die Veröffentlichung verfemter Musik auf die Fahnen geschrieben hat. Gemeinsam treiben Sie das Winterberg-Projekt voran. Im September dieses Jahres erschien bei „Boosey“ die erste gedruckte Partitur: Sonate für Cello & Klavier von 1951. Schon Ende 2018 hatte Toccata Classics diese Sonate (nebst weiteren Kammermusikwerken) auf einer – fantastischen! – CD vorgelegt. 2019 und 2021 folgten dort zwei weitere Alben mit Klaviermusik. 2022 brachte Capriccio ein Album mit ausgewählter Orchestermusik heraus. Das – vorläufig – „letzte Wort“ in Sachen Winterberg-CDs hat nun das in den USA beheimatete Amernet String Quartet „gesprochen“. Auf spieltechnisch höchstem Niveau präsentieret das Ensemble die Quartette 2 (1942), 3 (1957) und 4 (1961). Was zum Zeitpunkt der Aufnahme (2022) nicht bekannt war: das hier als dreisätziges Werk erklingende Quartett Nr. 2 hat vier Sätze. Wie „Boosey“ mir mitteilte, ist der Finalsatz erst kürzlich in einem Nachlass entdeckt worden. Dass wir es hier also „nur“ mit einem Torso zu tun haben, schmälert die Entdeckungslust beim Hören der fulminanten CD kaum. Diese von tschechisch-böhmischen und europäischen Avantgarde-Techniken wie Dodekaphonie gleichermaßen inspirierte, dabei sehr eigenständige und immer spielfreudige Musik darf und muss in einem Atemzug mit Quartetten von Martinů, Weinberg oder Schönberg genannt werden. Die gute Nachricht zum Schluss: sowohl Toccata Classics als auch Eda Records planen weitere CD-Einspielungen mit Musik des transnationalen Juden Hans Winterberg." (Musik & Theater, Burkhard Schäfer)- Tracklisting
- Details
- Mitwirkende
Disk 1 von 1 (CD)
Streichquartett Nr. 2 (1942)
- 1 1. (ohne Satzbezeichnung)
- 2 2. Molto tranquillo
- 3 3. Tempo scherzando, poco moderato
Streichquartett Nr. 3 (1957)
- 4 1. Allegro moderato
- 5 2. Andante pastoral, molto moderno e misterioso
- 6 3. Presto
Streichquartett Nr. 4 (1961)
- 7 1. Mäßig schnell
- 8 2. Intermezzo: Andantino (Viertel = 79)
- 9 3. Ziemlich schnell (Viertel = 162)