Joep Franssens: Klavierkonzert "Journey under brilliant Skies" auf 2 CDs

Journey Under Brilliant Skies (2021) ist fast eine Studie über die Rolle des Pianisten innerhalb des Stücks. Der Solist ist die treibende Kraft hinter dem Ensemble und in dieser Rolle spricht er fast ununterbrochen, außer zu Beginn des zweiten Satzes, wo er schweigt. Dabei ist es wichtig, dass der Grad der Präsenz des Solisten ständig schwankt. Dieses Konzept führt zu einer allgemeinen Verschmelzung der Rollen, bei der Solist und Orchester in völliger Harmonie agieren. Das wird gleich beim ersten Auftritt des Orchesters deutlich: Der Auftritt kommt unerwartet, mitten im Solo des Pianisten, aber er unterbricht oder dominiert nicht. Obwohl die Musik anfangs ein entferntes Echo von Bach hervorruft, hat Joep Franssens diesen Einfluss voll und ganz an seine eigene Zeit angepasst: Die vielen Taktwechsel folgen der natürlichen Länge der asymmetrischen melodischen Phrasen innerhalb eines mitreißenden, fast endlosen Rahmens kontinuierlichen Pulses, in dem die Orchestrierung warm, üppig und großzügig ist. Der hoffnungsvolle Eröffnungssatz löst sich gleichsam in Luft auf, als wäre der Klang nach der Flut verebbt; es ist nicht verwunderlich, dass der Komponist viel Zeit an der Küste verbringt, wo er die ultimative Verbindung zwischen Mensch und Natur erlebt. Hin und wieder überlagert der Klang des Orchesters die vielen Töne des Solisten, die durch die Art und Weise, wie sie mit dem Orchester verschmelzen, fast nicht wahrnehmbar sind. Dies geschieht jedoch so natürlich wie die Gezeiten an einem Strand, der Stunden später wie neugeboren wieder auftaucht: Die kontinuierliche Bewegung im Orchester wird durch den allein spielenden Pianisten am Ende des ersten Satzes plötzlich kristallklar hörbar gemacht.