Luigi Boccherini: Sämtliche Violinsonaten Vol.1 auf 5 CDs

Der Beginn einer neuen Reihe bei Brilliant Classics: historisch informierte Darstellungen der Violinsonaten eines Meisters der Klassik mit dem Charme und den Erfindungen des Rokoko.

Boccherini, noch Mitte 20, widmete seine Violinsonaten op. 5 der Pariser Klaviersolistin Mme. Brillon de Jouy. Infolgedessen ist das Tasteninstrument ein mehr als ebenbürtiger Partner bei den auffälligsten Kompositionen im Stil der Sonaten für Klavier und Violine von Mozart und Beethoven. Boccherini selbst schätzte diese Werke so sehr, dass er im Laufe seiner Karriere immer wieder auf sie zurückgriff. Sätze aus diesen Sonaten erscheinen in umgearbeiteter Form in anderen Kammermusikwerken und Sinfonien.

Die anderen hier aufgeführten Sonaten entstanden später in Boccherinis Karriere als Bearbeitungen anderer Werke Boccherinis, die von Verlegern angefertigt wurden, die aus dem Ruhm und dem Fleiß eines Komponisten Kapital schlagen wollten, der in ganz Europa für seine attraktive melodische Geläufigkeit bekannt war. Andere Sonaten wurden geschickt aus seinen zahlreichen Streichquintetten zusammengestellt; sie machten Boccherinis Musik auch denjenigen zugänglich, die die Ensemblewerke nicht in ihren Originalversionen aufführen konnten.

Brilliant Classics hat mit seiner 37-CD-Edition (jpc 2883759) die in der internationalen Presse hervorragende Kritiken erhielt, die bisher umfangreichste Sammlung von Boccherinis Werken auf Schallplatte vorgelegt. Dieses neue Set von Violinsonaten ist eine unverzichtbare Ergänzung für die Boccherini-Bibliothek von Sammlern. Jedes neue Album des auf historischen Instrumenten spielenden Geigers Igor Ruhadze wurde ebenfalls von der Kritik gelobt, nicht zuletzt durch seine regelmäßige Zusammenarbeit mit der in Russland geborenen Pianistin und Cembalistin Alexandra Nepomnyashchaya. Ihre Aufnahme der Violinsonaten op. 1 von F. Geminiani wurde von der Kritik sehr gelobt.

Luigi Boccherini wurde am 19. Februar 1743 in der italienischen Stadt Lucca in der Toskana als Sohn von Leopoldo Boccherini, einem Cellisten und Kontrabassisten, geboren. Der junge Luigi erhielt seinen ersten Musikunterricht bei seinem Vater und am Seminario di San Giovanni in Lucca. Das Cello sollte sein Instrument werden. Im Alter von zehn Jahren war er offenbar schon so weit fortgeschritten, dass ihn sein Vater Ende 1753 zu weiteren Studien nach Rom schickte, wo er möglicherweise bis 1756 blieb. Abgesehen von einem kurzen Aufenthalt in Wien um 1760 blieb er in Lucca, bis er im Frühjahr 1768 nach Paris aufbrach, dem vielleicht wichtigsten musikalischen Zentrum jener Zeit. Noch im selben Jahr ging er nach Spanien, wo er den Rest seines Lebens bis zu seinem Tod am 28. Mai 1805 blieb.

Die Komponisten der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts gestalteten ihre Violinmusik in der Regel in Form einer Sonate für Violine und Basso continuo: die Violine übernahm den Solopart, der Continuo die Begleitung. Der Generalbass wurde meistens von einem Cembalo und einem Cello gespielt, entweder zusammen oder nur von einem der beiden. Im Laufe des Jahrhunderts verschwand der Continuo als Begleitung allmählich und wurde durch ein anderes Modell ersetzt: die Sonate für Tasteninstrumente mit Violinbegleitung. In einer solchen Sonate war die Rolle der Violine gegenüber der Klavierstimme zweitrangig, aber es gibt zahlreiche Beispiele mit recht interessanten Violinstimmen (Mozart!).

In Boccherinis Violinsonaten ist der Klavierstil sehr idiomatisch, mit Tonleitern, Dreiklängen, gebrochenen Oktaven und komplementären Rhythmen, während die Violine als Begleitung des Klaviers dient.

Igor Ruhadzes Brilliant Classics-Aufnahme der Sonaten von Locatelli wurde von Gramophone sehr gelobt: »Das Spiel ist elegant und geschmeidig, der Streicherklang warm und die Architektur der einzelnen Sätze durchdacht ausgearbeitet. All dies sorgt für eine angenehme Stimmung und ein angenehmes Hörerlebnis. Die üppigeren Stücke werden brillant und zuweilen atemberaubend gespielt«. Fanfare begrüßte Ruhadses Album mit Konzerten von Jean-Marie Leclair ebenso enthusiastisch: »Das Spiel ... ist wirklich erstklassig ... der robuste Klang der Gruppe täuscht über ihre geringe Anzahl hinweg ... es ist schwer, bei einem so guten Spiel zu widersprechen«.