Helmut Lachenmann: Notturno ("Musik für Julia") für Cello & kleines Orchester auf CD

Der 1935 geborene Helmut Lachenmann hat u. a. bei Luigi Nono studiert und gilt für das Gros der Musikexperten als der größte und innovativste lebende deutsche Komponist der Gegenwart. Es mag überraschen, dass Helmut Lachenmann, der sich stets auf den bürgerlichen Kulturbetrieb in Europa konzentrierte, gerade den japanischen Philosophen Kitaro Nishida für sein neuestes Orchesterstück NUN bemüht. Dennoch haben beide eine Schnittmenge gemeinsamen Denkens: es geht um die Reinigung des hörenden und schaffenden Ichs – um seine Befreiung von der Ausbeutung der Kunst durchs Geschäft. Der Komponist betrachtet das Werk als Anhang zu seiner 1997 uraufgeführten Oper Das Mädchen mit den Schwefelhölzern. Das mit dem Klangforum Wien aufgenommene Orchesterstück Notturno markierte einen entscheidenden Wendepunkt im Schaffen des Komponisten, in dem sich eine neue, kompositorische Ästhetik ausbildet, die über Jahrzehnte eine der profiliertesten Positionen darstellen wird.

Rezensionen

D. Wieschollek in FonoForum 4 / 02: »Man könnte meinen, dass Lachenmanns ›Traum von der freien Setzung‹ in Erfüllung gegangen wäre, wüsste man nicht, dass diese Musik gerade aus der Unmöglichkeit dieser Utopie ihre ambivalente Spannung bezieht. Wieder einmal kann man sich an der spannungsgeladenen Darstellung und der mikroskopischen Klangbrillanz nicht satthören.«