Restorations: LP3 auf LP

Bruce Springsteen trifft Hot Snakes. Swans covern Pink Floyd. Je waghalsiger die Vergleiche zu Restorations »LP3«, desto besser, findet die Band aus Philadelphia. Denn trotz ihres erwachsenen Alters sträuben sich die fünf Musiker wie trotzige Teenager gegen den auferlegten Genre-Hausarrest. Rebellisch, aber immer äußerst klug und wohlüberlegt kommen die neun neuen Songs daher – und sind dabei so wahnsinnig gut produziert, dass sie auch aus einer Blechbüchse heraus den Raum mit ihren bombastischen Klängen komplett einnehmen könnten.

Dabei ist »LP3« nicht einfach die gut durchgeschüttelte Mischung aus allen Einflüssen, sondern vielmehr eine Kollision, der Aufprall bei einer Geschwindigkeit von mehreren hundert Stundenkilometern, Shoegaze und Hardcore auf einem Achterbahnsitz mit Post-Punk und Americana. Man vergleiche zum Beispiel den nahezu unverfroren klassischen Rock-Sound des Openers »Wales« mit der subtilen, textfokussierten Herangehensweise im direkt folgenden »Separate Songs« – ganz klar die selben klugen Köpfe, die hier am Werk waren und doch so unterschiedliche Geister, denen sie da neues Leben einhauchen.

Für die Aufnahmen zu »LP3«, dessen Titel der minimalistischen Namensgebung seiner Vorgänger folgt, sind Restorations ins Miner Street Studio in ihrer Heimatstadt zurückgekehrt, um mit Freund Jonathan Low (The National, Surfjan Stevens...) den großen Plan zu verfolgen: Jedes Instrument noch größer, lauter und wagemutiger aufzunehmen als auf den vorigen Releases – mission accomplished! Nicht zuletzt die ebenso erfolgreiche als auch abenteuerliche Europa-Tour zusammen mit ihren australischen Freunden The Smith Street Band im Frühjahr 2014 dürfte einiges an Energie und Kreativität zum Schaffensprozess beigesteuert haben.

Kraftvolles Songwriting und viele kluge, aber niemals lehrerhaft dozierende Worte – mit »LP3« prügeln sich die charmanten Intelligenzbestien Restorations ein weiteres Mal überraschend kraftvoll in unsere Herzen.