Die Andere Seite: Epithymia
Neues von Tom Schilling
Vor genau 5 Jahren ist Tom Schilling mit dem Debüt seines Projekts Tom Schilling & The Jazz Kids durchgestartet.
2022 weiß der Berliner Songwriter mit dem ersten Album seines neuen Projekts Die Andere Seite zu überraschen. »Epithymia« erscheint als CD sowie LP und lässt in seiner Bedeutung Spannendes erahnen.
Epithymia
CD
CD (Compact Disc)
Herkömmliche CD, die mit allen CD-Playern und Computerlaufwerken, aber auch mit den meisten SACD- oder Multiplayern abspielbar ist.
Derzeit nicht erhältlich.
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- Label: Virgin, 2022
- Erscheinungstermin: 22.4.2022
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*** Digisleeve
Über "Epithymia": Man hatte es ja schon am Cover-Artwork der Berliner Künstlerin Natalie Huth erkannt und weiß es todsicher nach den ersten paar Liedern: „Epithymia“, das neue Album von Die Andere Seite, ist eine faszinierende, aber keine fröhliche Angelegenheit. Die zehn Songs lassen einen schnell an Referenzen mit klangvollen Namen denken.
„Das Lied vom Ich“ zum Beispiel ist abgründig und hypnotisch, die Percussions und die Gitarren entwickeln eine ähnliche Dynamik, wie sie Michael Gira mit seiner Band Swans zelebriert. „Aljoscha“ wiederum ist eine reine Folkballade, bei der das leichte, schöne Spiel der Gitarre das Drama um Aljoschas Kindheit ohne Liebe ein wenig erträglicher macht. Hier hört man raus, was Tom Schilling – Sänger, Texter und Songwriter der Band – schon vor einigen Jahren in einem Interview sagte: „Mir sind einfach strukturierte Songs nah – russische Volkslieder zum Beispiel oder Stücke von Hank Williams und Bob Dylan.“
„Die Königin“ klingt eingängig, aber auch dunkel, setzt auf ein Klavier in Moll und Interpol-Gitarren. „Gera“ ist eine Velvet-Underground-Hommage mit Ansage, „Bitter & Süß“ setzt aufschleppende Drums und diese leicht bluesigen, zugleich grollenden und wunderschönen Gitarren, die viele Stücke der Band Madrugada auszeichnen. „Heller Schein“ wiederum begann als Verneigung vor Franz Schubert, für dessen Musik Schilling eine tiefe Liebe und Faszination verspürt. Die „Ballade vom Eisenofen“ – eine moderne Gebrüder-Grimm-Interpretation – lässt in den letzten Minuten des Albums noch einmal das ganz große Drama zu, schraubt sich zu lärmenden Momenten hoch, bei denen man sich eine nebelverwehte Bühne in einem alten Theater wünscht und einen Tom Schilling, der wie ein diabolischer Märchenerzähler im grellen Licht eines Scheinwerfers mit ausgebreiteten Armen diese dunkle Geschichte von Narzissmus und Einsamkeit wehklagt.
Das Thema von „Epithymia“– das wissen die Expertinnen der griechischen Mythologie vielleicht schon – ist nämlich „die Sehnsucht und das unstillbare Verlangen.“ "Wenn man dieses unstillbare Gefühl in sich trägt, erlebt man vieles intensiver, aber man fühlt sich oft auch fremd und heimatlos in dieser Welt. Ich habe mich oft gefragt, ob dieses Sehnen durch frühkindliche Prägung entsteht, oder einem das einfach durch eine höhere Macht mitgegeben wird. Ich habe darauf keine Antwort. Ich weiß nur, dass der Kern meiner Sehnsucht, letztlich der Wunsch nach innerem Frieden ist. Nach dem Ankommen. Dem Nichts. Zu Ende gedacht also vielleicht die Sehnsucht nach dem Tod.“ Es hilft, dass Tom Schilling über diese Gedanken mit einer hörbaren Euphorie für sein Musikmachen spricht. Und klarstellt: „Man sollte auf dem Album nicht 1: 1 denken, dass alles autobiografisch ist. Aber, so viel kann ich schon sagen: Als ich diese Lieder 2019 schrieb, ging es mir nicht besonders gut.“ Wieder eine bittere Ironie, dass es für manche Menschen Sinnkrisen und depressive Phasen braucht, um daraus Musik zu machen, die einen mit Stolz und Euphorie erfüllt.
„Epithymia“ ist ein besonderes, ein intensives, ein herausforderndes Album. Was nicht nur für die Musik gilt. Denn für das Artwork fand Tom Schilling eine Künstlerin, die seiner Arbeit und seinen Gedanken sehr nahesteht. Natalie Huth, die aus alten Zeitschriften, Zeitungen und Fotografien dunkle, mal Angst einflößende, mal romantische Collagen fertigt, hat nicht nur das Album-Cover gestaltet – sie wird auch die Singles bebildern und die Live-Premiere von „Epithymia“ mit einer Ausstellung begleiten. Sie sagt – und liegt damit sehr nah an Schillings Intentionen: „Wenn ich mir das Album anhöre und den Bogen zu meinen Arbeiten schlage, steht es für eine unstillbare Sehnsucht, die vielerlei Gesichter haben kann. Und es steht für mich auch für das Verzweifeln an der Unmöglichkeit, dieses Sehnen zu befriedigen. ‚Die Andere Seite‘ ist für mich die dunkle Seite. Die verborgene, verdrängte, unheimliche, ignorierte, schmerzende, unangenehme Seite, die an die Oberfläche drängt, weil sie gesehen werden will.“
„Das Lied vom Ich“ zum Beispiel ist abgründig und hypnotisch, die Percussions und die Gitarren entwickeln eine ähnliche Dynamik, wie sie Michael Gira mit seiner Band Swans zelebriert. „Aljoscha“ wiederum ist eine reine Folkballade, bei der das leichte, schöne Spiel der Gitarre das Drama um Aljoschas Kindheit ohne Liebe ein wenig erträglicher macht. Hier hört man raus, was Tom Schilling – Sänger, Texter und Songwriter der Band – schon vor einigen Jahren in einem Interview sagte: „Mir sind einfach strukturierte Songs nah – russische Volkslieder zum Beispiel oder Stücke von Hank Williams und Bob Dylan.“
„Die Königin“ klingt eingängig, aber auch dunkel, setzt auf ein Klavier in Moll und Interpol-Gitarren. „Gera“ ist eine Velvet-Underground-Hommage mit Ansage, „Bitter & Süß“ setzt aufschleppende Drums und diese leicht bluesigen, zugleich grollenden und wunderschönen Gitarren, die viele Stücke der Band Madrugada auszeichnen. „Heller Schein“ wiederum begann als Verneigung vor Franz Schubert, für dessen Musik Schilling eine tiefe Liebe und Faszination verspürt. Die „Ballade vom Eisenofen“ – eine moderne Gebrüder-Grimm-Interpretation – lässt in den letzten Minuten des Albums noch einmal das ganz große Drama zu, schraubt sich zu lärmenden Momenten hoch, bei denen man sich eine nebelverwehte Bühne in einem alten Theater wünscht und einen Tom Schilling, der wie ein diabolischer Märchenerzähler im grellen Licht eines Scheinwerfers mit ausgebreiteten Armen diese dunkle Geschichte von Narzissmus und Einsamkeit wehklagt.
Das Thema von „Epithymia“– das wissen die Expertinnen der griechischen Mythologie vielleicht schon – ist nämlich „die Sehnsucht und das unstillbare Verlangen.“ "Wenn man dieses unstillbare Gefühl in sich trägt, erlebt man vieles intensiver, aber man fühlt sich oft auch fremd und heimatlos in dieser Welt. Ich habe mich oft gefragt, ob dieses Sehnen durch frühkindliche Prägung entsteht, oder einem das einfach durch eine höhere Macht mitgegeben wird. Ich habe darauf keine Antwort. Ich weiß nur, dass der Kern meiner Sehnsucht, letztlich der Wunsch nach innerem Frieden ist. Nach dem Ankommen. Dem Nichts. Zu Ende gedacht also vielleicht die Sehnsucht nach dem Tod.“ Es hilft, dass Tom Schilling über diese Gedanken mit einer hörbaren Euphorie für sein Musikmachen spricht. Und klarstellt: „Man sollte auf dem Album nicht 1: 1 denken, dass alles autobiografisch ist. Aber, so viel kann ich schon sagen: Als ich diese Lieder 2019 schrieb, ging es mir nicht besonders gut.“ Wieder eine bittere Ironie, dass es für manche Menschen Sinnkrisen und depressive Phasen braucht, um daraus Musik zu machen, die einen mit Stolz und Euphorie erfüllt.
„Epithymia“ ist ein besonderes, ein intensives, ein herausforderndes Album. Was nicht nur für die Musik gilt. Denn für das Artwork fand Tom Schilling eine Künstlerin, die seiner Arbeit und seinen Gedanken sehr nahesteht. Natalie Huth, die aus alten Zeitschriften, Zeitungen und Fotografien dunkle, mal Angst einflößende, mal romantische Collagen fertigt, hat nicht nur das Album-Cover gestaltet – sie wird auch die Singles bebildern und die Live-Premiere von „Epithymia“ mit einer Ausstellung begleiten. Sie sagt – und liegt damit sehr nah an Schillings Intentionen: „Wenn ich mir das Album anhöre und den Bogen zu meinen Arbeiten schlage, steht es für eine unstillbare Sehnsucht, die vielerlei Gesichter haben kann. Und es steht für mich auch für das Verzweifeln an der Unmöglichkeit, dieses Sehnen zu befriedigen. ‚Die Andere Seite‘ ist für mich die dunkle Seite. Die verborgene, verdrängte, unheimliche, ignorierte, schmerzende, unangenehme Seite, die an die Oberfläche drängt, weil sie gesehen werden will.“
Rezensionen
»Nun hat Schilling seine Band in Die Andere Seite umbenannt. Der einem Alfred-Kubin-Roman entlehnte Name passt ungleich besser, ist er doch so geheimnisvoll und transzendent wie die Musik auf dem neuen Album Epithymia („Begierde”). Chanson- und Folk-Elemente sind weiter vorhanden, doch Epithymia ist insgesamt rockiger. Es gibt schwere E-Gitarren, manches geht in Richtung Industrial- und Gothic Rock.« (Good Times, April/Mai 2022)- Tracklisting
Disk 1 von 1 (CD)
- 1 Das Lied vom Ich
- 2 Aljoscha
- 3 Bitter & süß
- 4 Heller Schein
- 5 Die Weide
- 6 Gera
- 7 Die Königin
- 8 Ins Nichts
- 9 Als wärs das letzte Mal
- 10 Ballade vom Eisenofen