Christin Nichols: Rette sich, wer kann!
Rette sich, wer kann!
LP
LP (Long Play)
Die gute alte Vinyl - Langspielplatte.
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- Label: My Own Party, 2024
- Bestellnummer: 11694650
- Erscheinungstermin: 22.3.2024
Wir sehen es. Wir sehen manchmal gar nichts mehr vor lauter Wellengang, aber wenn sich der Sturm dann beruhigt, merken wir: Es war mal wieder nur ein Weltuntergang, den wir überlebt haben. Dann steuert das Boot in den nächsten Hafen. Man ist diesen Momenten unendlich allein. Aber am Ende doch irgendwie: In Ordnung. Versichert uns Christin Nichols.
Und sie muss es wissen. Es ist schon ein bisschen unverschämt, was diese Frau in einem einzigen Leben so alles unterbringt. Immerhin ist die Berlinerin nicht nur Musikerin, sondern auch Schauspielerin mit Fernseh- und Theatererfahrung, Synchronsprecherin und hauptberufliches badass girl, das dem blöden System nur zu gern mit Killerlächeln den Mittelfinger zeigt. Das Wundervollste an ihr ist allerdings, dass sie noch nicht mal so tut, als ob dabei immer alles perfekt laufe. Nichols’ Solodebütalbum “I’m Fine”, erschienen Anfang 2022, war genau das Album, das die Gitarrenmusik in Deutschland dringend brauchte: gnadenlos souverän, aber immer auch durchlässig und zart, wütend und wehmütig, dazu voller großer Melodien und Songs, die von der Netz- und Popkultur der Gegenwart genauso beeinflusst sind wie von Postpunk und Wave. Publikationen wie Spiegel Online, Zeit Online, der Musikexpress, Die Brigitte, die Cosmopolitain, Radio 1 , Flux FM und viele weitere geile Medien waren voll des Lobes, und das mit allem verdammten Recht der Welt: “Im Fine” pustete einem den müden Kopf frei, weil man das Gefühl hatte, einer Frau zuhören zu können, die gerade ihre ganz eigene Definition von Stärke findet.
Wie kraftvoll (und, sorry: einfach nur geil) es klingen kann, offen mit Momenten der Verletzlichkeit umzugehen, beweist einmal mehr mit ihren neuen Songs. Mal klingen sie nach Aufbruch, mal nach großen Gedanken nachts um 3, dann wieder scheinen sie aus den Tagen des “Paisley Underground” in die Gegenwart zu wehen. Noch mutiger als für ihr erstes Soloalbum nach der Karriere mit Prada Meinhoff musste Nichols nun sein, noch kompromissloser. Jedem Anfang mag der berühmte Zauber innewohnen, schon klar, aber am Ende braucht man im Leben vor allem für die Langstrecke so richtig Eier. Weit wie noch nie, sagt Nichols, musste sie sich aus ihrer Komfortzone wagen. Obwohl das Angst machte. Aber: Da wo die Angst ist, da geht es lang.
Nichols probierte neue Sounds an wie Kleider. Und diese Kleider stehen ihnen gut, den großen Themen des Albums, die immer auch Nichols‘ Lebensthemen sind: Feminismus, Hedonismus, Aktivismus. Selbstliebe. Zu der gehört auch, nur auf sich zu hören, den eigenen Ideen vertrauen. Wobei: Ganz allein ist Nichols, die auf jeder Bühne und in jeder Bar eine Art ganz natürliches Kraftfeld um sich zu erzeugen weiß, natürlich nie. Erneut hat sie mit Stefan Ernst zusammengearbeitet, Simeon Cöster von Isolation Berlin saß am Schlagzeug. Ein Feature mit Olli Schulz ist entstanden. Das jedoch auf seinem Album erscheint.
Wie schön eine Welt aussehen könnte, in der alle gemeinsam mit Bierchen, Kippe und viel Liebe an den Grundfesten des Patriarchats rütteln, kann man sich auf Nichols’ Konzerten anschauen. Jede ihrer Liveshows ist eine große, glitzernde Partys der Solidarität, ihr neues Album fühlt sich an wie ein Abend mit der besten Freundin, wenn man ihn am dringendsten braucht: wärmend, ehrlich. Todesspaßig und tieftraurig. Wenn der Weltuntergang vorbei ist, nimmt Nichols auf ihrem Boot alle mit, die mitfahren wollen. Vielleicht braucht man nicht mal einen sicheren Hafen, sondern fährt gemeinsam einfach weiter. Immer auf der Suche nach Antworten, die man eigentlich gar nicht braucht. Weil alles schon da ist.
Und sie muss es wissen. Es ist schon ein bisschen unverschämt, was diese Frau in einem einzigen Leben so alles unterbringt. Immerhin ist die Berlinerin nicht nur Musikerin, sondern auch Schauspielerin mit Fernseh- und Theatererfahrung, Synchronsprecherin und hauptberufliches badass girl, das dem blöden System nur zu gern mit Killerlächeln den Mittelfinger zeigt. Das Wundervollste an ihr ist allerdings, dass sie noch nicht mal so tut, als ob dabei immer alles perfekt laufe. Nichols’ Solodebütalbum “I’m Fine”, erschienen Anfang 2022, war genau das Album, das die Gitarrenmusik in Deutschland dringend brauchte: gnadenlos souverän, aber immer auch durchlässig und zart, wütend und wehmütig, dazu voller großer Melodien und Songs, die von der Netz- und Popkultur der Gegenwart genauso beeinflusst sind wie von Postpunk und Wave. Publikationen wie Spiegel Online, Zeit Online, der Musikexpress, Die Brigitte, die Cosmopolitain, Radio 1 , Flux FM und viele weitere geile Medien waren voll des Lobes, und das mit allem verdammten Recht der Welt: “Im Fine” pustete einem den müden Kopf frei, weil man das Gefühl hatte, einer Frau zuhören zu können, die gerade ihre ganz eigene Definition von Stärke findet.
Wie kraftvoll (und, sorry: einfach nur geil) es klingen kann, offen mit Momenten der Verletzlichkeit umzugehen, beweist einmal mehr mit ihren neuen Songs. Mal klingen sie nach Aufbruch, mal nach großen Gedanken nachts um 3, dann wieder scheinen sie aus den Tagen des “Paisley Underground” in die Gegenwart zu wehen. Noch mutiger als für ihr erstes Soloalbum nach der Karriere mit Prada Meinhoff musste Nichols nun sein, noch kompromissloser. Jedem Anfang mag der berühmte Zauber innewohnen, schon klar, aber am Ende braucht man im Leben vor allem für die Langstrecke so richtig Eier. Weit wie noch nie, sagt Nichols, musste sie sich aus ihrer Komfortzone wagen. Obwohl das Angst machte. Aber: Da wo die Angst ist, da geht es lang.
Nichols probierte neue Sounds an wie Kleider. Und diese Kleider stehen ihnen gut, den großen Themen des Albums, die immer auch Nichols‘ Lebensthemen sind: Feminismus, Hedonismus, Aktivismus. Selbstliebe. Zu der gehört auch, nur auf sich zu hören, den eigenen Ideen vertrauen. Wobei: Ganz allein ist Nichols, die auf jeder Bühne und in jeder Bar eine Art ganz natürliches Kraftfeld um sich zu erzeugen weiß, natürlich nie. Erneut hat sie mit Stefan Ernst zusammengearbeitet, Simeon Cöster von Isolation Berlin saß am Schlagzeug. Ein Feature mit Olli Schulz ist entstanden. Das jedoch auf seinem Album erscheint.
Wie schön eine Welt aussehen könnte, in der alle gemeinsam mit Bierchen, Kippe und viel Liebe an den Grundfesten des Patriarchats rütteln, kann man sich auf Nichols’ Konzerten anschauen. Jede ihrer Liveshows ist eine große, glitzernde Partys der Solidarität, ihr neues Album fühlt sich an wie ein Abend mit der besten Freundin, wenn man ihn am dringendsten braucht: wärmend, ehrlich. Todesspaßig und tieftraurig. Wenn der Weltuntergang vorbei ist, nimmt Nichols auf ihrem Boot alle mit, die mitfahren wollen. Vielleicht braucht man nicht mal einen sicheren Hafen, sondern fährt gemeinsam einfach weiter. Immer auf der Suche nach Antworten, die man eigentlich gar nicht braucht. Weil alles schon da ist.
Rezensionen
»Manchmal ist nichts in Ordnung, da kann man sich noch so sehr in die eigene Tasche lügen. Die Lösung? Den Wellengang abwarten und das Boot in den nächsten Hafen navigieren.« (VISIONS, April 2024)- Tracklisting
LP
- 1 Side A: Intro
- 2 Bodycount
- 3 Rette sich wer kann
- 4 Morgen willst du mich
- 5 Direct flight to Seattle
- 6 Kein Anschluss
- 7 Wie New York
- 8 Side B: Totgelacht
- 9 In Ordnung
- 10 Citalopram
- 11 Rush
- 12 Jung und Schön
- 13 5 Minuten
Christin Nichols
Rette sich, wer kann!
EUR 26,99*