Stan Getz: Live In Düsseldorf 1960 (remastered) (180g) auf LP
Live In Düsseldorf 1960 (remastered) (180g)
Die gute alte Vinyl - Langspielplatte.
Vinyl liefern wir innerhalb Deutschlands immer portofrei.
- Label:
- Jazzline
- Aufnahmejahr ca.:
- 1960
- Artikelnummer:
- 6143637
- UPC/EAN:
- 5055551780166
- Erscheinungstermin:
- 14.11.2014
- Serie:
- WDR The Cologne Broadcasts
*** Gatefold Cover
Der Impresario Norman Granz war
1959 in die Schweiz gezogen und
koordinierte von hier aus seine JATP-Tourneen,
die zu diesem Zeitpunkt nur
noch in Europa erfolgreich funktionieren.
Im Folgejahr schickt er unter dem Motto
Norman Granz’s Jazz at the Philharmonic
Presents Jazz Winners of 1960 gleich
zwei All-Star-Pakete auf Reisen. Im
ersten: Ella Fitzgerald, Roy Eldridge, das
Jimmy Giuffre Trio und das Shelly Manne
Quintett. Im zweiten: das Miles Davis
Quintett, das Oscar Peterson Trio und
das Stan Getz Quartett.
Der Saxophonist weilt zu diesem
Zeitpunkt ebenfalls in Europa. 1958 hatte
er während einer dreimonatigen JATP-Tournee,
auf der ihn seine schwedische
Ehefrau Monica begleitet, den
Entschluss gefasst, sich in Skandinavien
niederzulassen. Von den knapp drei
Jahren verbringt er die meiste Zeit in
Kopenhagen.
Ein zunächst geplanter Auftritt bei den
Essener Jazztagen kann nicht realisiert
werden. JATP 2 macht Station in Wien,
Zürich, Amsterdam, Stuttgart, Berlin,
Hamburg, Frankfurt, München, Karlsruhe
und Nürnberg. In Düsseldorf stehen
gleich zwei Engagements an: zunächst
eine Aufzeichnung im Apollo-Theater, seit
dem Vorjahr vom WDR als Fernsehstudio
genutzt. Miles zieht lustlos (wohl vor dem
Hintergrund der während der Tour immer
offensichtlicher werdenden Spannungen
mit John Coltrane) seine Zusage zurück
und lässt dem Tenorsaxophonisten den
Vortritt. Granz entscheidet, Coltrane mit
der Rhythmusgruppe der Davis-Band
(Wynton Kelly, Paul Chambers und Jimmy
Cobb) antreten zu lassen, anschließend
gesellt sich Getz zu ihnen – das erste
und letzte Mal, dass beide Tenoristen
zusammenspielen (veröffentlicht auf der
CD John Coltrane. 1960 Düsseldorf/
Jazzline N 77 002). Auch Peterson
taucht kurz auf und löst Kelly in einem
Titel ab.
Abends in der Rheinhalle (heute: Tonhalle)
tritt Stan Getz mit »eigenem« Quartett
auf. Das Programmheft kündigt die skandinavische Band des Saxophonisten
an, doch der hatte sich direkt vor
Reisebeginn dazu entschlossen, einigen
von ihnen kurzfristig zu kündigen. Die
Tour-Besetzung spiegelt Beides: Getzs
Herkunftsland USA und die Wahlheimat
Europa. Mit Ray Brown und Ed Thigpen
agieren zwei Landsleute an seiner Seite,
die seit 1959 als Rhythmusgruppe von
Oscar Peterson ein traumwandlerisch
swingendes Gespann bilden (und somit
in der Rheinhalle gleich zweimal zu
spielen haben). Der Schlagzeuger wird
einige Jahre später in Getzs einstiges
»Exil« ziehen, nach Kopenhagen,
allerdings für immer.
Der mit 37 Jahren früh verstorbene Jan
Johansson ist außerhalb Skandinaviens
kaum bekannt. In Nordeuropa sieht
die Situation ganz anders aus: Kaum
ein Jazzmusiker, der sich dort nicht
auf ihn berufen oder seinen Einfluss
benennen würde. Wesentlich zu
dieser Wertschätzung und Popularität
des Pianisten hat Jazz pa Svenska
beigetragen, ein Album, das Jazz und
schwedische Volksmusik verbindet,
mehr als eine Viertelmillionen Mal
über den Ladentisch geht und die am
meisten verkaufte Jazzproduktion der
schwedischen Musikgeschichte ist. Kaum
ein schwedischer Haushalt, in der diese
Platte fehlt (dennoch dürfte auch der
Rest der Welt Musik von ihm gehört
haben – allerdings ohne zu wissen, dass
sie von ihm stammt: Johansson schrieb
die Titelmusik zu den Pippi Langstrumpf-
Filmen). Während seiner Zeit an der
Universität lernt der Pianist den zunächst
nach Schweden emigrierten, später
nach Kopenhagen übersiedelten Stan
Getz kennen. Die Folge: Johansson
bricht das Ingenieurs-Studium ab, um
Vollzeitmusiker zu werden und u. a. mit
dem prominenten US-Saxophonisten
zu arbeiten. 1960 wird er der erste
Europäer, der an einer JATP-Tournee
teilnimmt.
Jan Johansson ist auch dabei, als
Getz wenige Tage vor dem Auftritt in
Düsseldorf beim Südwestfunk in Baden-
Baden das von Russ Garcia arrangierte
Cool Velvet aufnimmt, seinen ersten und
nicht letzten Ausflug in Streicher-Gefilde;
bereits 1961 – inzwischen wieder in die
USA zurückgekehrt – sollte die weitaus
avancierte Produktion Focus mit dem
Arrangeur Eddie Sauter folgen. Ebenfalls
mit Johansson nimmt Getz 1960 Material
auf, das auf zwei Alben unter dem Titel
At Large veröffentlicht wurde.
Im Mai 1960 rezensiert der Herausgeber
der Zeitschrift Jazz Podium, Dieter
Zimmerle, unter dem Titel Plus und Minus
von JATP 2: »Zwischen dem positiven
Beginn (Peterson) und dem negativen
Ende (Davis) dieses JATP-Programms
stand der Tenorsaxophonist Stan Getz.
Er zeigte sich bei den verschiedenen
Konzerten in unterschiedlicher Form, was
bei derartigen Touren im Allgemeinen
und bei diesem zwiespältigen JATP-Paket
Nr. 2 im Besonderen nicht verwunderlich
ist. Gerade Getz ist in seiner Sensibilität
von äußeren Einflüssen nicht unabhängig.
Teils benutzte er sein technisches Können
zu kleinen Spötteleien, teils widmete er
sich ausdrucksvoll lyrischen Themen. Der
schwedische Pianist Jan Johansson, der in
seinen Phrasierungen oft eine merkliche
Verwandtschaft mit der Spielweise von
Getz aufwies, und die Peterson-Kollegen
Ray Brown und Ed Thigpen waren gute
Begleiter.« In Düsseldorf präsentiert sich
Getz inspiriert und in bester Spiellaune.
Sein Solo über »Out of Nowhere« (woher
die zweite Version stammt, kann nicht mit
Sicherheit gesagt werden) ist seit langem
ein Renner auf youtube.
»Ich bin diesen Konkurrenzdruck in den
USA leid. In Dänemark habe ich mehr
Zeit für meine Familie. Und es ist nicht
alles so hektisch. Ich genieße sehr diese
entspannte Lebensart hier in Europa. Ich
wollte ja mein seelisches Gleichgewicht
wieder finden. Und das ist in den Staaten
kaum möglich.« (aus: Ekkehard Jost
»Jazzgeschichten aus Europa«, S. 194)
Doch gut neun Monate nach dem
Düsseldorfer Konzert realisiert der
Expatriate sein Comeback in die USA.
Baldige Erfolge scheinen ihm und seinem
Entschluss Recht zu geben: Nur wenig
später wird Stan Getz dank des Bossa-
Nova- und Jazz-Samba-Booms zu einer
weltweit bekannten Größe, die nicht nur
von Jazzfans geschätzt wird. Doch sein
seelisches Gleichgewicht sollte er nicht
wieder finden.
Karsten Mützelfeldt
Rezensionen
»Dieser Live-Mitschnitt aus Düsseldorf illustriert ... einen Saxofonisten, der sich von seiner Band treiben und inspirieren lässt. In fünf Kompositionen zeigt sich Getz als der elegante Improvisator, der Geschmeidigkeit, Ideenreichtum und technische Raffinesse in jedes Solo packt, dabei ganz locker die Skalen auf- und abmarschiert und mühelos durch die Intervalle springt.« (Jazzthing, November 2014 - Januar 2015)
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Tracklisting
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Mitwirkende
LP
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1 Out of nowhere
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2 Woody 'N' You
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3 The Thrill Is Gone
-
4 Out Of Nowhere (Alternative Track)
-
5 Pernod
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