Paul Wranitzky: Streichquartette op.2 Nr.2,op.32 Nr.4,op.49 auf CD

Eigentlich hätte Paul Wranitzky oder besser: Pavel Vranicky aus Mühren Priester werden sollen. Doch bald schwenkte er vollends zur Musik um – und das war gut so, denn er wurde einer der meistgeachteten Wiener Komponisten und Dirigenten. Haydn ließ ihn seine »Schöpfung« dirigieren, Beethoven seine erste Symphonie; Leopold II. und Franz II. schätzten seine Werke, die große Öffentlichkeit liebte sie; und wer seine Sachen in Verlag nahm, handelte nicht mit Zitronen. Doch kaum war Wranitzky im September 1808 mit kaum 52 Jahren einer Typhusinfektion erlegen, da wurde es auch schon still um ihm: Einige seiner über 50 Symphonien, einiges an Kammermusik, vor allem aber seine erste und erfolgreichste Oper Oberon – König der Elfen hielten seinen Namen noch in Erinnerung, bis ihn die erbarmungslosen Walzen der Mode überrollten.

Zweifellos ist nicht alles von gleichem Werte, was er verfasst hat, doch in der Symphonik und der Kammermusik sind wahre Juwelen verborgen. namentlich das reiche Streichquartettschaffen lädt zu tiefschürfender Betrachtung ein und verspricht reiche Ernte. Eine Kostprobe aus den drei Schaffensphasen bietet das Schweizer Almaviva-Quartett in der vorliegenden Produktion: Musik von kostbarer Transparenz, klassischer Ausgewogenheit, temperamentvoll und überraschungsreich, weder vergrübelt und noch vordergründig, erfüllt von verspieltem Humor und doch ohne jede Banalität auch dort, wo es bis zum Volkslied nur noch ein Wimpernschlag ist – kurz: exquisite Zeugnisse eines großen Talents.