Alberto Ginastera: Klavierquintett op.29 auf CD

Wäre Alberto Ginastera nicht erst drei Jahre nach der skandalumwitterten Premiere des Sacre du Printemps geboren worden, könnte man ihn ohne weiteres für einen der frühesten Adepten des »heidnischen« Strawinsky halten: Die wilden Rhythmen vorzeitlicher Tänze, vulkanische Eruptionen komplexester Klangschichtungen und technische Martern aller Arten durchziehen sein Schaffen, das dennoch ohne formale Willkür auskommt. In klassischen Bahnen bewegt sich beispielsweise das erste Streichquartett von 1948, bei dessen Wiedergabe mancher Bogen die Rosshaare verliert – nicht anders als bei dem 1963 in Venedig uraufgeführten Klavierquintett, das in sieben äußerst knappen, nach den Worten des Komponisten »neo-expressionistischen« Abschnitten die Grenzen des Möglichen auslotet. Als »impressionistischer« Antipode und filigraner Ruhepol fungiert in diesem Kontext das einzig(artig)e Streichquartett von Maurice Ravel.