Johann Sebastian Bach: Cellosuiten BWV 1007-1012 auf 2 CDs

Bach schrieb sechs Suiten in verschiedenen Tonarten, jede in sechs Sätzen. Während die Titel der individuellen Sätze sich weitgehend decken, sinddie Unterschiede innerhalb der Sammlung erstaunlich. Einige der Tonarten liegen dem Interpreten besser in der Hand (G-, D- und C-Dur), währendandere extrem schwierig zu spielen sind (Es-Dur). Bach nutzte eine ungewöhnliche Stimmung für das Cello (in der fünften Suite) und schrieb sogar fürein fünfsaitiges Instrument in der letzten Suite. Es scheint, dass Bach versuchte, in diesen sechs Suiten die gesamte Bandbreite menschlicherEmotionen einzufangen. Auf die fröhliche, jugendliche erste Suite in G-Dur folgt die introvertierte, dunkle und melancholische zweite in d-Moll. Diedritte Suite in C-Dur ist brillant, extrovertiert, üppig, eine Umarmung, doch die vierte in Es-Dur bietet düsten Widerstand. Die fünfte Suite in c-Mollgleicht einer alten Sage ? düster und tragisch, doch gleichzeitig majestätisch ?, während die letzte Suite in D-Dur voller Ekstase, Virtuosität undsprudelnder Lebensfreude ist. Alles ist genau an den Charakteristiken der jeweiligen Tonart ausgerichtet, wie sie zu Bachs Zeiten aufgefasst wurden: Tonarten, die dafür ausgelegt sind, die Seele des Hörers zu bewegen. Die sechs Sätze der Suiten verfeinern dieses Bild. Das Vorspiel, mit dem eine jede beginnt, klingt wie eine spontane Improvisation und lässt oftanklingen, was später im Werk geschieht. Die Tänze, die dem Vorspiel folgen ? stattliche Allemanden und spirituelle Sarabanden sowie mitreißendeCouranten und Giguen ? waren natürlich bekannte Formen zu Bachs Zeit, doch in den Suiten gehen sie oft über Alltägliches hinaus, loten Gefühlstiefeaus und bieten Detail, Gegenargumente und Kontraste. So wird das gesamte Spektrum menschlicher Emotionen umfasst in den Tönen, die Bach fürein einziges Cello schrieb.