Roger Reynolds: Etüden für Klavier (Hef I & II) auf CD

Dies ist das zweite von zwei Alben, die »Roger Reynolds at 85« feiern, und bringt die erste Aufnahme seiner Klavieretüden in zwei Folgen. Buch I wurde zwischen 2010 und 2011 geschrieben, Buch II 2016–2017. Reynolds' Etudes erlaubt dem Interpreten nicht nur die Anzahl der vorzutragenden Etüden zu wählen (sogar deren Wiederholung, falls gewünscht), sondern auch deren Reihenfolge. Auf diese Weise wird der Interpret zum Mitarbeiter des Komponisten.

Jede der 12 Etüden bewohnt eine ganz eigene Welt. Reynolds wagt einen bemerkenswerten Sprung vom ersten zum zweiten Buch. Anstatt lediglich die Vorgaben der ersten sechs Etüden fortzusetzen, stellen die zweiten sechs eher einen Kontrast als eine Fortsetzung dar. Ihre Komplexität wird gesteigert, obwohl sie vergleichbare technische Anforderungen stellen. Die Etüden enthalten subtile Zitate aus Reynolds' eigenen früheren Klavierwerken sowie aus der traditionellen Literatur der Klavieretüden.

Die von Reynolds gewählten Anregungen stammen von Chopin, Mendelssohn, Liszt, Debussy und Ligeti. Doch diese Anspielungen sind keine bloßen Hommagen, und diese Zitate reichen von flüchtig bis obsessiv. Reynolds arbeitete mit Huebner schon an der Mode-Veröffentlichung aus dem Jahr 2009, Epigram and Evolution (mode 212 / 13), einer Anthologie von Reynolds' Klavierwerken bis zu diesem Zeitpunkt. Der Komponist schätzte schon damals Huebners außergewöhnliche Fähigkeit, virtuose Technik mit Zen-ähnlicher Konzentration zu verbinden.

Ihre künstlerische Verbundenheit inspirierte Reynolds dazu, seine Etüden zu schreiben. Der Komponist betreute und begleitete denn auch diese Erstaufnahmen.