Rascher Saxophone Orchestra - Words (un)spoken auf CD

Musik ist ein Geheimnis, das über Worte hinausgeht. Sie zieht die Menschen in ihren Bann, drängt sie dazu, sich in sie zu vertiefen und mehr von ihren Klängen zu suchen. Am Ende der Suche kann sich mit viel Glück alles in ein wortloses Lied verwandeln, in dem sich das Rationale und das Irrationale treffen und eins werden. Wenn eine Schallwelle den Hörer erreicht und sich durch die Ohren wie atomare Teilchen im Geist verteilt, geschieht etwas Unerklärliches - aber nur, wenn der Empfänger, der Hörer, dazu bereit ist. Im Laufe der Jahrhunderte wurden unzählige Versuche unternommen, dieses Phänomen in den Rahmen logischer Erklärungen einzugrenzen, doch scheint es immer so aussichtslos zu sein, das wahre Wesen der Musik zu entdecken, wie den Finger auf einen Sonnenfleck zu legen. Auch das Album Words (un)Spoken des Raschèr Saxophone Quartet strebt diesem Ziel entgegen. Seit mehr als einem halben Jahrhundert verfolgt die Gruppe diesen Weg. Die Erfahrung aus Hunderten von Uraufführungen, Dutzenden von Aufnahmen und Tausenden von Konzerten wurde von Spieler zu Spieler weitergegeben und angesammelt, auch wenn sich die Besetzung des Ensembles im Laufe der Jahre immer wieder verändert hat. Ein Musiker, der ein Blasinstrument spielt, weiß genau, wie wichtig der Atem in jedem Moment des Musizierens ist. Er muss immer ganz in die Musik eintauchen, mit seinem ganzen Körper. Vielleicht wissen oder spüren sie etwas mehr als der Rest von uns über das unausgesprochene Geheimnis der Musik.

Rezensionen

"Es ist das dienstälteste und sicher auch berühmteste Ensemble seiner Art: das (nach seinem Gründer Sigurd Raschèr benannte) Raschèr Saxophone Quartet formierte sich bereits 1969.​ Seit Carina, die Tochter von Sigurd, das Quartett 2002 verließ, ist kein Vertreter der Raschèr-Familie mehr an Bord.​ Bis heute haben mehr als 300 Komponisten Werke für das Ensemble geschrieben.​ Im Zentrum des vorliegenden Albums, das im Arvo Pärt Centre aufgenommen wurde, steht die Musik dieses Komponisten, der kürzlich seinen 90.​ Geburtstag feiern durfte.​ Von ihm hören wir: „Es sang vor langen Jahren“ und „Nunc dimittis“ – beide Werke hat der Tenorsaxofonist Andreas van Zoelen bearbeite, das zuletzt genannte für 9 Saxofone – sowie „Summa“, ein Stück, das von Pärt selbst (auch) für die Besetzung Saxofonquartett eingerichtet wurde.​ Laut Aussage der Musiker steht „Summa“ im Zentrum des Albums, da es die „Summe“ von Pärts Schaffen markiert und den „Kontakt zu den höchsten Sphären“ sucht.​ Das Album beginnt mit J.​S.​ Bach („Canzona“, BWV 588) – und es endet, sozusagen in seinem Geiste, mit den „Drei Präludien und Fugen“, op.​ 16, von Clara Schumann.​ Zudem hören wir: „Ballad“ und „Régi tancdalók“ (Alte Tanzmelodien) aus dem Zyklus „15 Magyar parasztdal“ (15 ungarische Bauernlieder) von Béla Bartók, „Plaint“ aus Henry Purcells Semi-Oper „The Fairy Queen“, arr.​ von Kenneth Coon, sowie „Lament for soprano and nine saxophones“ von Jay Schwartz.​ Mit seinen gut 15 Spielminuten ist „Lament“ nicht nur das längste, sondern in meinen Ohren auch faszinierendste Werk des Albums, da die Musiker hier im Verbund mit der hervorragenden Sopranistin Christina Bock (auch zu hören in „Plaint“) zu ihrer ganzen Weltklasse auflaufen.​" (FONO FORUM, Burkhard Schäfer)