Andrea Cagnin & Patricia Pagny - Visages auf CD

»Heute haben wir die Seite umgedreht. Eine brutale Jugend schlägt ein neues Ideal vor und setzt alle Mittel ein, um es zu bestätigen. Um Akela am Council Rock findet ein erbitterter Kampf statt.« In einem ausgesprochen polemischen Ton beschrieb der bissige Kritiker Émile Vuillermoz anhand von Bildern aus dem Dschungelbuch im Februar 1921 das Auftauchen neuer abtrünniger Stimmen in der französischen Musikszene.

Der Leichnam von Akela, dem maßgeblichen Anführer, der in Kiplings Erzählungen von Schakalen gejagt wurde, war kein anderer als der von Claude Debussy, der erst drei Jahre zuvor gestorben war. Die durch das Verschwinden dieses Meisters der Symbolik entstandene Leere kam zu der größeren Krise hinzu, die sich aus dem Ersten Weltkrieg ergab.

Für jüngere Komponisten, insbesondere für diejenigen, die der Gruppe der Sechs angehörten, schien der Krieg das musikalische Erbe älterer Komponisten, zum Beispiel von Debussy, Gabriel Fauré und Maurice Ravel, bedeutungslos gemacht zu haben. Die Gesichter, die dieser CD ihren Titel geben, sind einige der Protagonisten dieses explosiven, chaotischen Moments in der frühen Nachkriegszeit, der die Laufbahn dieser Komponisten so geprägt hat.

Die hier präsentierten Werke, die von Erstaufnahmen relativ unbekannter Stücke bis hin zu Grundpfeilern des Konzertkanons reichen, konzentrieren sich auf die Bratsche, ein lange vernachlässigtes, aber im 20. Jahrhundert wiederentdecktes Instrument. Einerseits bevorzugten Komponisten die Bratsche wegen der intimen Atmosphäre, die sie hervorruft.

Andererseits nutzten sie die Möglichkeiten eines Instruments, das nicht das schwere Erbe an Repertoire und Virtuosität trug, das auf der bekannteren Streicherfamilie der Bratsche, der Violine, lastet.‹ (Alberto Napoli)