Johann Sebastian Bach: Cellosuiten BWV 1007-1012 auf 2 CDs

Bach konnte sich kaum vorstellen, wie populär sein Zyklus der Sechs Suiten für Cello Solo fast 300 Jahre nach seiner Fertigstellung in Köthen werden würde. Es gibt mehr als 200 existierende historische und zeitgenössische Aufnahmen »informierter« und »moderner« Interpretationen – das sagt alles.

Die Musik stellt außerordentliche Anforderungen an die technischen und interpretatorischen Fähigkeiten der Spieler sowie an ihr Gesamtverständnis. In den Suiten gelang es Bach, Musik zu schaffen, die höchst innovativ ist (bemerkenswert ist, dass sich das Cello damals noch in der Entwicklung befand), und dennoch seine stilistische Reinheit und Verständlichkeit bewahrte.

Obwohl es sich formal um Tanzsuiten handelt, ähnelt die Architektur einiger von ihnen eher der einer Kathedrale, was teilweise auf die Fülle kontrapunktischer Texte zurückzuführen ist. Sie sind eine große Herausforderung für jeden, der das Cello beherrscht, auch für Saša Večtomov. Sein erster Lehrer war sein Vater (er studierte in Paris bei Piatigorsky und Fournier sowie bei Casals' Assistent Alexanian). Das Spiel des jungen Večtomov wurde damals stark von Rostropovichs Lehrer Semyon Kozolupov am Moskauer Konservatorium und von André Navarra in Italien beeinflusst.

Neben seiner Solokarriere brillierte er auch als Kammermusiker (Tschechisches Trio, City of Prague Quartet) und war ein ebenso wunderbarer Lehrer. Auf die Aufnahme der Bach-Suiten, die er im Sommer 1984 im Prager Rudolfinum machte, bereitete er sich mehrere Jahre lang vor. So spielte er beispielsweise 1980 in einem einzigen Konzert den gesamten Zyklus auswendig vor.

Seine Aufnahme zeichnet sich durch unverwechselbare Klangschönheit, perfekte Intonation und brillante Technik aus, vor allem aber ist es das tiefe Verständnis des »Textes« und die Unmittelbarkeit der Musikalität, die diese Aufnahme zu etwas Zeitlosem und Außergewöhnlichem machen.