Nicolas Bernier: Kantaten auf CD

Paris, 1700. Jean-Baptiste Rousseau und sein Umfeld waren dabei, im Café Laurent an der Ecke der Rue Laurent und der Rue Christine eine neue literarische und musikalische Gattung zu entwickeln, die Cantate française, die allerdings auf einem italienischen Vorbild beruhte. Um seine stimmgewaltige Geliebte Mlle. de Louvancourt bei Laune zu halten, hatte Rousseau Gedichte über mythologische Themen verfasst, die er dann vertonen ließ. Dieses Genre erlangte schnell einen erstaunlichen Erfolg.

Einer der ersten Komponisten, der sich an diese neue Gattung wagte, war Nicolas Bernier, ein Schüler von Antonio Caldara. Berniers musikalische Meisterschaft übertraf die seiner Kollegen bei weitem: Während andere die italienische Gattung einfach imitierten, ohne sich selbst zu inspirieren, gelang es Bernier, sie mit den besten Elementen des französischen Stils zu verbinden. Er komponierte sieben Bände mit Kantaten, die bis zum Ausbruch der Französischen Revolution aufgeführt wurden und von denen die meisten noch nicht aufgezeichnet sind. Wir haben drei Kantaten, Diane, L'enlèvement de Proserpine und Médée, ausgewählt, um sie hier aufzunehmen. Diese mythologischen Frauen sind jeweils eine Inkarnation von Hekate, der dreifaltigen Göttin: Sie erscheint als Diana, Schutzherrin der Jagd, als Proserpine, Göttin der Nacht, und als Medea, Hekates eigene Hohepriesterin.

Musikalisch gesehen ist Diane aus Berniers erstem Kantatenband sein luftigstes Werk, komponiert für Gesang und Continuo. Eine geheimnisvolle Eröffnung und eine erste Arie, die den Schlaf zum Thema hat, gehen bald in eine überschwängliche zweite Arie über, bevor sie mit einer charakteristischen Moral aus dem 18. Jahrhundert.