Robert M. Helmschrott: Ad Unum Omnia (The Continuous Dialogue)
Ad Unum Omnia (The Continuous Dialogue)
Christoph Well, Franz Hauk, Valer Sabadus, Robert M. Helmschrott, Hans Jürgen Huber, Harald Eckert, Reinhard Schäfer, Konstantin Vadeli
2
CDs
CD (Compact Disc)
Herkömmliche CD, die mit allen CD-Playern und Computerlaufwerken, aber auch mit den meisten SACD- oder Multiplayern abspielbar ist.
- Salut für Trompete & Orgel; Omnia für 4 Trompeten, 4 Posaunen, Violine, Countertenor, Orgel; Simbolo di Pace für Orgel; Mozart-Variationen "Dialog mit Mozart" für Orgel; Perpetuum mobile für Klavier "Infinitus" (Das ununterbrochen Bewegliche)
- Künstler: Christoph Well, Franz Hauk, Valer Sabadus, Robert M. Helmschrott, Hans Jürgen Huber, Harald Eckert, Reinhard Schäfer, Konstantin Vadeli
- Label: Neos, DDD, 2002-2007
- Bestellnummer: 11844613
- Erscheinungstermin: 24.5.2024
INFINITUS Das ununterbrochen Bewegliche (CD 2)
Als Gottfried Wilhelm Leibniz am 14. November 1716 im Alter von 70 Jahren starb, ließ Hofrat von Eckhart auf Leibniz’ Sarg ein Ornament anbringen, das eine Eins innerhalb einer Null zeigt und mit der Inschrift »omnia ad unum« [lateinisch für »Alles auf Einen«] versehen ist. In der Darstellung der Dezimalzahlen mit den Ziffern 0 und 1 sowie der dazugehörenden Rechenoperationen sah der am 1. Juli 1646 in Leipzig geborene tiefgläubige Wissenschaftler und Erfinder ein »Sinnbild der nach logischen Gesetzen konstituierten Schöpfung« (Hans Poser).
Für den Begriff des Einen, der Einheit, der Einfachheit, des Alles in Einem, des Alles von Einem und von dem Einen das Ganze, wurde schon in der Philosophie der griechischen Antike der Terminus »Monas« oder »Monade« geprägt. Die Monade bezieht sich naturphilosophisch auf eine gedachte Einheit von zugleich physischer und psychischer Bedeutung.
»Alles, was einer Monade widerfährt, ist nur die Folge ihrer Idee oder ihres vollständigen Begriffs, da diese Idee bereits sämtliche Prädikate oder Ereignisse enthält und das Universum insgesamt ausdrückt. Dieser inneren Bestimmung ist zwar eine äußere Bestimmung zugeordnet, aber logisch gesehen gehören äußere Bestimmungen zum vollständigen Begriff des prädizierten Gegenstandes, somit tritt an die Stelle des empirischen Subjekts ein logisches Subjekt.« (Wikipedia)
Das Perpetuum mobile für Klavier auf der CD 2, ein INFINITUS, ist auf dem Hintergrund dieser philosophischen Gedankenwelt zu erleben – ein geschlossenes Ganzes, das durch eine »offene Unendlichkeit« bestimmt wird. Die Endlichkeit der Unendlichkeit werden wir nicht klären können. So kann im Grunde das Perpetuum mobile für Klavier nicht gestoppt werden, es hat keine Endlichkeit, ist auf Unendlichkeit angelegt. Diese Unendlichkeit kann nur unterbrochen, durch »Zerfall des Tonvorrats« gestoppt werden.
So betrachtet, ist INFINITUS eine logische Interpretation des Begriffs »AD UNUM OMNIA / OMNIA AD UNUM«, der das Thema dieser Doppel-CD bestimmt. So, wie am Ende meines interreligiösen Dialogs LUMEN (bei NAXOS) als Apotheose das Klavier als Überhöhung des Ganzen eingesetzt wird, so wirkt und wird das Perpetuum mobile hier zum finalen Schlusspunkt des Projekts MISSA SALAMU, EX ORIENTE LUX und AD UNUM OMNIA (alle CDs bei NEOS). Alles, was mit Einem oder Allem, mit Atom oder Unendlichkeit zu tun hat, bleibt der unendliche Dialog durch die Geschichte der Menschheit hindurch.
OMNIA (CD 1)
OMNIA (2008) ist in der Besetzung für Orgel und mehrere Instrumente Teil 3 der »Sizilianischen Trilogie«. Diese beginnt mit der BUCOLICA für 10 »bukolische« Instrumente und Orgel (2005) und wurde dem Multi-Instrumentalisten Christoph Well »auf den Leib geschrieben«. Teil 2 dieser Trilogie ist KARTHAGO für Orgel und 7 Trompeten (2007).
Der Werktitel OMNIA ordnet sich nahtlos in das hier vorgetragene Gedankengebäude ein: das Ganze aus Einem. Das Eine, das Einfache wird symbolisiert durch die Integration einer Countertenor-Stimme. Aus ihr entfaltet sich das Ganze, das Mächtige. Hier kann Nikolaus von Kues (1401–1464) zitiert werden: »Das Eine, welches das Sein ist und der Ursprung, heißt auf qualifizierteste und einzigartige Weise das Eine. Wer vom Vielen zu ihm aufsteigt, verlässt nicht das Viele in ihm. Dieses Eine hört auf, der Gegensatz zum Vielen zu sein. Es muss so Eines sein, dass es zugleich alles ist, jedes Einzelne ganz und doch kein Einzelnes unter Einzelnen.«
OMNIA als Begriff einschließender Fülle insofern, dass das Eine nicht dem Anderen gegenübersteht, sondern dass es die Allheit der Wirklichkeit und der Möglichkeiten ist, der Zusammenfall von Minimum und Maximum. Denkkategorien, die wiederum auf Platon und Aristoteles zurückgreifen, aber auch auf die »bukolische Sichtweise« von Vergil (Omnia vincit amor). OMNIA ist somit eine Summe vielerlei Gedanken, Ideen und nachdenklichen Schichtungen, nebeneinander und übereinander, die Gleichzeitigkeit von säkularer Welt und sakraler Vision – »Summa« eben, als ein Ganzes.
SIMBOLO DI PACE (CD 1)
Als »Summa«, als Ganzes, ist auch SIMBOLO DI PACE zu verstehen, das am Ende der großangelegten Thematik um die MISSA SALAMU (NEOS 12410-11) steht – das Stille, das Einfache, das Verweilen, das Bedenken, das Ruhig-Werden, das Friedlich-Werden. So wie das Einzelne das Ganze bildet, so trägt auch der Einzelne zum Ganzen bei. Kann der zum friedlichen Ganzen beitragen, wenn er selbst nicht friedlich ist? »Da Kriege im Geist der Menschen entstehen, muss auch der Frieden im Geist der Menschen verankert werden.« (Präambel der Gründungdokumente der UNESCO am 16. November 1945, und auch in der Charta der UNO vom 26. Juni 1945 steht Entsprechendes.)
DIALOG MIT MOZART (CD 1)
Und was will uns hier ein »Dialog mit Mozart« mitteilen? In nur 35 Jahren seines Lebens hat er alles gesagt, das Einfache und das Omnia, das Omnia ad Unum – und Lebensfreude, Heiterkeit, das Positive, das Absolute.
Franz Hauk regte den DIALOG MIT MOZART als Beitrag zum Mozartjahr 2006 an. In fünf Stationen oder Sätzen werden rhythmische oder melodische Elemente aus verschiedenen Werken Mozarts in die eigene Klangsprache integriert, teils auch original zitiert. Der DIALOG MIT MOZART beginnt mit einer Adaption des Kyrie aus der Krönungsmesse (KV 317). Die weiteren Zitate: Kirchensonate in C-Dur (KV 328), Klaviersonate in D-Dur (KV 284), Gloria und Credo aus der Krönungsmesse (KV 317), Fantasie in c-Moll (KV 475), Klaviersonate in A-Dur (KV 331), Klaviersonate in a-Moll (KV 310), Haffner-Sinfonie (KV 385), 12 Variationen über »Ah, vous dirai-je, Maman« (KV 265), Die Zauberflöte (KV 620), Klaviersonate in B-Dur (KV 333), Jupitersinfonie (KV 551) und Menuette (KV 315).
SALUT (CD 1)
Bleibt abschließend zu erwähnen, dass das Eingangssignal dieser beiden CDs, das SALUT für Trompete und Orgel, für Christoph Well und Franz Hauk geschrieben ist. In der Buchreihe Komponisten in Bayern, Band 55, »Robert M. Helmschrott«, in dem Franz Hauk das gesamte Orgelschaffen beschreibt, kann man zu SALUT lesen: »Zu Beginn bläst die Trompete Salut, solistisch den Ton b umkreisend – es herrscht freie Notation, die Raumakustik ist in den Ablauf zu integrieren. Dann tritt die Orgel sostenuto ein, eine Zwiesprache in Floskeln und Linien hebt an. Im Molto vivace fordert das Stück einen lebhaft artikulierten Tango-Rhythmus, ohne im Tempo nachzugeben. In den Takten 76 und 77 wird in der Pedalstimme mit dem Tonsignet »F. H.« auf den Organisten der Uraufführung alludiert.« Auch SALUT ist hier Teil des Ganzen.
DIE ORGEL
Die MISSA SALAMU (NEOS 12410-11), der Zyklus EX ORIENTE LUX (NEOS 12409) und AD UNUM OMNIA (NEOS 12412-13) rücken das Instrument Orgel in einen besonderen Mittelpunkt. Sie ist aus ihrem liturgischen, rituellen Verwendungsrahmen herausgenommen und repräsentiert sich wahrlich als »Königin der Instrumente«. Sie entfaltet sich vom leisesten Register zu symphonischer orchestraler Klangfülle. Diese Klangfülle, das Mächtige, wird durch einen akustisch mehrdimensionalen Raum einer Kathedrale, in der sie aufgestellt ist, intensiviert. Ihr Klang demonstriert nicht nur das Mächtige, das Allumfassende, sie interpretiert den bittenden und betenden Menschen, seinen Klage- und Anklageschrei, seine Demut und Hochmut, sein Leben und Ableben, und sie interpretiert des Menschen übergeordnete Wirklichkeit, sie kann das Universum spiegeln und … sie fasst »Glauben und Wissen« zusammen und verweist auf die Vernunft.
Die große Klais-Orgel im Liebfrauenmünster in Ingolstadt (erbaut 1977) hat 70 Register. Auf der Website des Fördervereins »Freunde der Musik am Münster e. V.« ist bei der Vorstellung der Orgel zu lesen: »Je säkularer unsere Welt wird, desto mehr braucht es ›das Nichtalltägliche‹. In der großen Klais-Orgel im Münster begegnet uns eine Ahnung vom Nichtalltäglichen.« Es ist das Verdienst von Franz Hauk, dass das Liebfrauenmünster Ingolstadt seit 2016 eine zweite Orgel hat. Sie steht im Presbyterium und trägt den Namen »Bach-Orgel«. Das Werk La fenêtre sur l’éternité entstand für diese Orgel.
Die Orgel ist eine Stimme großartiger Vergangenheit (der Sparte Orgelmusik). In unserer Gegenwart muss sie auch eine Stimme der Zeit sein, darf sich einmischen in alle Fragen, die den zeitgenössischen Menschen bewegen, und die Gesellschaften, in denen er lebt. Ihre Expressivität ist die Eigenschaft von Äußerungen, die emotionale Befindlichkeiten und soziale Verbundenheit mit dem Angesprochenen (dem Hörer) zum Ausdruck bringt. Sie ist die Stimme, die den Menschen hinaushebt in den Raum der Geschichte.
Robert M. Helmschrott
Als Gottfried Wilhelm Leibniz am 14. November 1716 im Alter von 70 Jahren starb, ließ Hofrat von Eckhart auf Leibniz’ Sarg ein Ornament anbringen, das eine Eins innerhalb einer Null zeigt und mit der Inschrift »omnia ad unum« [lateinisch für »Alles auf Einen«] versehen ist. In der Darstellung der Dezimalzahlen mit den Ziffern 0 und 1 sowie der dazugehörenden Rechenoperationen sah der am 1. Juli 1646 in Leipzig geborene tiefgläubige Wissenschaftler und Erfinder ein »Sinnbild der nach logischen Gesetzen konstituierten Schöpfung« (Hans Poser).
Für den Begriff des Einen, der Einheit, der Einfachheit, des Alles in Einem, des Alles von Einem und von dem Einen das Ganze, wurde schon in der Philosophie der griechischen Antike der Terminus »Monas« oder »Monade« geprägt. Die Monade bezieht sich naturphilosophisch auf eine gedachte Einheit von zugleich physischer und psychischer Bedeutung.
»Alles, was einer Monade widerfährt, ist nur die Folge ihrer Idee oder ihres vollständigen Begriffs, da diese Idee bereits sämtliche Prädikate oder Ereignisse enthält und das Universum insgesamt ausdrückt. Dieser inneren Bestimmung ist zwar eine äußere Bestimmung zugeordnet, aber logisch gesehen gehören äußere Bestimmungen zum vollständigen Begriff des prädizierten Gegenstandes, somit tritt an die Stelle des empirischen Subjekts ein logisches Subjekt.« (Wikipedia)
Das Perpetuum mobile für Klavier auf der CD 2, ein INFINITUS, ist auf dem Hintergrund dieser philosophischen Gedankenwelt zu erleben – ein geschlossenes Ganzes, das durch eine »offene Unendlichkeit« bestimmt wird. Die Endlichkeit der Unendlichkeit werden wir nicht klären können. So kann im Grunde das Perpetuum mobile für Klavier nicht gestoppt werden, es hat keine Endlichkeit, ist auf Unendlichkeit angelegt. Diese Unendlichkeit kann nur unterbrochen, durch »Zerfall des Tonvorrats« gestoppt werden.
So betrachtet, ist INFINITUS eine logische Interpretation des Begriffs »AD UNUM OMNIA / OMNIA AD UNUM«, der das Thema dieser Doppel-CD bestimmt. So, wie am Ende meines interreligiösen Dialogs LUMEN (bei NAXOS) als Apotheose das Klavier als Überhöhung des Ganzen eingesetzt wird, so wirkt und wird das Perpetuum mobile hier zum finalen Schlusspunkt des Projekts MISSA SALAMU, EX ORIENTE LUX und AD UNUM OMNIA (alle CDs bei NEOS). Alles, was mit Einem oder Allem, mit Atom oder Unendlichkeit zu tun hat, bleibt der unendliche Dialog durch die Geschichte der Menschheit hindurch.
OMNIA (CD 1)
OMNIA (2008) ist in der Besetzung für Orgel und mehrere Instrumente Teil 3 der »Sizilianischen Trilogie«. Diese beginnt mit der BUCOLICA für 10 »bukolische« Instrumente und Orgel (2005) und wurde dem Multi-Instrumentalisten Christoph Well »auf den Leib geschrieben«. Teil 2 dieser Trilogie ist KARTHAGO für Orgel und 7 Trompeten (2007).
Der Werktitel OMNIA ordnet sich nahtlos in das hier vorgetragene Gedankengebäude ein: das Ganze aus Einem. Das Eine, das Einfache wird symbolisiert durch die Integration einer Countertenor-Stimme. Aus ihr entfaltet sich das Ganze, das Mächtige. Hier kann Nikolaus von Kues (1401–1464) zitiert werden: »Das Eine, welches das Sein ist und der Ursprung, heißt auf qualifizierteste und einzigartige Weise das Eine. Wer vom Vielen zu ihm aufsteigt, verlässt nicht das Viele in ihm. Dieses Eine hört auf, der Gegensatz zum Vielen zu sein. Es muss so Eines sein, dass es zugleich alles ist, jedes Einzelne ganz und doch kein Einzelnes unter Einzelnen.«
OMNIA als Begriff einschließender Fülle insofern, dass das Eine nicht dem Anderen gegenübersteht, sondern dass es die Allheit der Wirklichkeit und der Möglichkeiten ist, der Zusammenfall von Minimum und Maximum. Denkkategorien, die wiederum auf Platon und Aristoteles zurückgreifen, aber auch auf die »bukolische Sichtweise« von Vergil (Omnia vincit amor). OMNIA ist somit eine Summe vielerlei Gedanken, Ideen und nachdenklichen Schichtungen, nebeneinander und übereinander, die Gleichzeitigkeit von säkularer Welt und sakraler Vision – »Summa« eben, als ein Ganzes.
SIMBOLO DI PACE (CD 1)
Als »Summa«, als Ganzes, ist auch SIMBOLO DI PACE zu verstehen, das am Ende der großangelegten Thematik um die MISSA SALAMU (NEOS 12410-11) steht – das Stille, das Einfache, das Verweilen, das Bedenken, das Ruhig-Werden, das Friedlich-Werden. So wie das Einzelne das Ganze bildet, so trägt auch der Einzelne zum Ganzen bei. Kann der zum friedlichen Ganzen beitragen, wenn er selbst nicht friedlich ist? »Da Kriege im Geist der Menschen entstehen, muss auch der Frieden im Geist der Menschen verankert werden.« (Präambel der Gründungdokumente der UNESCO am 16. November 1945, und auch in der Charta der UNO vom 26. Juni 1945 steht Entsprechendes.)
DIALOG MIT MOZART (CD 1)
Und was will uns hier ein »Dialog mit Mozart« mitteilen? In nur 35 Jahren seines Lebens hat er alles gesagt, das Einfache und das Omnia, das Omnia ad Unum – und Lebensfreude, Heiterkeit, das Positive, das Absolute.
Franz Hauk regte den DIALOG MIT MOZART als Beitrag zum Mozartjahr 2006 an. In fünf Stationen oder Sätzen werden rhythmische oder melodische Elemente aus verschiedenen Werken Mozarts in die eigene Klangsprache integriert, teils auch original zitiert. Der DIALOG MIT MOZART beginnt mit einer Adaption des Kyrie aus der Krönungsmesse (KV 317). Die weiteren Zitate: Kirchensonate in C-Dur (KV 328), Klaviersonate in D-Dur (KV 284), Gloria und Credo aus der Krönungsmesse (KV 317), Fantasie in c-Moll (KV 475), Klaviersonate in A-Dur (KV 331), Klaviersonate in a-Moll (KV 310), Haffner-Sinfonie (KV 385), 12 Variationen über »Ah, vous dirai-je, Maman« (KV 265), Die Zauberflöte (KV 620), Klaviersonate in B-Dur (KV 333), Jupitersinfonie (KV 551) und Menuette (KV 315).
SALUT (CD 1)
Bleibt abschließend zu erwähnen, dass das Eingangssignal dieser beiden CDs, das SALUT für Trompete und Orgel, für Christoph Well und Franz Hauk geschrieben ist. In der Buchreihe Komponisten in Bayern, Band 55, »Robert M. Helmschrott«, in dem Franz Hauk das gesamte Orgelschaffen beschreibt, kann man zu SALUT lesen: »Zu Beginn bläst die Trompete Salut, solistisch den Ton b umkreisend – es herrscht freie Notation, die Raumakustik ist in den Ablauf zu integrieren. Dann tritt die Orgel sostenuto ein, eine Zwiesprache in Floskeln und Linien hebt an. Im Molto vivace fordert das Stück einen lebhaft artikulierten Tango-Rhythmus, ohne im Tempo nachzugeben. In den Takten 76 und 77 wird in der Pedalstimme mit dem Tonsignet »F. H.« auf den Organisten der Uraufführung alludiert.« Auch SALUT ist hier Teil des Ganzen.
DIE ORGEL
Die MISSA SALAMU (NEOS 12410-11), der Zyklus EX ORIENTE LUX (NEOS 12409) und AD UNUM OMNIA (NEOS 12412-13) rücken das Instrument Orgel in einen besonderen Mittelpunkt. Sie ist aus ihrem liturgischen, rituellen Verwendungsrahmen herausgenommen und repräsentiert sich wahrlich als »Königin der Instrumente«. Sie entfaltet sich vom leisesten Register zu symphonischer orchestraler Klangfülle. Diese Klangfülle, das Mächtige, wird durch einen akustisch mehrdimensionalen Raum einer Kathedrale, in der sie aufgestellt ist, intensiviert. Ihr Klang demonstriert nicht nur das Mächtige, das Allumfassende, sie interpretiert den bittenden und betenden Menschen, seinen Klage- und Anklageschrei, seine Demut und Hochmut, sein Leben und Ableben, und sie interpretiert des Menschen übergeordnete Wirklichkeit, sie kann das Universum spiegeln und … sie fasst »Glauben und Wissen« zusammen und verweist auf die Vernunft.
Die große Klais-Orgel im Liebfrauenmünster in Ingolstadt (erbaut 1977) hat 70 Register. Auf der Website des Fördervereins »Freunde der Musik am Münster e. V.« ist bei der Vorstellung der Orgel zu lesen: »Je säkularer unsere Welt wird, desto mehr braucht es ›das Nichtalltägliche‹. In der großen Klais-Orgel im Münster begegnet uns eine Ahnung vom Nichtalltäglichen.« Es ist das Verdienst von Franz Hauk, dass das Liebfrauenmünster Ingolstadt seit 2016 eine zweite Orgel hat. Sie steht im Presbyterium und trägt den Namen »Bach-Orgel«. Das Werk La fenêtre sur l’éternité entstand für diese Orgel.
Die Orgel ist eine Stimme großartiger Vergangenheit (der Sparte Orgelmusik). In unserer Gegenwart muss sie auch eine Stimme der Zeit sein, darf sich einmischen in alle Fragen, die den zeitgenössischen Menschen bewegen, und die Gesellschaften, in denen er lebt. Ihre Expressivität ist die Eigenschaft von Äußerungen, die emotionale Befindlichkeiten und soziale Verbundenheit mit dem Angesprochenen (dem Hörer) zum Ausdruck bringt. Sie ist die Stimme, die den Menschen hinaushebt in den Raum der Geschichte.
Robert M. Helmschrott
- Tracklisting
- Mitwirkende
Disk 1 von 2 (CD)
- 1 Salut für Trompete und Orgel
- 2 Omnia für vier Trompeten, vier Posaunen, Violine, Alt (Countertenor) und Orgel
- 3 Simbolo di pace für Orgel
- 4 Dialog mit Mozart (Mozart Variationen) für Orgel
- 1 Perpetuum mobile für Klavier "Infinitus" (Das ununterbrochen Bewegliche)