Jon Leifs: Iceland Cantata op.13
Iceland Cantata op.13
CD
CD (Compact Disc)
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- +Viking's Answer; The Lay of Helgi the Hunding-slayer; Gora's Spell; Jonas Hallgrimsson in memoriam; Spring Song; Landfall-Ouvertüre
- Künstler: Edda, Bjarnason, Sigurdarson, Hallgrimskirkja Motet Choir, Fostbraedur Male Choir, Iceland SO, Bäumer
- Label: BIS, DDD, 2000/2002
- Bestellnummer: 3499205
- Erscheinungstermin: 7.6.2004
It is possible that the reviewer who characterized Jón Leifs (1899-1968) as ”a composer in no danger of being lost in the crowd once his music is heard” was thinking primarily of works such as Geysir, Hekla or Hafís – works which contain some of the most astoundingly loud music ever recorded! If the present CD is less generous in terms of decibels or special effects such as the sound of Icelandic rock cascades, the music is still unmistakeably Jón Leifs.
All but one of the works are for choir or solo voices and orchestra, and their subject matter is, as often with Leifs, either Iceland itself or the ancient myths of the country. Gróa’s Spell and The Lay of Helgi the Hunding-slayer, for instance, are both based on texts from the Poetic Edda, while Landfall for male choir and orchestra was inspired by Leifs’ first glimpse of land on his return to Iceland after the 2nd World War.
Also included on this disc is the Iceland Cantata (from 1930), a work in seven movements for mixed choir and orchestra which Árni Heimir Ingólfsson, the expert on Jón Leifs, in his generously informative liner notes calls the composer’s “first real masterpiece, and one of the high points of his entire career.” A curiousity for those who follow our Leifs series is Spring Song, a short work which is strikingly – for Leifs – light-hearted and joyous. As surprising will be the orchestration in Viking’s Answer (Víkingasvar).The only instrumental work on the disc, it is scored for a wind orchestra with four saxophones (the only time in Jón Leifs’ music), violas and double basses!
Wer sich in den siebziger Jahren für die Musik von Jón Leifs interessierte, hatte eigentlich nur zwei Möglichkeiten: entweder selbst auf die Insel zu fliegen oder vielleicht einen reisefreudigeren Kommilitonen aus der Skandinavistik zu bitten, sich bei nächster Gelegenheit einmal in Reykjavík umzutun. Die Ausbeute war karg und bestand aus einer unerhört teuren LP mit der Saga-Symphonie und dem Isländischen Symphonieorchester unter der Leitung von Jussi Jalas, die nicht einmal den damaligen internationalen Standards voll und ganz entsprach. Gleichwohl, man hatte was eigenes von diesem eigenartigen Komponisten aus dem höchsten Norden und konnte nicht viel mehr tun als darauf hoffen, daß sich die Katalogsituation irgendwann einmal ändern würde.
Das ist längst geschehen. Heute gehört Jón Leifs fast schon zu den guten Bekannten, nicht ausschließlich aber doch in ganz besonderem Maße durch die systematischen Bemühungen des Labels BIS, das mit enormer Konsequenz und hoher Qualität so etwas wie eine Gesamtdarstellung anstrebt, in der von den drei ganz wunderbaren Streichquartetten bis zu dem unerhörtesten Vulkanausbruch der gesamten Musikgeschichte (Hekla op. 52), von dem wahnwitzigen Orgelkonzert op. 7 bis zu der großen Saga-Symphonie schon gehörige Areale gesichtet wurden.
Nach Osmo Vänskä und En Shao tritt jetzt der neue Osnabrücker GMD Hermann Bäumer ans Pult des Isländischen Symphonieorchesters, und wieder ist das Programm so angelegt, daß möglichst viele Schaffensphasen des Komponisten berücksichtigt werden. Das früheste Stück – die Island-Kantate op. 13 (1930) zur Tausendjahrfeier des Althing – bildet sinnigerweise den Beschluß, denn sie ist in ihrem unverhohlenen Bekenntnis zur Heimat so herzerfrischend plakativ, daß man zeitweilig schier mitpfeifen möchte. Ähnlich markant tönt Wikings Antwort op. 54 für Bläser (darunter vier Saxophone), Schlagzeug, Bratschen und Kontrabässe, ein knapp vierminütiges Stück, in dem sich Leifs 1962 darüber empörte, daß man nicht ihm, sondern einem Kirchenmann das Amt des Aufsehers über den Thingvellir-Nationalpark übertragen hatte: Hier hätte er sein Auskommen gehabt und dabei obendrein seine musikalischen Ideen realisieren können – indessen der präferierte Kleriker vermutlich nicht eine einzige vernünftige Note aufs Papier gebracht hat. Immerhin verdanken wir dieser kulturpolitischen Fehlbesetzung eine prächtige Backpfeife in Musik ...
Gewöhnungsbedürftiger ist der Spätstil, den man sich am besten mit dem dritten Streichquartett El Greco op. 64 (BIS-691) erschließt, bevor man sich auf die Ballade von Helgi, dem Hundingsmörder und Gróas Zauber (op. 61 und 62) einläßt. Dann ergeht’s einem freilich wie einem Mineralogen, der seine Fundsachen ja auch erst gehörig behämmern muß, um den köstlichen Kern herauszulösen: Die beiden Szenen aus der Edda – vorzüglich und denkbar engagiert sind die Solisten Gurun Gonnarsdóttir, Finnur Bjarnason und Ólafur Kjartan Sigurarson – mögen anfangs so sperrig erscheinen, daß die Vokalsätze aus Sibelius’ Kullervo daneben wie Rossini klingen; doch hat man sich erst einmal an die kantige Linienführung gewöhnt, offenbart sich eine urtümliche Kraft und Schönheit, die als Vorbote des Edda-Oratoriums zugleich fasziniert und wehmütig stimmt, da es Jón Leifs schließlich nicht mehr vergönnt war, seinen größten künstlerischen Plan zu vollenden. Unter den drei hier eingespielten Chorwerken nach Texten von Jónas Hallgrímsson (1809-1847) ist das schlichte Frühlingslied op. 46 aus dem Jahre 1958 insofern besonders auffallend, als es den Komponisten in einer ungewöhnlich verspielten Gemütsverfassung zeigt. Geradezu munter erhebt sich das kleine Lied aus seiner unmittelbaren Umgebung, der Ouvertüre Landkennung op. 41 und dem In memoriam Jónas Hallgrímsson op. 48, deren quasi vorzeitliche, eruptive Monumentalität ganz dezent auf die gewaltigen Entladungen der frühen sechziger Jahre (Hekla und Detifoss) zusteuert.
Fazit: Ein schön zusammengestelltes Programm auf gewohnt hohem Niveau, ein informativer Begleittext, dessen deutsche Übersetzung (was besonders löblich ist) den alten orthographischen Regeln folgt und eine weitere Köstlichkeit in der aktuellen Diskographie des Jón Leifs, der sicher noch viele Überraschungen zu bieten hat.
Rasmus van Rijn (16.08.2004)
Künstlerische Qualität: 10Klangualität: 9
Gesamteindruck: 9
All but one of the works are for choir or solo voices and orchestra, and their subject matter is, as often with Leifs, either Iceland itself or the ancient myths of the country. Gróa’s Spell and The Lay of Helgi the Hunding-slayer, for instance, are both based on texts from the Poetic Edda, while Landfall for male choir and orchestra was inspired by Leifs’ first glimpse of land on his return to Iceland after the 2nd World War.
Also included on this disc is the Iceland Cantata (from 1930), a work in seven movements for mixed choir and orchestra which Árni Heimir Ingólfsson, the expert on Jón Leifs, in his generously informative liner notes calls the composer’s “first real masterpiece, and one of the high points of his entire career.” A curiousity for those who follow our Leifs series is Spring Song, a short work which is strikingly – for Leifs – light-hearted and joyous. As surprising will be the orchestration in Viking’s Answer (Víkingasvar).The only instrumental work on the disc, it is scored for a wind orchestra with four saxophones (the only time in Jón Leifs’ music), violas and double basses!
www. klassik-heute. com
Wer sich in den siebziger Jahren für die Musik von Jón Leifs interessierte, hatte eigentlich nur zwei Möglichkeiten: entweder selbst auf die Insel zu fliegen oder vielleicht einen reisefreudigeren Kommilitonen aus der Skandinavistik zu bitten, sich bei nächster Gelegenheit einmal in Reykjavík umzutun. Die Ausbeute war karg und bestand aus einer unerhört teuren LP mit der Saga-Symphonie und dem Isländischen Symphonieorchester unter der Leitung von Jussi Jalas, die nicht einmal den damaligen internationalen Standards voll und ganz entsprach. Gleichwohl, man hatte was eigenes von diesem eigenartigen Komponisten aus dem höchsten Norden und konnte nicht viel mehr tun als darauf hoffen, daß sich die Katalogsituation irgendwann einmal ändern würde.
Das ist längst geschehen. Heute gehört Jón Leifs fast schon zu den guten Bekannten, nicht ausschließlich aber doch in ganz besonderem Maße durch die systematischen Bemühungen des Labels BIS, das mit enormer Konsequenz und hoher Qualität so etwas wie eine Gesamtdarstellung anstrebt, in der von den drei ganz wunderbaren Streichquartetten bis zu dem unerhörtesten Vulkanausbruch der gesamten Musikgeschichte (Hekla op. 52), von dem wahnwitzigen Orgelkonzert op. 7 bis zu der großen Saga-Symphonie schon gehörige Areale gesichtet wurden.
Nach Osmo Vänskä und En Shao tritt jetzt der neue Osnabrücker GMD Hermann Bäumer ans Pult des Isländischen Symphonieorchesters, und wieder ist das Programm so angelegt, daß möglichst viele Schaffensphasen des Komponisten berücksichtigt werden. Das früheste Stück – die Island-Kantate op. 13 (1930) zur Tausendjahrfeier des Althing – bildet sinnigerweise den Beschluß, denn sie ist in ihrem unverhohlenen Bekenntnis zur Heimat so herzerfrischend plakativ, daß man zeitweilig schier mitpfeifen möchte. Ähnlich markant tönt Wikings Antwort op. 54 für Bläser (darunter vier Saxophone), Schlagzeug, Bratschen und Kontrabässe, ein knapp vierminütiges Stück, in dem sich Leifs 1962 darüber empörte, daß man nicht ihm, sondern einem Kirchenmann das Amt des Aufsehers über den Thingvellir-Nationalpark übertragen hatte: Hier hätte er sein Auskommen gehabt und dabei obendrein seine musikalischen Ideen realisieren können – indessen der präferierte Kleriker vermutlich nicht eine einzige vernünftige Note aufs Papier gebracht hat. Immerhin verdanken wir dieser kulturpolitischen Fehlbesetzung eine prächtige Backpfeife in Musik ...
Gewöhnungsbedürftiger ist der Spätstil, den man sich am besten mit dem dritten Streichquartett El Greco op. 64 (BIS-691) erschließt, bevor man sich auf die Ballade von Helgi, dem Hundingsmörder und Gróas Zauber (op. 61 und 62) einläßt. Dann ergeht’s einem freilich wie einem Mineralogen, der seine Fundsachen ja auch erst gehörig behämmern muß, um den köstlichen Kern herauszulösen: Die beiden Szenen aus der Edda – vorzüglich und denkbar engagiert sind die Solisten Gurun Gonnarsdóttir, Finnur Bjarnason und Ólafur Kjartan Sigurarson – mögen anfangs so sperrig erscheinen, daß die Vokalsätze aus Sibelius’ Kullervo daneben wie Rossini klingen; doch hat man sich erst einmal an die kantige Linienführung gewöhnt, offenbart sich eine urtümliche Kraft und Schönheit, die als Vorbote des Edda-Oratoriums zugleich fasziniert und wehmütig stimmt, da es Jón Leifs schließlich nicht mehr vergönnt war, seinen größten künstlerischen Plan zu vollenden. Unter den drei hier eingespielten Chorwerken nach Texten von Jónas Hallgrímsson (1809-1847) ist das schlichte Frühlingslied op. 46 aus dem Jahre 1958 insofern besonders auffallend, als es den Komponisten in einer ungewöhnlich verspielten Gemütsverfassung zeigt. Geradezu munter erhebt sich das kleine Lied aus seiner unmittelbaren Umgebung, der Ouvertüre Landkennung op. 41 und dem In memoriam Jónas Hallgrímsson op. 48, deren quasi vorzeitliche, eruptive Monumentalität ganz dezent auf die gewaltigen Entladungen der frühen sechziger Jahre (Hekla und Detifoss) zusteuert.
Fazit: Ein schön zusammengestelltes Programm auf gewohnt hohem Niveau, ein informativer Begleittext, dessen deutsche Übersetzung (was besonders löblich ist) den alten orthographischen Regeln folgt und eine weitere Köstlichkeit in der aktuellen Diskographie des Jón Leifs, der sicher noch viele Überraschungen zu bieten hat.
Rasmus van Rijn (16.08.2004)
Künstlerische Qualität: 10Klangualität: 9
Gesamteindruck: 9
Rezensionen
FonoForum 12/04: "Das Isländische Sinfonieorchester erweist sich einmal mehr als bestens motivierter Anwalt - und wartet auch wieder mit einer Reihe von Ersteinspielungen auf."- Tracklisting
Disk 1 von 1 (CD)
- 1 Vikings Answer
- 2 The Lay Of Helgi The Hunding Slayer
- 3 Groa's Spell
- 4 Jonas Hallgrimsson In Memoriam
- 5 Spring Song
- 6 Landfall Overture
- 7 I. Moderato Maestoso Ma Animato
- 8 Andante
- 9 II. Allegro Spirituoso
- 10 Iii. Adagio
- 11 V. Larghetto
- 12 VI. Allegro Furioso
- 13 Vii. Andante
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