Barry Bermange: Opera Mundi (Composition 17) auf CD
Opera Mundi (Composition 17)
Herkömmliche CD, die mit allen CD-Playern und Computerlaufwerken, aber auch mit den meisten SACD- oder Multiplayern abspielbar ist.
(soweit verfügbar beim Lieferanten)
Elektronische Klangkomposition
- Künstler:
- Barry Bermange
- Label:
- Winter & Winter
- Aufnahmejahr ca.:
- 98
- Artikelnummer:
- 9708460
- UPC/EAN:
- 0025091004324
- Erscheinungstermin:
- 15.3.1999
Es geht um die Interpretation von Ereignissen durch die Welt der Medien.
Ich benutze Quellen, die konkret sind, die ich in der Welt finde. In gewissem Sinne kann man die Welt als Medien-Welt ansehen. Sie ist ein Medium. Sicherlich kann man konkrete Klänge in der Welt vorfinden. Die Klänge bringt man mit Material anderer Herkunft in Verbindung, zum Beispiel aus dem Radio, der Kurzwelle, Fernsehreportagen ... Manchmal suche ich nach 'armen' Materialquellen. Ich mag diese ausgelaugten, verarmten Materialien, die nicht sauber sind, die in gewissem Sinne leiden.
Es geht darum, in erster Linie eine Beziehung zum Material zu entwickeln. Ich selbst als Komponist des Werkes muß frei sein. Ich muß hören, was das Material sagt. Ich darf es nicht etwa abwehren, damit es in eine vorgefaßte Idee paßt.
Man stell es sich als 'autonome Musik' vor. Auch was wir auf der Straße hören, ist 'autonome Musik', nichts anderes. Konventionelle Orchestermusik ist nicht 'autonome Musik'. Sie wird vom Komponisten im voraus festgelegt. Er macht seine Notizen auf Papier und versucht dann mit akustischem Material einzuholen, was er auf dem Papier festgelegt hat. Innerhalb dieses Materials aber sind dann alle möglichen autonomen Elemente am Werk. Es wird nicht durch die Harmonie kontrolliert, die rein zufällig durch das Zusammenspiel der Instrumente entsteht. Ich bin ganz sicher, daß es noch eine andere Beethoven-Musik gibt, die nie gehört wurde. Und es ist die nie gehörte Musik, mit der wir bei einer Komposition der akustischen Kunst arbeiten.
Sie muß frei sein und ich muß demgegenüber offen sein, was sie mir sagt. Dann beginnt eine Zusammenarbeit.
Ein Werk der Geräuschkunst, der Lärmkunst. Es Noise Art zu nennen, heißt für mich, es auf eine absolut vulgäre Ebene herunterzubringen. Wenn ich sage, daß alle Musik Noise Art ist, werden nicht viele Komponisten damit einverstanden sein. Sie sind nicht der Meinung, das sie Noise produzieren.
In Opera Mundi werden Sie auf wirkliche Zufälle stoßen. Dinge, die nicht vorherbestimmt werden können. Harmonien, die aus dem Material entstehen; ich habe sie nicht hineinmontiert.
Natürlich gibt es auch 'Oper' in Opera Mundi. Sie können sie hören. Es ist der Gesang des Schmerzes, der Verletzung, der uns in verzerrter Form erreicht.
[Barry Bermange in einem Interview mit Burkhard Schlichting vom 3. Juni 1993]
Opera Mundi, Composition 17, entstand 1993 als Auftragswerk des Südwestfunks und wurde über sechs Monate hinweg in mehreren Studios in London realisiert. Der Komponist Barry Bermange hatte bereits drei Jahrzehnte zuvor eine Vorreiterrolle inne, als er zu den ersten gehörte, die Originaltöne für künstlerische Arbeiten im Radio entdeckten. Im Jahr 1965 führte er Gespräche mit unterschiedlichsten Menschen über ihre Träume, sammelte das daraus entstandene Material und arrangierte es thematisch neu. Durch das Zerschneiden und Neuverknüpfen der Aufnahmen erschuf Bermange imaginative Traumsequenzen, die im Werk »Dreams« ihren Höhepunkt fanden.
1969 folgte die Komposition »Neues vom Krieg«, eine stereophone Montage aus aktuellen Nachrichten sowie Radiomitschnitten aus der Zeit des Vietnamkrieges, bei der erstmals das Radio selbst als Schallquelle genutzt wurde. Schon damals verwandelte Bermange spontane Ergebnisse aus dem Kurzwellenempfang durch die gezielte Anwendung von Montage und Mischung in eindringliche Klanglandschaften. Sein späteres Werk »Radioville«, ein akustisches Porträt seiner Heimatstadt, wurde 1987 mit dem renommierten Karl-Sczuka-Preis ausgezeichnet. Darauf folgten weitere Hörstücke wie »Großstadtnachtwerk« und »Cielo y Tierra«, bevor schließlich 1993 »Opera Mundi, Composition 17« entstand.
Für Barry Bermange spiegelt der ökologische Zustand der Welt auch eine akustische Dimension wider. Die reinen Klänge der Kunst können nur vorübergehend den akustischen Müllberg verschleiern, der unsere Umwelt zunehmend prägt.
Rezensionen
T. Urbach in FonoForum 8/99: »Wer sich Musik aussetzen kann, wer sich von ihr wirklich noch überraschen lassen will, in dessen Kopf gehört diese Klangreise.«-
1 Opera Mundi (Composition 17)
