Andrea Sawatzki: Ein allzu braves Mädchen, Kartoniert / Broschiert
Ein allzu braves Mädchen
Buch
- Roman
- Verlag:
- Piper Verlag GmbH, 09/2014
- Einband:
- Kartoniert / Broschiert, ,
- Sprache:
- Deutsch
- ISBN-13:
- 9783492304863
- Artikelnummer:
- 3842721
- Umfang:
- 176 Seiten
- Copyright-Jahr:
- 2014
- Gewicht:
- 170 g
- Maße:
- 192 x 122 mm
- Stärke:
- 20 mm
- Erscheinungstermin:
- 15.9.2014
Beschreibung
Ihre roten Haare leuchten zwischen dem Grün der Bäume. Verstört und mit bloßen Füßen findet man die junge Frau in einem Waldstück. Ihr anfängliches Misstrauen den Psychiatern gegenüber weicht erst ganz allmählich dem Bedürfnis, ihre Geschichte zu erzählen. Eine Geschichte, die wirklich niemanden kalt lässt. Aber entspricht das, was sie erlebt zu haben glaubt, auch der Wahrheit?Rezension
"Sawatzki hat ein Gespür für feine psychologische Zwischentöne.", Bolero, 02.05.2013Klappentext
'Ein gestochen scharfes Psychogramm.' Emotion Ihre roten Haare leuchten zwischen dem Grün der Bäume. Man findet die junge Frau verstört und frierend in einem Waldstück. Was sie der Psychiaterin zu erzählen hat, lässt niemanden kalt. Aber entspricht das, was sie erlebt zu haben glaubt, auch der Wahrheit? 'Sprachlich dicht, psychologisch tiefschürfend und von einem eigenartigen Sog.' Badische Zeitung 'Absolut lesenswert!' WDR 5Auszüge aus dem Buch
MONTAG1
Sie hatte sich in ein nahe gelegenes Wäldchen geflüchtet und kauerte unter den tief hängenden Ästen einer Tanne. Die Arme um ihren Oberkörper geschlungen, wiegte sie sich sanft vor und zurück, als wolle sie sich selbst festhalten. Um nicht auseinanderzubrechen.
Obwohl es kalt war, fror sie nicht, sie war empfindungslos. Der Regen hatte ihr Haar durchnässt, Tropfen perlten über ihr blasses Gesicht und rannen an ihrem Hals hinab.
Dumpf starrte sie auf das Muster der Tannennadeln zu ihren Füßen, und ihre Gedanken verloren sich in Bildern und Geschichten, die sie daraus ersann. Der Blick ihrer hellblauen Augen war starr, aber ihre Lippen umspielte ein leises Lächeln. Beides schien nicht recht zusammenzupassen, was ihrem Gesicht einen Ausdruck unendlichen Verlorenseins verlieh. Und doch fühlte sie sich wie befreit. Als hätte sie eine Last, die jahrelang schwer auf ihren Schultern gelegen hatte, endlich abgeworfen.
2
Die beiden Jungen streiften lachend durch das dichte Wäldchen auf der Suche nach einem geeigneten Ort zum Versteckspielen, und ihre hellen Stimmen schienen an den knorrigen Stämmen der alten Bäume abzuperlen und tief in das große Schweigen einzusinken, das den Wald erfüllte. Sie sprachen lauter als nötig, um die bösen Geister fernzuhalten, und knufften sich gegenseitig, als sich im tief hängenden Grün einer Tanne vor ihnen etwas bewegte. Sie verstummten, dann fassten sie sich in der Vorfreude auf eine spannende Entdeckung an den Armen und schoben sich langsam näher an die Tanne heran. Neugier und Furcht hielten sich die Waage. Sie mussten sich bemühen, das hysterische Kichern zu unterdrücken, das an ihren Kehlen zupfte. Sacht bewegte sich etwas zwischen den Bäumen, schien sanft hin- und herzuwiegen, und ein Ton, hoch und metallisch, ließ die Jungen erschauern. Aber die Neugier war schließlich stärker als die Angst, also pirschten sie nah aneinandergedrängt weiter und bogen endlich ein paar Zweige zur Seite, um sehen zu können, was sich dahinter verbarg.
Der Schrei, den sie ausstießen, war ohrenbetäubend. Dann rannten sie los.
3
Den beiden Polizisten, die kurze Zeit später in dem Wäldchen erschienen, bot sich ein merkwürdiger Anblick: Vor ihnen hockte, den Oberkörper tief vornübergebeugt, eine junge Frau. Sie trug ein grünes Paillettenkleid und hohe schwarze Lederstiefel, die strähnigen Haare schimmerten rötlich, und ihr Gesicht war dreckverkrustet. Ihre Hände und die nackten Beine waren voller Erde. Sie hielt ihre Knie umschlungen und sang leise vor sich hin. Die Beamten sprachen sie mehrere Male vergeblich an, es schien, als sei die Frau nicht bei Sinnen und habe sich forttragen lassen in eine fremde Welt.
Plötzlich aber hob sie den Blick und sah die Polizisten von unten an. Ihre Augen waren von einem eisigen Blau, und ein kalter Schauer überlief die Männer, als die junge Frau plötzlich die Zähne fletschte und ein kaum wahrnehmbares Knurren von sich gab. Dann kicherte sie leise und senkte den Blick wieder.
Über Funk forderten die Beamten einen Wagen an, weil ihnen die Begegnung nicht geheuer war, und als der eine Viertelstunde später endlich eintraf, packten sie die Frau und trugen sie in das bereitstehende Polizeifahrzeug. Sie leistete keinen Widerstand und brach ihr Schweigen nicht.
Außer ihrer Kleidung trug die junge Frau nichts bei sich. Da man ihr keine Auskunft über ihren Namen oder Wohnort entlocken konnte und sie einen stark verwirrten Eindruck machte, wurde sie sehr bald in die Psychiatrie überführt.
4
Man hatte sie eingeschlossen. Ihr Zimmer war klein und überhitzt. Es gab nur ein Bett, ein Waschbecken und eine Toilette. Unter dem Fenster standen noch ein Tischchen und ein Stuhl. Wenn sie sich auf den Stuhl stellte, konnte sie aus dem Fenster blicken.
Eine Pflegerin hatte sie gewaschen und ihr einen Overall gegeben. Jetzt saß die junge Frau auf dem Bett und hatte die Arme fest um den Oberkörper geschlungen.
Das angebotene E
Biografie
Andrea Sawatzki, Jahrgang 1963, gehört zu den bekanntesten deutschen Film- und Fernsehschauspielerinnen und ist vielen nicht zuletzt als Tatort-Kommissarin Charlotte Sänger in Erinnerung. Daneben hat sie zahlreiche Romane erfolgreich als Hörbuchsprecherin vertont. Zusammen mit dem Schauspieler Christian Berkel und den zwei gemeinsamen Söhnen lebt sie in Berlin.Anmerkungen:
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Andrea Sawatzki
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