Tamara Lukasheva: Homebridge
Homebridge
CD
CD (Compact Disc)
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- Label: Traumton
- Bestellnummer: 8818809
- Erscheinungstermin: 25.1.2019
*** Digipack
Tamara Lukasheva gilt über ihre Generation hinaus als eine der herausragenden Stimmen des deutschen Jazz. Ihre ungewöhnlich wendige, in rund 15 Jahren präzise ausgefeilte vokale Ausdruckskraft hinterlässt nicht nur beim Jazz-affinen Publikum tiefe Eindrücke. Lukashevas Musik ist eigenständig und variabel, bewegt sich im Spannungsfeld von starken Melodien, osteuropäischen Einflüssen, dynamischer Improvisation und Emphase.
Das Debütalbum ihres Quartetts Patchwork Of Time erhielt viel Lob von Medien und Publikum. So befand BR Klassik: „Handfest und kraftvoll wird an Traditionsmusiken angeknüpft und Neues […] geschaffen. Ein Hoch dafür […] der Komponistin Tamara Lukasheva, die ihr famoses gesangliches Temperament und das Komplexe ihrer Musik in eine soghafte Fließbewegung bringt.“ Und in der Jazzthetik war zu lesen: „Tamaras Stimme ist wandlungsfähig, quicklebendig, voller Überraschungen und technisch auf dem höchsten Stand.“ 2014 wurde Lukashevas Quartett mit dem Jungen Deutschen Jazzpreis Osnabrück ausgezeichnet. Im Jahr darauf gewann die Band den 2. Preis bei den Keep an Eye Jazz Awards in Amsterdam, 2017 kam der Neue Deutsche Jazz Preis in beiden Kategorien (Ensemble und Solistin) dazu.
Der lebendige und markante Gestus von Lukashevas Gesang und ihre mitunter subtil verspielte Musik wurzeln in ihrer persönlichen Geschichte. Als sie 2010 von Odessa nach Köln umzog, hatte sie in ihrer alten Heimat schon beachtliche Erfahrungen und Bühnenerfolge gesammelt. 1988 als Tochter professioneller Musiker (Mutter klassische Pianistin, Vater Jazz-Saxophonist) geboren, wuchs sie umgeben von hochkarätiger Musik auf. Mit 16 begann sie ihre Karriere, arbeitete als klassische geschulte Pianistin und Jazzsängerin mit renommierten ukrainischen Künstlern, darunter vier Jahre lang mit Jazz-Legende Yuriy Kuznetcov. Sie war Solistin in der Bigband von Odessa, bildete ein Duo mit der Pianistin Roksana Smirnova, stand auf Festivalbühnen in Kiew, Moskau, Rostov, Sevastopol.
Kaum in Köln angekommen, gründete Lukasheva ihr bis heute unverändert bestehendes Quartett. Das neue Album Homebridge fesselt mit noch größerer musikalischer Spannweite, raffinierten Ideen und Intensität. Die Entwicklung seit dem Debüt und in Relation zu anderen Produktionen, an denen sie zwischenzeitlich mitwirkte, beschreibt Lukasheva so: „Ich hatte einen bestimmten Charakter der Stücke vor Augen und habe daher die Kompositionen im Vorfeld präziser notiert als früher.“ Diese Neujustierung des künstlerischen Fokus lässt weiterhin Improvisationen zu, führt vor allem aber zu einer pointierteren Ausarbeitung der bandeigenen Klangfarben.
Kompositionen und Arrangements offenbaren auch nach mehrmaligem Hören noch neue Nuancen und Details. Neben Lukashevas imponierendem Facettenreichtum wird das spielerische Profil der Musiker klarer erkennbar. Die präzise Aufteilung der einzelnen Stimmen verleiht dem Bandsound mehr Tiefe und steigert gleichzeitig das dynamische Potenzial. „Wenn man Jazz in erster Linie mit Improvisation gleich setzt, dann reflektieren die neuen Stücke jetzt deutlich mehr meine unterschiedlichen musikalischen Einflüsse“, konstatiert Lukasheva. Dazu gehören auch Kindheitserinnerungen an Musical und Pop aus sowjetischen Zeiten, an starke Melodien und bestimmte Phrasierungen, eigens betonte Wörter und politische Subtexte. Später kamen Klassik und Folk hinzu, dann die eingehende Beschäftigung mit Jazz.
Bei den Songs von Homebridge legte Lukasheva Wert darauf, eine enge Verbindung von Musik und Text zu gestalten. Die Melancholie, die manche Zeilen oder auch Melodien umweht, reflektiert weniger ihr persönliches Gefühl als vielmehr die jeweilige Geschichte, die sie erzählt. Etwa in der tiefgründigen Poesie Asja Klimanovas, die Lukasheva in drei Stücken, darunter Alte Häuser, vertont. Metaphern und Bilder reflektieren über Vergänglichkeit, die untrennbar zum Leben gehört, und übers Loslassen. Beispielsweise wenn die Schönheit des Zerfalls einstmals belebter Orte beschrieben wird. „Wenn man an seiner alten Schule vorbeikommt und sich gleichzeitig sieht, wie man einst war und wer man heute ist, ist beides wahr“, sinniert Lukasheva. „Wir wollen nicht älter werden, aber zu versuchen, die Zeit zu konservieren, tut uns auch nicht gut.“ Um den Geist des Titelstücks einzufangen, nahm sie Straßengeräusche an jenem Platz in Odessa auf, der sie zu dem Song inspirierte, und lässt diese nun atmosphärisch das Stück einrahmen.
Der kontrastreiche Aufmacher des Albums, Night And The Moon, zieht mit Energieschüben, offensiven Vokalaufschwüngen und dynamischen Wendungen in seinen Bann, Alte Häuser und Awakening versetzen durch prägnante rhythmische Phrasierungen in Bewegung und verblüffen mit spannenden Wendungen. Das fröhlich hüpfende Where Are You Going, Yanichku fungiert als Sprungbrett für Scats und ein weit ausgreifendes Klaviersolo, wie dieses Stück basiert auch Marisija auf einem ukrainischen Volkslied. Lukashevas eindrückliche Arrangements transferieren hier die Traditionen in die Gegenwart und verleihen ihnen Zeitlosigkeit. Eindringliche Balladen wie Homebridge oder The Moon Is Clear, letzteres eine Komposition des 2016 verstorbenen Yuriy Kuznetcov, gehen mit leisen Tönen und zurückhaltendem, manchmal fast flüsterndem Gesang unter die Haut, während Ich werd aufhören... einen dynamischen Bogen beschreibt, der von feinsinnigen a capella-Klaviertupfern und Flüstervokals zum kraftvollen Tutti anschwillt und im subtil gestrichenen Bass-Solo ausklingt. Im zunächst trügerisch harmonischen, dann sich dramatisch steigernden In As Moll kann Lukasheva ihre gesamte Stimmgewalt unvergesslich ausspielen. Neben ihr erweisen sich auch die Musiker immer wieder als variable und aussagekräftige Klangfarbenmaler.
Als Tamara Lukasheva vor acht Jahren in Köln ankam, kannte sie „niemanden und nichts“, erinnert sie sich. „Ich wollte Neues kennenlernen, weil ich für mich keine Entwicklungsmöglichkeiten mehr in der Ukraine sah.“ Seitdem hat sie abseits ihres eigenen Quartetts mit Trompeter Matthias Schriefl gearbeitet, die Ensembles East Drive und Eurasians Unity sowie die WDR Bigband mit ihrem charismatischen, expressiven Gesang bereichert. Der Titel des neuen Albums, Homebridge, spielt nicht auf Heimweh an, sagt Lukasheva. Tatsächlich reist sie oft in ihrer alte Heimat, um die Familie zu besuchen oder Konzerte zu geben. Homebridge sieht Lukasheva als „eine Brücke zwischen dem Ort, wo du bist, und jenem wo du herkommst. Für mich bedeutet 'Zuhause' nicht Anfang oder Ende der Brücke. Sondern das gegenwärtige Leben zwischen den Sockeln, das Hängen in der Luft. Die Brücke selbst ist 'home'.“
Bewusst mit zwei Kulturen zu leben ist für Tamara Lukasheva so essentiell wie jene musikalische Vielseitigkeit, die ihre Geschichte reflektiert und die sie mit ihrer Band auf Homebridge eindrucksvoll zum Klingen bringt. Darüber kreist Lukashevas virtuoser Gesang, dessen emotional wie handwerklich herausragende Brillanz berührt und fesselt. Das Tamara Lukasheva Quartett präsentiert modernen europäischen Vocal-Jazz mit unverkennbar eigenem Charakter.
Das Debütalbum ihres Quartetts Patchwork Of Time erhielt viel Lob von Medien und Publikum. So befand BR Klassik: „Handfest und kraftvoll wird an Traditionsmusiken angeknüpft und Neues […] geschaffen. Ein Hoch dafür […] der Komponistin Tamara Lukasheva, die ihr famoses gesangliches Temperament und das Komplexe ihrer Musik in eine soghafte Fließbewegung bringt.“ Und in der Jazzthetik war zu lesen: „Tamaras Stimme ist wandlungsfähig, quicklebendig, voller Überraschungen und technisch auf dem höchsten Stand.“ 2014 wurde Lukashevas Quartett mit dem Jungen Deutschen Jazzpreis Osnabrück ausgezeichnet. Im Jahr darauf gewann die Band den 2. Preis bei den Keep an Eye Jazz Awards in Amsterdam, 2017 kam der Neue Deutsche Jazz Preis in beiden Kategorien (Ensemble und Solistin) dazu.
Der lebendige und markante Gestus von Lukashevas Gesang und ihre mitunter subtil verspielte Musik wurzeln in ihrer persönlichen Geschichte. Als sie 2010 von Odessa nach Köln umzog, hatte sie in ihrer alten Heimat schon beachtliche Erfahrungen und Bühnenerfolge gesammelt. 1988 als Tochter professioneller Musiker (Mutter klassische Pianistin, Vater Jazz-Saxophonist) geboren, wuchs sie umgeben von hochkarätiger Musik auf. Mit 16 begann sie ihre Karriere, arbeitete als klassische geschulte Pianistin und Jazzsängerin mit renommierten ukrainischen Künstlern, darunter vier Jahre lang mit Jazz-Legende Yuriy Kuznetcov. Sie war Solistin in der Bigband von Odessa, bildete ein Duo mit der Pianistin Roksana Smirnova, stand auf Festivalbühnen in Kiew, Moskau, Rostov, Sevastopol.
Kaum in Köln angekommen, gründete Lukasheva ihr bis heute unverändert bestehendes Quartett. Das neue Album Homebridge fesselt mit noch größerer musikalischer Spannweite, raffinierten Ideen und Intensität. Die Entwicklung seit dem Debüt und in Relation zu anderen Produktionen, an denen sie zwischenzeitlich mitwirkte, beschreibt Lukasheva so: „Ich hatte einen bestimmten Charakter der Stücke vor Augen und habe daher die Kompositionen im Vorfeld präziser notiert als früher.“ Diese Neujustierung des künstlerischen Fokus lässt weiterhin Improvisationen zu, führt vor allem aber zu einer pointierteren Ausarbeitung der bandeigenen Klangfarben.
Kompositionen und Arrangements offenbaren auch nach mehrmaligem Hören noch neue Nuancen und Details. Neben Lukashevas imponierendem Facettenreichtum wird das spielerische Profil der Musiker klarer erkennbar. Die präzise Aufteilung der einzelnen Stimmen verleiht dem Bandsound mehr Tiefe und steigert gleichzeitig das dynamische Potenzial. „Wenn man Jazz in erster Linie mit Improvisation gleich setzt, dann reflektieren die neuen Stücke jetzt deutlich mehr meine unterschiedlichen musikalischen Einflüsse“, konstatiert Lukasheva. Dazu gehören auch Kindheitserinnerungen an Musical und Pop aus sowjetischen Zeiten, an starke Melodien und bestimmte Phrasierungen, eigens betonte Wörter und politische Subtexte. Später kamen Klassik und Folk hinzu, dann die eingehende Beschäftigung mit Jazz.
Bei den Songs von Homebridge legte Lukasheva Wert darauf, eine enge Verbindung von Musik und Text zu gestalten. Die Melancholie, die manche Zeilen oder auch Melodien umweht, reflektiert weniger ihr persönliches Gefühl als vielmehr die jeweilige Geschichte, die sie erzählt. Etwa in der tiefgründigen Poesie Asja Klimanovas, die Lukasheva in drei Stücken, darunter Alte Häuser, vertont. Metaphern und Bilder reflektieren über Vergänglichkeit, die untrennbar zum Leben gehört, und übers Loslassen. Beispielsweise wenn die Schönheit des Zerfalls einstmals belebter Orte beschrieben wird. „Wenn man an seiner alten Schule vorbeikommt und sich gleichzeitig sieht, wie man einst war und wer man heute ist, ist beides wahr“, sinniert Lukasheva. „Wir wollen nicht älter werden, aber zu versuchen, die Zeit zu konservieren, tut uns auch nicht gut.“ Um den Geist des Titelstücks einzufangen, nahm sie Straßengeräusche an jenem Platz in Odessa auf, der sie zu dem Song inspirierte, und lässt diese nun atmosphärisch das Stück einrahmen.
Der kontrastreiche Aufmacher des Albums, Night And The Moon, zieht mit Energieschüben, offensiven Vokalaufschwüngen und dynamischen Wendungen in seinen Bann, Alte Häuser und Awakening versetzen durch prägnante rhythmische Phrasierungen in Bewegung und verblüffen mit spannenden Wendungen. Das fröhlich hüpfende Where Are You Going, Yanichku fungiert als Sprungbrett für Scats und ein weit ausgreifendes Klaviersolo, wie dieses Stück basiert auch Marisija auf einem ukrainischen Volkslied. Lukashevas eindrückliche Arrangements transferieren hier die Traditionen in die Gegenwart und verleihen ihnen Zeitlosigkeit. Eindringliche Balladen wie Homebridge oder The Moon Is Clear, letzteres eine Komposition des 2016 verstorbenen Yuriy Kuznetcov, gehen mit leisen Tönen und zurückhaltendem, manchmal fast flüsterndem Gesang unter die Haut, während Ich werd aufhören... einen dynamischen Bogen beschreibt, der von feinsinnigen a capella-Klaviertupfern und Flüstervokals zum kraftvollen Tutti anschwillt und im subtil gestrichenen Bass-Solo ausklingt. Im zunächst trügerisch harmonischen, dann sich dramatisch steigernden In As Moll kann Lukasheva ihre gesamte Stimmgewalt unvergesslich ausspielen. Neben ihr erweisen sich auch die Musiker immer wieder als variable und aussagekräftige Klangfarbenmaler.
Als Tamara Lukasheva vor acht Jahren in Köln ankam, kannte sie „niemanden und nichts“, erinnert sie sich. „Ich wollte Neues kennenlernen, weil ich für mich keine Entwicklungsmöglichkeiten mehr in der Ukraine sah.“ Seitdem hat sie abseits ihres eigenen Quartetts mit Trompeter Matthias Schriefl gearbeitet, die Ensembles East Drive und Eurasians Unity sowie die WDR Bigband mit ihrem charismatischen, expressiven Gesang bereichert. Der Titel des neuen Albums, Homebridge, spielt nicht auf Heimweh an, sagt Lukasheva. Tatsächlich reist sie oft in ihrer alte Heimat, um die Familie zu besuchen oder Konzerte zu geben. Homebridge sieht Lukasheva als „eine Brücke zwischen dem Ort, wo du bist, und jenem wo du herkommst. Für mich bedeutet 'Zuhause' nicht Anfang oder Ende der Brücke. Sondern das gegenwärtige Leben zwischen den Sockeln, das Hängen in der Luft. Die Brücke selbst ist 'home'.“
Bewusst mit zwei Kulturen zu leben ist für Tamara Lukasheva so essentiell wie jene musikalische Vielseitigkeit, die ihre Geschichte reflektiert und die sie mit ihrer Band auf Homebridge eindrucksvoll zum Klingen bringt. Darüber kreist Lukashevas virtuoser Gesang, dessen emotional wie handwerklich herausragende Brillanz berührt und fesselt. Das Tamara Lukasheva Quartett präsentiert modernen europäischen Vocal-Jazz mit unverkennbar eigenem Charakter.
- Tracklisting
- Mitwirkende
Disk 1 von 1 (CD)
- 1 Night And The Moon
- 2 Homebridge
- 3 Alte Häuser
- 4 Odna doma
- 5 The Moon Is Clear
- 6 Where Are You Going, Yanichku
- 7 Awake
- 8 Ich werd' aufhören zu verschwinden
- 9 In As Moll
- 10 Vogel Fly
- 11 Marisija
Tamara Lukasheva
Homebridge
EUR 15,99*