Fabian Dudek: Isolated Flowers
Isolated Flowers
CD
CD (Compact Disc)
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- Label: Traumton, 2021
- Bestellnummer: 10835349
- Erscheinungstermin: 25.3.2022
+ Felix Hauptmann, David Helm u. a.
Das neue Album »Isolated Flowers« des Quartetts um Fabian Dudek dokumentiert die kompositorische Entwicklung des Bandleaders und das Zusammenwachsen des herausragenden Kleeblatts.
»Wir haben unser Spektrum wesentlich erweitert«, konstatiert Dudek, »im Hinblick auf die gemeinsame Erarbeitung meiner Stücke ebenso wie in der spontanen Interaktion in Improvisationen.« Beide Aspekte sind aus Dudeks Sicht essentiell für die Musik. »Durch die Corona-Einschränkungen konnten wir 2020 / 21 weniger Konzerte spielen als geplant. Umso mehr haben wir geprobt und uns konsequent mit Details beschäftigt. Das ist extrem wichtig, denn selbst wenn meine Stücke relativ umfangreich notiert sind, betreten wir im Zusammenspiel jedes Mal unbekannte Territorien. Je nach dem, wie die anderen wahrnehmen, was ich mir ausgedacht habe, wie sie meine Ideen mit eigenen Einfällen und Gefühlen bereichern, entsteht eine neue Art von Sprache.«
Sämtliche Stücke würden von allen ausformuliert, fasst Dudek die Kommunikation auf Augenhöhe zusammen. Der gleichberechtigte Charakter der Band kann dazu führen, dass seine Kompositionsvorschläge umfassend umgestaltet oder sogar gänzlich verworfen werden. Als Beispiel nennt Dudek »I Can't«, den vergleichsweise konventionellsten Titel des Albums, von dem fast die Hälfte der ursprünglichen Notation in die Tonne wanderte. Mit überraschendem Ergebnis: »während ich das Stück schrieb hätte ich nicht gedacht, dass es mal zu einer Ballade werden würde.« Als ein prägendes Element von »Isolated Flowers« nennt Dudek Dualität.
Dabei denkt er an die Spannung zwischen Intellekt und Emotionalität, Komplexität und tiefen Empfindungen, die das gemeinsame Spiel ausmacht. Und an die Einflüsse, die ihn beim Schreiben inspirierten und Stimmungen zwischen Melancholie und Aufbegehren auslösten. »Ich höre viel neue Musik und freue mich über ihre »ausgecheckten« Details, mir gefällt aber auch eingängiger Pop. Gradlinige Rhythmen, etwa im Soul, sprechen mich genauso an wie ein komplexer Puls, den man zwar fühlt, bei dem man aber nicht komplett versteht, was passiert.«
Das Titelstück »Isolated Flowers« hat eine Geschichte, die exemplarisch für Dudeks Herangehensweise steht. »Ich hatte mir während des Lockdowns eine Kamera gekauft, eine Serie mit Naturaufnahmen geschossen und dazu Texte auf Deutsch geschrieben. Dann verwandelte die Übersetzungsmaschine meine Formulierung »alleinstehende Blumen« in »isolated flowers«. Einerseits ist das noch romantischer, andererseits hat die Maschine das deprimierte Gefühl verschärft und meine Stimmung im damaligen Eingeschlossensein noch gnadenloser zugespitzt.«
Die Platte sei aber keinesfalls ein Pandemie-Album, betont Dudek: »andere Zeitfragen beschäftigen mich genauso, etwa Klimapolitik, Waffenexporte und Migration.« Die Konfrontation von Natur und Industrie reflektiert Pretty Ugly, dessen Titel sich absichtsvoll in mehrere Richtungen lesen lässt. »Der Gedanke zu diesem Stück kam mir beim Besuch einer Roger Melis-Ausstellung. Eins seiner Fotos zeigt eine schöne Landschaft, in deren Mitte eine Zementfabrik steht.« »Reality, The Hypocrite« transferiert Dudeks Ärger über Heuchler in der Politik in expressive Töne, Sick Days ist ebenfalls künstlerischer Kommentar zur Zeit. »Hier symbolisiert der Synthesizer, der wabert und im Lauf der Zeit aus der Stimmung driftet, ein diffuses Gefühl der Unsicherheit und Machtlosigkeit.« Leidenschaft, Entschlossenheit, Dringlichkeit: Fabian Dudeks explosive Saxophon-Modulationen vermitteln immer wieder den Eindruck, als blase er sich die Seele aus dem Leib. Und das ist auch so. »Ich habe mich jahrelang mit dem Saxophon beschäftigt und kann mit dieser Band endlich so spielen, wie ich es mir vorstelle«, sagt Dudek. Als Impulsgeber nennt er Frank Gratkowski, bei dem er dieser Tage seinen Master-Abschluss absolviert, den amerikanischen Saxophon-Vordenker Henry Threadgill, Soul-Irrwisch James Brown und Funkjazz-Legende Maceo Parker, Trompeten-Virtuose Ambrose Akinmusire und Charles Ives. »Es macht mir Spaß, beim Komponieren Puzzleteile neu zusammen zu legen.
Aber was letztlich zählt ist, im Moment zu sein, statt brav Regeln zu folgen oder stur an Konzepten festzuhalten. Der kompositorische Rahmen wird nur gebaut, um ihn als Startrampe zu benutzen, hin zur völligen Ekstase.« Es ist offenkundig, dass das Quartett während der zweitägigen Aufnahmen im Kölner Loft immer wieder entfesselte Zustände erreicht hat. Entsprechend versteht Fabian Dudek »Isolated Flowers« vor allem als Reflexion über eben jene Zeit, in der das Album entstanden ist. Gut möglich, dass die Stücke bei kommenden Konzerten zumindest in Teilen schon wieder anders klingen. Die grundsätzliche Haltung der versierten Individualisten wird sich indes nicht ändern. Mit juvenilem Verve und entschlossenem Gestaltungswillen lebt die Band um Fabian Dudek die Freiheiten des zeitgenössischen Jazz aus. Sie kreiert weite Spannungsbögen und eine packende Intensität, die niemanden unberührt lässt.
»Wir haben unser Spektrum wesentlich erweitert«, konstatiert Dudek, »im Hinblick auf die gemeinsame Erarbeitung meiner Stücke ebenso wie in der spontanen Interaktion in Improvisationen.« Beide Aspekte sind aus Dudeks Sicht essentiell für die Musik. »Durch die Corona-Einschränkungen konnten wir 2020 / 21 weniger Konzerte spielen als geplant. Umso mehr haben wir geprobt und uns konsequent mit Details beschäftigt. Das ist extrem wichtig, denn selbst wenn meine Stücke relativ umfangreich notiert sind, betreten wir im Zusammenspiel jedes Mal unbekannte Territorien. Je nach dem, wie die anderen wahrnehmen, was ich mir ausgedacht habe, wie sie meine Ideen mit eigenen Einfällen und Gefühlen bereichern, entsteht eine neue Art von Sprache.«
Sämtliche Stücke würden von allen ausformuliert, fasst Dudek die Kommunikation auf Augenhöhe zusammen. Der gleichberechtigte Charakter der Band kann dazu führen, dass seine Kompositionsvorschläge umfassend umgestaltet oder sogar gänzlich verworfen werden. Als Beispiel nennt Dudek »I Can't«, den vergleichsweise konventionellsten Titel des Albums, von dem fast die Hälfte der ursprünglichen Notation in die Tonne wanderte. Mit überraschendem Ergebnis: »während ich das Stück schrieb hätte ich nicht gedacht, dass es mal zu einer Ballade werden würde.« Als ein prägendes Element von »Isolated Flowers« nennt Dudek Dualität.
Dabei denkt er an die Spannung zwischen Intellekt und Emotionalität, Komplexität und tiefen Empfindungen, die das gemeinsame Spiel ausmacht. Und an die Einflüsse, die ihn beim Schreiben inspirierten und Stimmungen zwischen Melancholie und Aufbegehren auslösten. »Ich höre viel neue Musik und freue mich über ihre »ausgecheckten« Details, mir gefällt aber auch eingängiger Pop. Gradlinige Rhythmen, etwa im Soul, sprechen mich genauso an wie ein komplexer Puls, den man zwar fühlt, bei dem man aber nicht komplett versteht, was passiert.«
Das Titelstück »Isolated Flowers« hat eine Geschichte, die exemplarisch für Dudeks Herangehensweise steht. »Ich hatte mir während des Lockdowns eine Kamera gekauft, eine Serie mit Naturaufnahmen geschossen und dazu Texte auf Deutsch geschrieben. Dann verwandelte die Übersetzungsmaschine meine Formulierung »alleinstehende Blumen« in »isolated flowers«. Einerseits ist das noch romantischer, andererseits hat die Maschine das deprimierte Gefühl verschärft und meine Stimmung im damaligen Eingeschlossensein noch gnadenloser zugespitzt.«
Die Platte sei aber keinesfalls ein Pandemie-Album, betont Dudek: »andere Zeitfragen beschäftigen mich genauso, etwa Klimapolitik, Waffenexporte und Migration.« Die Konfrontation von Natur und Industrie reflektiert Pretty Ugly, dessen Titel sich absichtsvoll in mehrere Richtungen lesen lässt. »Der Gedanke zu diesem Stück kam mir beim Besuch einer Roger Melis-Ausstellung. Eins seiner Fotos zeigt eine schöne Landschaft, in deren Mitte eine Zementfabrik steht.« »Reality, The Hypocrite« transferiert Dudeks Ärger über Heuchler in der Politik in expressive Töne, Sick Days ist ebenfalls künstlerischer Kommentar zur Zeit. »Hier symbolisiert der Synthesizer, der wabert und im Lauf der Zeit aus der Stimmung driftet, ein diffuses Gefühl der Unsicherheit und Machtlosigkeit.« Leidenschaft, Entschlossenheit, Dringlichkeit: Fabian Dudeks explosive Saxophon-Modulationen vermitteln immer wieder den Eindruck, als blase er sich die Seele aus dem Leib. Und das ist auch so. »Ich habe mich jahrelang mit dem Saxophon beschäftigt und kann mit dieser Band endlich so spielen, wie ich es mir vorstelle«, sagt Dudek. Als Impulsgeber nennt er Frank Gratkowski, bei dem er dieser Tage seinen Master-Abschluss absolviert, den amerikanischen Saxophon-Vordenker Henry Threadgill, Soul-Irrwisch James Brown und Funkjazz-Legende Maceo Parker, Trompeten-Virtuose Ambrose Akinmusire und Charles Ives. »Es macht mir Spaß, beim Komponieren Puzzleteile neu zusammen zu legen.
Aber was letztlich zählt ist, im Moment zu sein, statt brav Regeln zu folgen oder stur an Konzepten festzuhalten. Der kompositorische Rahmen wird nur gebaut, um ihn als Startrampe zu benutzen, hin zur völligen Ekstase.« Es ist offenkundig, dass das Quartett während der zweitägigen Aufnahmen im Kölner Loft immer wieder entfesselte Zustände erreicht hat. Entsprechend versteht Fabian Dudek »Isolated Flowers« vor allem als Reflexion über eben jene Zeit, in der das Album entstanden ist. Gut möglich, dass die Stücke bei kommenden Konzerten zumindest in Teilen schon wieder anders klingen. Die grundsätzliche Haltung der versierten Individualisten wird sich indes nicht ändern. Mit juvenilem Verve und entschlossenem Gestaltungswillen lebt die Band um Fabian Dudek die Freiheiten des zeitgenössischen Jazz aus. Sie kreiert weite Spannungsbögen und eine packende Intensität, die niemanden unberührt lässt.
- Tracklisting
Disk 1 von 1 (CD)
- 1 Pretty ugly
- 2 Down after up/Up after down
- 3 Isolated flowers
- 4 Where we go
- 5 Reality, the hypocrite
- 6 I can't
- 7 Sick days
Fabian Dudek
Isolated Flowers
EUR 16,99*