Camila Nebbia: Reflection Distorts Over Water auf CD

In einer Musikszene, in der Gemeinschaftssinn unerlässlich ist, ist die Tenorsaxophonistin Camila Nebbia eine wahre Bereicherung. Sie blüht in der Zusammenarbeit auf und knüpft immer wieder neue Partnerschaften und Formationen, in denen ihr geschärftes, engagiertes Zuhören ihre ohnehin schon außergewöhnliche Technik und künstlerische Flexibilität bereichert. Oft scheint es, als würde Nebbia durch solche Interaktionen genährt, und ihr stetig wachsendes Netzwerk ermöglicht es ihr, ihre angeborene Vielseitigkeit auszuleben. Obwohl sie in Berlin lebt, ist Nebbia eine wahrhaft globale Künstlerin, eine weltoffene Argentinierin, die Verbindungen über Kontinente und Generationen hinweg geknüpft hat. Ihre Diskografie, die von solchen Kooperationen geprägt ist, kann die ganze Bandbreite dieser künstlerischen Allianzen nur unzureichend dokumentieren. Allein im letzten Jahr hat sie Alben mit drei verschiedenen Pianisten veröffentlicht, darunter Leo Genovese, Angelica Sanchez und Kit Downes – die beiden Letzteren auf Aufnahmen des Labels Relative Pitch.

Ob sie nun frei improvisiert oder eigene Kompositionen spielt, die zwischen poetischer Betrachtung und feurigem Solancing changieren – Nebbia ist mit ganzem Herzen dabei. Mit einem sich überlagernden Spiegelbild hat sie in ihrer äußerst produktiven Karriere eines der dynamischsten und vielseitigsten Ensembles geformt und sich mit zwei der stärksten Improvisatorinnen der USA zusammengetan: der erfahrenen Pianistin Marilyn Crispell und der aufstrebenden Perkussionistin Lesley Mok.

Crispell ist natürlich eine außergewöhnliche Künstlerin, eine Pianistin, die ebenfalls die Grenzen zwischen mitreißender Intensität und rhapsodischer Schönheit sprengt. Sie ist zudem eine engagierte Kollaborateurin und tauscht Klänge und Ideen mit Musikern wie Sanchez, Anthony Braxton, Joe Lovano, Evan Parker, Paul Motian und Tyshawn Sorey aus. Nebbia lernte sie 2016 kennen, als die Pianistin im Rahmen eines Stipendiums in Buenos Aires war – eine Begegnung, die die Saxophonistin als „transformierende und zutiefst bedeutsame Erfahrung“ beschreibt. Trotz ihrer bekannteren Kooperationen hat die Pianistin über die Jahre hinweg immer wieder jüngere, weniger bekannte Musiker gefördert. Obwohl sie eine wichtige Mentorin ist, begegnet Crispell solchen Begegnungen stets auf Augenhöhe und schafft so nicht-hierarchische, ergebnisoffene Wege.

Camila Nebbia – Tenorsaxophon
Marilyn Crispell – Klavier
Lesley Mok – Schlagzeug