Billie Holiday & Buddy DeFranco: Live In Cologne 1954 (remastered) (180g) auf 2 LPs
Live In Cologne 1954 (remastered) (180g)
Die gute alte Vinyl - Langspielplatte.
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- Label:
- Jazzline
- Aufnahmejahr ca.:
- 1954
- Artikelnummer:
- 6229211
- UPC/EAN:
- 5055551780159
- Erscheinungstermin:
- 24.1.2019
- Serie:
- WDR The Cologne Broadcasts
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Preis |
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CD | EUR 8,99* |
Das Jahr 1954 sollte Deutschland einiges
an jazzmusikalischer Prominenz bescheren:
u. a. Ella Fitzgerald, Sarah Vaughan,
Oscar Peterson, Illinois Jacquet, Coleman
Hawkins und die Big Bands von Woody
Herman und Count Basie. Und: Es hatte
bereits viel versprechend begonnen.
Im Januar reisen zwölf US-amerikanische
Musiker gemeinsam nach Europa. Eine
»intime« Alternative zu Jazz at the Philharmonic,
ohne jene sportiven battles
sich im Wettkampf hochschaukelnder Solisten.
Name des Tour-Pakets: Jazz Club
USA, benannt nach einer gleichnamigen
Radioshow Leonard Feathers beim Sender
Voice of America.
Feather vereinte in sich gleich mehrere
Tätigkeiten im Jazz-Business: Er war
Kritiker, Moderator, Publizist und Redakteur,
Pianist, Komponist, Produzent und
Impresario, beseelt von dem Wunsch,
dem Jazz als Kunstform mehr Akzeptanz
zu verschaffen. Mit einem Sendungsbewusstsein,
das dem von JATP-Initiator
Norman Granz durchaus ähnelte, aber
weniger von Geschäftssinn getrieben,
schickt er ein eigenes Mini-Festival auf
Reisen (und agiert obendrein als Bühnenansager):
ein Trio um die singende Pianistin
Beryl Booker, dessen Gründung Feather
selbst mitinitiiert hatte, eines um den
Vibraphonisten Red Norvo, das Quartett
des Klarinettisten Buddy DeFranco
und schließlich Billie Holiday. Sie hatte
einzig ihren regulären Pianisten Carl
Drinkard mitgebracht. Wer die Rhythmusgruppe
bilden sollte, war zunächst
unklar, denn gleich drei Bassisten und
zwei Schlagzeuger hatten sich von vornherein geweigert, mit Lady Day zu arbeiten. Ihre Begründung: Sie sei schwierig,
unberechenbar und in ihren Leistungen
zu schwankend. Schließlich ließen sich
im letzten Moment doch noch zwei finden,
die das »Wagnis« einzugehen sich
bereit erklärten: Red Mitchell und Elaine
Leighton. Indes, für etwaige gemeinsame
Proben war es bereits zu spät.
Das Programm folgte einer wohlkalkulierten
Dramaturgie. Die Abende eröffnen
sollte eine reine Frauen-Formation, das
Trio von Beryl Booker mit Bonny Wetzel
und Elaine Leighton. Anschließend präsentierten
sich Red Norvo, Jimmy Raney
und Red Mitchell. Nach einer kurzen
Pause folgten Buddy DeFranco, Sonny
Clark, Gene Wright und Bobby White.
Der eigentliche Höhepunkt, der Auftritt
Holidays, war allerdings noch nicht der
Schlusspunkt: Den Abend beendete eine
Session mit Holiday, DeFranco, Norvo,
Raney, Clark (der das erste Klavier-Solo
spielt, das zweite stammt von Booker),
Mitchell und Leighton. Dieser Ablauf
wird bei allen Gastspielen mehr oder
weniger eingehalten.
Holidays erste Europa-Tournee beginnt
am 11. und 12. Januar in Stockholm.
Jazz Club USA hatte anfangs unter keinem
guten Stern gestanden: zunächst die
Weigerung einiger Musiker, den Star zu
begleiten, fehlende Zeit für Proben, dann
waren sie zum Auftakt-Konzert in Stockholm
fast zu spät gekommen, nachdem
dort ein Schnee-Chaos ausgebrochen
war, man in Kopenhagen landen musste,
um von dort mit dem Zug anzureisen.
Eine mit Terminen vollgestopfte Tour
mit sehr wenig Ruhephasen, dafür umso
mehr Reisestress. Nach einer Woche
Skandinavien folgten – noch bevor die
Truppe in Holland, Frankreich und der
Schweiz auftrat – zehn Gastspiele in
Deutschland, darunter auch ein Auftritt in
der US-Militärbasis Baumholder.
Im Berliner Sportpalast sitzt der Klarinettist
Rolf Kühn im Publikum, um jenen
Mann zu erleben, der im Programmheft
als der neue »König der Klarinette« angekündigt
wird. »Ich wollte unbedingt Buddy
DeFranco kennen lernen und wusste,
wann er am Flughafen Tempelhof landen
würde. Da ich kein Englisch sprechen
konnte, nahm ich eine Bekannte mit. Ich
bin mit ihr zum Flughafen gefahren und
wir haben ihn angesprochen. Danach ist
er zu mir in meinen alten VW eingestiegen
und ich habe ihn ins Hotel gebracht.
Nach der Show hatte ich ihn zum Essen
ins Maison de France eingeladen. Da
saßen wir bis zwei Uhr morgens und
sind dann noch zu mir nach Hause gefahren,
wo ich ihm meine Sachen vorgespielt
habe, die er gerne hören wollte.
Er hat mir dazu geraten, nach Amerika
zu kommen, das war der Auslöser.« (aus:
Maxi Sickert »Clarinet Bird. Rolf Kühn –
Jazzgespräche«, S. 46) 1956 wandert
er in die USA aus und übernimmt wenig
später DeFrancos Platz in der Tommy
Dorsey Ghost Band. Kühn wohnt in New
Yorks 87. Strasse West in einem »musikalischen
Haus«: er in der dritten Etage,
in der Parterre-Wohnung Billie Holiday,
im zweiten Stock Dayton Herzog, Sohn
des Komponisten Arthur Herzog Jr., der
für sie und mit ihr zusammen Songs wie
»God Bless The Child« und »Don’t Explain«
schreibt. Der Klarinettist erlebt die
Sängerin häufig betrunken und als Opfer
körperlicher Gewalt.
Am Abend vor dem Gastspiel in der
Kölner Messehalle treten Holiday & Co.
in Düsseldorf auf. Als Feather zu Ohren
kommt, dass die Pianistin Jutta Hipp in
einem Club im unweiten Duisburg spielt,
fahren er und einige seiner Musiker nach
dem Konzert ins von Gigi Campi gegründete
Boheme. Auch Lady Day schließt
sich ihnen an, muss dafür aber über die
Feuerwehrleiter aus dem Düsseldorfer
Hotelzimmer fliehen, ihr für Schlägereien
bekannter Ehemann hatte sie eingesperrt.
Nach dem Boheme-Ausflug verprügelt er
sie, sodass Holiday am nächsten Abend
in Köln mit dunkler Sonnenbrille auf die
Bühne geht. Zum Repertoire gehört auch
das von ihr geschriebene »I Love My
Man« (aka »Billie’s Blues«), im Text heißt
es: »I’ve been your slave/ Ever since I’ve
been your babe / But before I’ll be your
dog / I’ll see you in your grave«. Und im
Song »My Man«: »He isn’t true / He beats
me, too / What can I do?/ Oh, my man,
I love him so...«
Die Sängerin ist von einem desaströsen
Leben gezeichnet und schafft es dennoch
(oder gerade deswegen…?) die
Menschen zu bewegen. Über die damals
38-Jährige (»mit dem Gesicht einer
50-Jährigen«, wie der Kritiker Werner
Burkhardt sie wenige Tage zuvor in der
Hamburger Ernst-Merck-Halle erlebt) können
die Besucher des Konzerts im Programmheft
lesen: »Billie Holiday gestaltet
selbst in banalen Songs Kunstwerke von
einer Intensität, die sie zu einer der größten
lebenden Künstlerinnen unserer Zeit
machen.«
Karsten Mützelfeldt
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Tracklisting
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Mitwirkende
Die Hörproben gehören zum Artikel Billie Holiday & Buddy DeFranco: Live In Cologne 1954 (CD). Das Tracklisting kann bei diesem Artikel ggf. abweichen.
LP
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1 Billie's Blues
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2 All Of Me (Gerald Marks & Simour B. Simons)
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3 I Cover The Waterfront (Gerald Marks & Simour B. Simons)
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4 Them There Eyes (Maceo Pinkard).
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5 My Man (Maurice Yvain & Jacques M. Charles)
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6 What A Little Moonlight Can Do (Harry M. Woods)
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7 I'll Remember April (Gene De Paul)
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8 Over The Rainbow (Harold Arlen)
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9 Bass Solo (Gene Wright)
LP
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1 Now's The Time
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2 Sweet Georgia Brown (Maceo Pinkard)
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3 Skittish (Jim Mcneely)
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4 Rifftide (Steve Graham & Coleman Randolph Hawkins)
