Wolf Graf von Baudissin 1907 bis 1993
Wolf Graf von Baudissin 1907 bis 1993
Buch
- Modernisierer zwischen totalitärer Herrschaft und freiheitlicher Ordnung
- Herausgeber: Wolfgang Schmidt, Rudolf J. Schlaffer
- De Gruyter Oldenbourg, 05/2007
- Einband: Kartoniert / Broschiert, Paperback
- Sprache: Deutsch
- ISBN-13: 9783486582833
- Bestellnummer: 7654608
- Umfang: 276 Seiten
- Sonstiges: m. Bildtaf.
- Copyright-Jahr: 2007
- Gewicht: 375 g
- Maße: 225 x 140 mm
- Stärke: 13 mm
- Erscheinungstermin: 21.5.2007
Kurzbeschreibung
Herausgegeben im Auftrag des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes von Rudolf J. Schlaffer, Wolfgang SchmidtWolf Graf von Baudissin 1907 bis 1993
Modernisierer zwischen totalitärer Herrschaft und freiheitlicher Ordnung
2007. X, 265 S., br.
ISBN 978-3-486-58283-3
Der Begründer der Inneren Führung schrieb Militärgeschichte.
Wolf Graf von Baudissin, geboren am 8. Mai 1907, gilt als Begründer der "Inneren Führung" und ihrem Leitbild vom Staatsbürger in Uniform. Diese Konzeption vereint den Soldaten und den in der freiheitlichen Ordnung lebenden Staatsbürger in einer Person. Der biographische Essay über den Generalleutnant der Bundeswehr, späteren Professor und Leiter des Instituts für Friedens- und Konfliktforschung in Hamburg, öffnet den Blick auf die Forschungsfelder einer Militärgeschichte der Bundeswehr im Bündnis im Allgemeinen und der Inneren Führung im Besonderen.
Beiträge von: Kai Uwe Bormann, Angelika Dörfler-Dierken, Jürgen Förster, Helmut R. Hammerich, Eckart Hoffmann, Dieter Krüger, Klaus Naumann, Frank Nägler, Horst Scheffler, Claus Frhr. von Rosen, Rudolf J. Schlaffer, Wolfgang Schmidt, Rüdiger Wenzke, Kerstin Wiese.
Über den Autor
Rudolf J. Schlaffer (Herausgeber)
Rudolf J. Schlaffer, geboren 1970, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Militärgeschichtlichen Forschungsamt.
Wolfgang Schmidt (Herausgeber)
Wolfgang Schmidt, geboren 1958, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Militärgeschichtlichen Forschungsamt
Inhaltsangabe
1;Inhalt;62;Grußwort des Bundesministers der Verteidigung;8
3;Vorwort;10
4;Einführung (Rudolf J. Schlaffer und Wolfgang Schmidt);12
5;Wolf Graf von Baudissin in Akademia, Reichswehr und Wehrmacht (Jürgen Förster);28
5.1;Staatsbürger als Elite;50
5.2;Nivellieren oder Differenzieren?;53
5.3;Baudissin als Exponent der Führungselite?;61
5.4;Anmerkungen;62
5.5;Ausgewählte Literatur;64
6;Baudissins Konzeption Innere Führung und lutherische Ethik (Angelika Dörfler-Dierken);66
6.1;Die Aufgabe;66
6.2;Reformatio rerum militarum . Baudissin als Reformator;67
6.3;Baudissin als lutherischer Christ;68
6.4;Mitstreiter für die Konzeption Innere Führung;70
6.5;Christliche Konnotationen des Begriffs Innere Führung;71
6.6;Ethische Grundentscheidungen der Konzeption Innere Führung;72
6.7;Ziel der Konzeption Innere Führung;74
6.8;Von der Genesis zur Geltung;75
6.9;Anmerkungen;77
6.10;Ausgewählte Literatur;78
7;"Gott ist Geist; wo aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit". Baudissin und die evangelische Militärseelsorge (Horst Scheffler);80
7.1;Abschied von Bonn;80
7.2;Vor der letzten Instanz;81
7.3;Gespräche und Verhandlungen über den Militärseelsorgevertrag;82
7.4;... und den Lebenskundlichen Unterricht;83
7.5;Auf der Grundlage des christlichen Glaubens;84
7.6;Gottesdienste;85
7.7;Auf Zusammenarbeit zugeordnet;87
7.8;Anmerkungen;88
7.9;Ausgewählte Literatur;89
8;Frieden in Freiheit. Philosophische Grundmotive im politischen Denken von Wolf Graf von Baudissin (Eckart Hoffmann);92
8.1;Komplexität und Konflikt;92
8.2;Staatsbürgerlicher Humanismus und der Begriff des Krieges;95
8.3;Frieden und Freiheit;100
8.4;Anmerkungen;108
8.5;Ausgewählte Literatur;109
9;Zwischen Militärreform und Wehrpropaganda. Wolf Graf von Baudissin im Amt Blank (Dieter Krüger und Kerstin Wiese);110
9.1;I. Die Himmeroder Denkschrift;111
9.2;II. Das Amt Blank;112
9.3;III. Traditionalisten versus Militärreformer;114
9.4;IV. Die innere Verfassung der künftigen Streitkräfte;117
9.5;Anmerkungen;119
9.6;Ausgewählte Literatur;120
10;Die Erziehung des Soldaten: Herzstück der Inneren Führung (Kai Uwe Bormann);122
11;"Kerniger Kommiss" oder "Weiche Welle"? Baudissin und die kriegsnahe Ausbildung in der Bundeswehr.;138
12;Die Innere Führung. Wolf Graf von Baudissins Anspruch und Wahrnehmung der Wirklichkeit (Rudolf J. Schlaffer);150
12.1;I. Am Anfang war eine Fehleinschätzung;150
12.2;II. Zur geistigen Dimension der Inneren Führung;152
12.3;III. Baudissins Innere Führung und ihre Realität in der Truppe;154
12.4;IV. Baudissin: ein gescheiterter Reformer?;158
12.5;Anmerkungen;159
12.6;Ausgewählte Literatur;160
13;Zur Ambivalenz der Atomwaffe im Blick auf Baudissins frühe Konzeption der Inneren Führung (Frank Nägler);162
13.1;I. Vernichtungsdrohung und Friedenswahrung . Dimensionen der Ambivalenz aus der Perspektive von 1962;162
13.2;II. Kriegsbild und Innere Führung vor der Dominanz der Atomwaffe;165
13.3;III. Die Zumutung der Inneren Führung;168
13.4;IV. Die Ambivalenz der Atomwaffe im Rahmen der Begründung der Inneren Führung;170
13.5;Anmerkungen;173
13.6;Ausgewählte Literatur;175
14;Die bildhafte Vermittlung des Staatsbürgers in Uniform in den Anfangsjahren der Bundeswehr (Wolfgang Schmidt);176
14.1;Die Rahmenbedingungen;176
14.2;Im Spannungsbogen von Fremd- und Selbstbild;180
14.3;Das intern vermittelte Selbstbild;183
14.4;Die Außensicht auf den Staatsbürger in Uniform;188
14.5;Anmerkungen;193
14.6;Ausgewählte Literatur;194
15;Zur Sicht der NVA auf die "Innere Führung" der Bundeswehr (Rüdiger Wenzke);200
15.1;Zum Bild von der Inneren Führung in der NVA;201
15.2;Die Idee vom "Staatsbürger in Uniform";205
15.3;Wolf Graf von Baudissin;208
15.4;Anmerkungen;210
15.5;Ausgewählte Literatur;211
16;Erfolg oder Scheitern der Inneren Führung aus Sicht von Wolf Graf von Baudissin (Claus Freiherr von Rosen);214
16.1;Einführung;214
16.2;Rückblicke;215
16.2.1;I. Z
Rezension
"[Ein] keineswegs nur für Militärhistoriker interessante[s] Buch" Reiner Pommerin in: Historische Zeitschrift 287 / 3, Dez. 2008Klappentext
Wolf Graf von Baudissin, geboren am 8. Mai 1907, gilt als Begründer der "Inneren Führung" und ihrem Leitbild vom Staatsbürger in Uniform. Diese Konzeption vereint den Soldaten und den in der freiheitlichen Ordnung lebenden Staatsbürger in einer Person. Der biographische Essay über den Generalleutnant der Bundeswehr, späteren Professor und Leiter des Instituts für Friedens- und Konfliktforschung in Hamburg, öffnet den Blick auf die Forschungsfelder einer Militärgeschichte der Bundeswehr im Bündnis im Allgemeinen und der Inneren Führung im Besonderen. Beiträge von: Kai Uwe Bormann, Angelika Dörfler-Dierken, Jürgen Förster, Helmut R. Hammerich, Eckart Hoffmann, Dieter Krüger, Klaus Naumann, Frank Nägler, Horst Scheffler, Claus Frhr. von Rosen, Rudolf J. Schlaffer, Wolfgang Schmidt, Rüdiger Wenzke, Kerstin Wiese.Auszüge aus dem Buch
Frank NäglerZur Ambivalenz der Atomwaffe im Blick auf Baudissins frühe Konzeption der Inneren Führung (S. 149-151)
I. Vernichtungsdrohung und Friedenswahrung - Dimensionen der Ambivalenz aus der Perspektive von 1962
Wer der Nuklearwaffe eine ambivalente Rolle in Baudissins Konzeption zuschreiben möchte, kann sich zunächst einmal auf die eigenen Worte des Vordenkers der Inneren Führung berufen. Am 7. April 1962 handelte Wolf Graf von Baudissin in Heidelberg vor der Deutschen Atlantischen Gesellschaft über Das Kriegsbild. In dem noch im gleichen Jahr in einer Druckfassung publizierten Vortrag1 sprach Baudissin namentlich im Blick auf die Atomwaffe von der "Ambivalenz der Technik, mit der man entweder die Welt zerstören kann oder den Frieden sichern"2. Zusammen mit der weltweiten ideologischen Konfrontation, dabei allerdings auf schon zureichend eigene Weise, zogen nach Baudissin die Nuklearwaffen "die Völker und mehr und mehr die Erde als Ganzes in das Kriegsgeschehen mit hinein". Damit verliehen sie "dem heutigen Kriege eine Totalität [...], die ihn aller früheren Sinngebung" beraube. Der Krieg tauge nicht mehr zu religiöser oder ideologischer Missionierung, weder ließen sich mit ihm ideologische Systeme verbreiten noch "verlorengegangene Freiheit oder Territorien zurückgewinnen".
Der Krieg sei "heute nur noch ein Weg in die gegenseitige Vernichtung". Die Vernichtungsdrohung des "total-atomare[n] Krieg[es]" erstreckte sich auch auf die minder intensiven Formen eines heißen Krieges, die ihm lediglich in der logischen Skalierung, nicht aber im erwarteten zeitlichen Ablauf vorauslagen. Denn bei einem Versagen der Abschreckung - und träfe dies auch nur regional begrenzt ein - galt Baudissin "die Entwicklung zum Äußersten [als] mehr als wahrscheinlich". So erschien jeder mit Waffen geführte Krieg unter das Risiko atomarer Auslöschung gestellt, gleichviel ob der noch knapp unterhalb offener Gewaltanwendung ausgetragene "subversive Krieg" den Auftakt bildete oder dem "nichtatomaren Kriege" diese Position zufiel, oder ob die Feindseligkeiten mit einem "begrenzt-atomaren Kriege" eröffnet Diese Ambivalenz der potentiell so vernichtenden und genau deswegen zugleich abschreckenden, also - so die Hoffnung - friedenswahrenden Atomwaffe spiegelte sich sodann in der "paradoxe[n] Aufgabe" des (westlichen) Soldaten wider: "um bewahren zu können, muß er seine feste Entschlossenheit bekunden, jeden Aggressor mit sich in die totale Zerstörung zu reißen". Genauer ging es darum, jene dem Gegner unterstellte Absicht zu durchkreuzen, "die Welt vor die Wahl zu stellen, sich entweder dem Despotismus zu unterwerfen oder aber den Untergang der Menschheit zu wagen". Überlegene militärische Fähigkeit sollte dazu verhelfen, diese "unmenschliche Alternative" gar nicht erst zu einer politischen Wirklichkeit werden zu lassen5. Die Erfüllung der vorrangigen militärischen Aufgabe der Kriegsverhinderung diente dazu, den Systemkonflikt auf den politischen Bereich zu begrenzen, in welchem überdies dem freien Westen auch "echte Siegeschancen" gegeben seien.
Schließlich fand die "Ambivalenz" der Nuklearwaffe ihren Niederschlag in den veränderten Anforderungen, die das moderne Gefecht an den Soldaten stellte. Der Einsatz atomarer Mittel verengte zunächst auf der oberen Führungsebene die Entscheidungsspielräume, weil er die Verantwortlichen wesentlich fester an verregelte Führungsvorgänge band und die Technik wesentlich strengere Handlungsabläufe vorgab. Auf der unteren und untersten Führungsebene erweiterten sich hingegen die Entscheidungsspielräume, weil der unter atomarer Bedrohung gegebene Zwang zur taktischen Auflockerung zu kleinen, im hohen Maße mobilen und auf sich allein gestellt kämpfenden Einheiten führen würde, deren Zusammenhang in einer Front nicht mehr gegeben wäre.
Biografie (Wolfgang Schmidt)
Wolfgang Schmidt befasst sich seit mehr als 20 Jahren mit der Haltung und Zucht von Amphibien und Reptilien. Verschiedene Bücher und Beiträge in Fachzeitschriften für Terrarianer liegen von ihm vor.Biografie (Rudolf J. Schlaffer)
Rudolf Schlaffer, geboren 1970 in Amberg/Bayern, studierte Geschichts-, Sozial- und Rechtswissenschaften an der Universität der Bundeswehr Hamburg und in den USA. Seit 2004 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Militärgeschichtlichen Forschungsamt und Redakteur der »Militärgeschichtlichen Zeitschrift«. Zahlreiche Veröffentlichungen zur deutschen Militärgeschichte.Anmerkungen:
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Wolf Graf von Baudissin 1907 bis 1993
EUR 44,95*