Richard Laymon: Die Jagd
Die Jagd
Buch
- Roman. Deutsche Erstausgabe
- Originaltitel: The Endless Night
- Übersetzung: Kristof Kurz
- Heyne Taschenbuch, 03/2009
- Einband: Kartoniert / Broschiert
- Sprache: Deutsch
- ISBN-13: 9783453675421
- Artikelnummer: 2016992
- Umfang: 528 Seiten
- Copyright-Jahr: 2009
- Gewicht: 428 g
- Maße: 188 x 119 mm
- Stärke: 36 mm
- Erscheinungstermin: 15.3.2009
- Gesamtverkaufsrang: 9130
- Verkaufsrang in Bücher: 151
Klappentext
Jody ist ziemlich clever für eine Sechzehnjährige. Nur deshalb ist sie noch am Leben - bis jetzt. Sie war zu Besuch im Haus ihrer Freundin Evelyn, als eine Bande junger Killer sie überfiel. Sie sah ihre Freundin aufgespießt auf einem Speer, aber es gelang ihr zu fliehen, zusammen mit Evelyns jüngerem Bruder Andy. Doch einer der Mörder hat sie gesehen und ist jetzt auf der Jagd nach ihr.Auszüge aus dem Buch
Jody wurde aus dem Schlaf gerissen."Wach auf", ertönte ein dringliches Flüstern. "Wach auf, Jody! Bitte!"
Die Stimme gehörte Evelyn - wie höchstwahrscheinlich auch die Hand, die an Jodys Schulter rüttelte.
Ach ja, fiel ihr ein, ich bin über Nacht bei Evelyn. Und versuche zu schlafen. Erfolglos, wie es aussieht.
Sie öffnete die Augen, rieb sich über das Gesicht und gähnte. Das Zimmer war dunkel, aber sie konnte trotzdem Evelyn erkennen, die vom Bett auf sie heruntersah. Das Gesicht des Mädchens war nicht mehr als ein fahler, von Schatten verwischter Schemen. Der Arm, den sie nach Jodys Schlafsack ausgestreckt hatte, war etwas dunkler als die weißen Bettlaken. Ihre Hand hielt Jodys Schulter fest umklammert.
Jody stöhnte auf. "Was ist denn jetzt wieder?"
"Ich hab was gehört."
"Jetzt mach mal einen Punkt", murmelte sie. "Ich hab gerade so schön geträumt. Und das würde ich jetzt gern wieder tun, wenn es dir nichts ausmacht. Mann." Sie gähnte, und Evelyn schüttelte wieder ihre Schulter.
"Das ist mein Ernst. Ich mach keine Witze. Ich habe wirklich etwas gehört."
"Und?"
"Ich hab Angst."
Das wäre ja nichts Neues, dachte Jody, hielt aber den Mund. Evelyn hatte die Angewohnheit, sich ständig und über alles aufzuregen - trotzdem war sie seit Kindergartenzeiten Jodys beste Freundin. Jody hatte also über zehn Jahre Erfahrung im Umgang mit ihrer übertriebenen Vorsicht.
"Da ist bestimmt nichts. Schlaf weiter."
"Jemand hat unten ein Fenster eingeschlagen."
"Aha." Jody gähnte noch einmal. Jetzt war sie endgültig wach. Im Schlafsack war es viel zu heiß. Hatte Evelyns Vater vor dem Zubettgehen die Klimaanlage ausgeschaltet? "Ein Klirren?", fragte sie. "Vielleicht ist deine Mutter oder dein Vater aufgestanden und hat was fallen lassen. Wie spät ist es eigentlich?"
"Viertel nach eins."
"Himmel." Sie tastete nach dem Reißverschluss des Schlafsacks und fand ihn neben ihrer linken Schulter. Die Hand auf ihrer Schulter zuckte, als Jody den Reißverschluss öffnete. "Das bin nur ich", sagte sie.
"Was machst du denn da?"
"Ich sterbe vor Hitze."
"Wir müssen doch irgendwas unternehmen."
"Stimmt. Nämlich weiterschlafen." Sie schlug den unangenehm dicken Schlafsack zurück, bis er nur noch ihre Knie bedeckte. Dann strampelte sie sich frei und streckte sich. Das war viel besser. Nur ihr Nachthemd umhüllte sie noch und hielt die angenehm kühle Luft ab. Zu Hause hätte sie es einfach ausziehen können. Hier ging das nicht. "Schaltet dein Dad eigentlich nachts die Klimaanlage aus?"
"Oh Mann, Jody."
"Können wir nicht das Fenster aufmachen oder so?"
"Die kann man nicht aufmachen."
Das hat man nun von diesen hochmodernen Häusern, dachte sie. "Deshalb haben sie es wahrscheinlich eingeschlagen."
"Ich finde das überhaupt nicht witzig."
Jody spürte, wie das Nachthemd ihren Körper hinaufglitt, als sie die Arme hob und hinter dem Kopf verschränkte. Jetzt konnte sie die kühle Luft auf ihren Schenkeln spüren. Sie ließ ein Bein zur Seite fallen.
Viel besser.
Ich muss nur vor morgen früh wieder in den Schlafsack schlüpfen. Evelyns Vater und ihr Bruder dürfen mich auf keinen Fall so sehen. Mann, das wäre peinlich. Ich könnte ja Mr Clark - Charles - nie wieder in die Augen sehen. Und bei Andy wäre es noch schlimmer. Sehr viel schlimmer. Er ist sowieso schon bis über beide Ohren in mich verschossen. Der kleine Rotzlöffel würde bestimmt einen Herzinfarkt bekommen - der erste Zwölfjährige in der Menschheitsgeschichte, der vor Aufregung einen Herzanfall bekommt.
"Sollten wir nicht mal nachsehen?", fragte Evelyn.
"Du hast nur ein leises Klirren gehört? Glas?"
"Ja."
"Das kann doch alles Mögliche gewesen sein. Vielleicht kam es von draußen. Jemand hat eine Flasche fallen lassen."
"Und wenn es ein Einbrecher ist?"
"Wenn es ein Einbrecher ist, dann wäre er bestimmt nicht besonders begeistert, wenn wir ihn bei der Arbeit stören."
"Haha."
"Außerdem wäre dann doch die Alarmanlage losgegangen."
Biografie (Richard Laymon)
Richard Laymon wurde am 14. Januar 1947 in Chicago geboren. Er machte den BA in Englischer Literatur an der Willamette Universität in Oregon und einen MA an der Loyola Universtät in Los Angeles. Seinen Lebensunterhalt verdiente er sich zunächst als Lehrer, Bibliothekar und Gutachter für ein Anwaltsbüro. Sein Ruf in der Szene wuchs beständig, als er am Valentinstag, den 14. Februar 2001, völlig unerwartet an einem Herzanfall starb.Anmerkungen:
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Richard Laymon
Die Jagd
EUR 10,99*