Maja Bächler: Inszenierte Bedrohung
Inszenierte Bedrohung
Buch
- Folter im US-amerikanischen Kriegsfilm 1979-2009
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- Campus Verlag, 04/2013
- Einband: Flexibler Einband
- ISBN-13: 9783593398464
- Umfang: 399 Seiten
- Copyright-Jahr: 2013
- Gewicht: 494 g
- Maße: 213 x 144 mm
- Stärke: 26 mm
- Erscheinungstermin: 18.4.2013
Inhaltsangabe
InhaltDanksagung11
Annahmen über Ausnahmen
Theoretische Annahmen über den Zustand der Ausnahme13
Annahmen zur "Faktizität" bewegter Bilder21
Annahmen über Gewalt als (k)ein Grundbedürfnis des Menschen24
Annahmen über die Folter als Ausnahme35
Annahmen über Folterkammern (Kinos) und Folterinstrumente (Filme)47
Die Auswahl der Filme62
Angenommen67
Vom Handlungsakteur zum Untersuchungsgegenstand
Hollywood als Handlungsakteur74
Hollywood im Netzwerk86
"Operation Hollywood": Zensur und Propaganda96
Filme als Mythomotoren100
Filme als Untersuchungsgegenstand103
Acht Essays über Filme
Vorspann129
The Little Drummer Girl (1984): Theater des Realen
Rahmungen134
Wir - Ihr - Sie - Er138
Folter-Kammer-Spiel140
Epilog - The Little Drummer Girl145
Death before Dishonor (1987): Orientalismus und Imitatio Christi
Rahmungen147
Remix: Achilles, Jesus, George Clooney151
Embedded Torture178
Imitatio Christi: Der Wandel im Opfer181
Homo sacer: verdreht186
Die 1990er Jahre188
The Siege (1998): Folter in Abwesenheit
Rahmungen190
Kampf der Geschlechter oder doch der Kulturen?198
Folter auditiv203
Panzer auf der Brooklyn Bridge207
Three Kings (1999): What is the problem with Michael Jackson?
Rahmungen211
Von Schatzsuchern220
Inszenierung der Folter als Choreographie224
Verdrehte Welt234
Die Folter, die nicht stattfindet238
Der Finger in der Wunde: Filme nach 9 / 11239
Syriana (2005): "Der Teufel steckt im Detail"
Rahmungen241
Detailaufnahme: Folteropfer und Selbstmordattentäter248
Detailaufnahme: Über Schmerzen251
Montierte Schmerzerfahrung254
Detailaufnahme: Der versehrte Körper257
Details der Verwundbarkeit260
The Hunt for Eagle One (2006): "I won't even let my old lady drive my car."
Rahmungen262
Just a Woman268
"Band of brothers"273
Der Bruch mit dem Ritual und die Negation des Raums274
"Single Black Female"276
Rendition (2007): Marsyas oder die Virtuosität der Methoden
Rahmungen280
Die Virtuosität der Methoden287
Die Weisheit des Kaufmanns von Venedig301
Body of Lies (2008): Zeugen im Panoptikon
Rahmungen: Captain Ahab und der weiße Wal305
Die Bestrafung der Anderen314
Zeugen der Folter: Zeugen und Märtyrer315
David und Goliath326
Annahmen über Ausnahmen: Sequel
Veralltäglichung328
Gegenüberstellung der gefolterten Körper331
Hollywood vor und nach 9 / 11335
Ein neuer Mythos: Folter als offene Wunde im Nationalkörper336
Kritik der ethischen Gewalt343
Anhang346
Abbildungen353
Filme355
Literatur361
Klappentext
Folterszenen werden zunehmend Bestandteil US-amerikanischer Kriegs- und Terrorismusfilme. Opfer und Täter werden entweder US-amerikanisch oder islamisch-arabisch markiert. Maja Bächler zeigt am Beispiel von acht Filmen (von »The Little Drummer Girl« bis »Three Kings« und »Syriana«), wie dabei Helden, Feindbilder und Opfer konstruiert werden. Der verletzbare US-Held im Film symbolisiert dabei die verletzliche Nation bzw. das angreifbare Territorium, ein Mythos, der seit den Anschlägen vom 11. September 2001 immer mehr zu einem Bestandteil nationaler Narrative wird. So wird im Film der »Ausnahmezustand« inszeniert, durch den eine Bindung der Bevölkerung an eine imperiale Mission erfolgt. Sogar in kritischen Filmen wird Hollywood dadurch zu einem wichtigen Faktor für die Selbstdarstellung und Selbstlegitimation der USA als imperialem Akteur.Auszüge aus dem Buch
Annahmen über AusnahmenTheoretische Annahmen über den Zustand der Ausnahme
Ausnahmezustand und Performanz
"Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezu-stand , in dem wir leben, die Regel ist. Wir müssen zu einem Begriff der Geschich-te kommen, der dem entspricht. Dann wird uns als unsere Aufgabe die Herbeifüh-rung des wirklichen Ausnahmezustands vor Augen stehen; und dadurch wird unse-re Position im Kampf gegen den Faschismus sich verbessern. Dessen Chance be-steht nicht zuletzt darin, daß die Gegner ihm im Namen des Fortschritts als einer historischen Norm begegnen. - Das Staunen darüber, daß die Dinge, die wir erle-ben, im zwanzigsten Jahrhundert noch möglich sind, ist kein philosophisches. Es steht nicht am Anfang einer Erkenntnis, es sei denn der, daß die Vorstellung von Geschichte, aus der es stammt, nicht zu halten ist."
Diese Worte bilden die achte These von Walter Benjamins kurzer Abhand-lung Über den Begriff der Geschichte - sie sind vor dem Hintergrund seiner Verfolgung im Nationalsozialismus und unter dem Eindruck totalitärer Systeme zu verstehen. Benjamin weist dem Begriff des Ausnahmezustands sowohl eine negative als auch eine positive Bedeutung zu. Er verwendet den Begriff des Ausnahmezustands, der die Regel ist, einerseits nicht nur für totalitäre Systeme, sondern für alle gesellschaftlichen Zustände, die von Unterdrückung geprägt sind. Seine Forderung nach einem "wirklichen Ausnahmezustand" will nicht die Wiederkehr von Totalitarismus und Ge-waltherrschaft heraufbeschwören, sondern sucht andererseits den Ausweg in der Neufassung eines "wirklichen Ausnahmezustands". Wie dieser ausse-hen kann oder soll, lässt Benjamin an dieser Stelle offen und auch in ande-ren Schriften finden sich nur wenige Hinweise, wie ein positiver Ausnah-mezustand geartet sein könnte.
Die Menschen der so genannten "westlichen" Hemisphäre leben heute nicht in einer totalitären Diktatur, aber in einem permanenten Ausnahme-zustand aus Sicht der Unterdrückten, also nach Benjamin dem negativ be-setzten Ausnahmezustand. Ob es sich hierbei strenggenommen um einen Ausnahmezustand im staatsrechtlich-juristischen Sinne handelt, spielt keine Rolle, denn der permanente Ausnahmezustand Benjaminscher Prägung zeigt sich nicht allein in der sich verändernden Gesetzgebung, die einen stetigen Trend der Einschränkung von Freiheitsrechten unter dem vorge-stellten Primat der Sicherheit beinhaltet, sondern auch in der Aufrechter-haltung, Perpetuierung und Akkumulierung von Bedrohungsszenarien, die inszeniert sind. Das Primat der Sicherheit ist deswegen vorgestellt, weil ne-ben möglicherweise tatsächlich vorhandenen Bedrohungen, Szenarien he-raufbeschworen werden, für deren zukünftiges Eintreten kaum Anlass be-steht, die aber politisch dienlich sein können, um die Freiheitsrechte des de-mos zu beschneiden. Zur Verteidigung der Freiheit, die in der US-amerika-nischen Verfassung als eine der drei Grundlagen (life, liberty and the pursuit of happiness) steht, wird die gleiche Freiheit eingeschränkt, um sie vor ihren inneren und äußeren Feinden zu schützen. Dieses Paradoxon kann dem demos nur unter dem Vorbehalt der Ausnahme vermittelt werden.
Die Wirkung der Diskurse der Macht, die den Ausnahmezustand prä-gen und herbeiführen, wird durch "ständige Wiederholungen" produziert, die Judith Butler Performativität nennt. Die Performativität determiniert die Identifikation mit der zugeschriebenen Geschlechtlichkeit (auf die But-ler verweist) ebenso, wie sie Gefühle zu bestimmten Subjekten oder Ob-jekten bewirken kann. "Performativität kann [ ] als jene Dimension be-griffen werden, in der das Subjekt in seine Realität eingepasst wird", das heißt ihre Wirkmacht geht weit über die Bestimmung von Geschlechter-verhältnissen hinaus. Folter im Film, die als Kulminationspunkt des Aus-nahmezustands aufgefasst werden kann, ist nicht real, sondern entspricht einer Performance. Dabei teilen sich Per
Anmerkungen:
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