Ian Kershaw: Hitlers Freunde in England, Gebunden
Hitlers Freunde in England
- Lord Londonderry und der Weg in den Krieg
- Originaltitel: Making Friends with Hitler. Lord Londonderry and Britain's Road to War
- Übersetzung:
- Klaus-Dieter Schmidt
- Verlag:
- DVA Dt.Verlags-Anstalt, 08/2005
- Einband:
- Gebunden, ,
- Sprache:
- Deutsch
- ISBN-13:
- 9783421058058
- Artikelnummer:
- 2159134
- Umfang:
- 544 Seiten
- Sonstiges:
- 16 Fototaf. u. 1 Übers.-Kte.
- Copyright-Jahr:
- 2005
- Gewicht:
- 779 g
- Maße:
- 226 x 156 mm
- Stärke:
- 40 mm
- Erscheinungstermin:
- 11.8.2005
- Gesamtverkaufsrang: 6482
- Verkaufsrang in Bücher: 141
Klappentext
>>Sie und Deutschland erinnern mich an die Schöpfungsgeschichte in der Bibel. Nichts sonst beschreibt den Eindruck richtig<<, schreibt Lady Londonderry an Hitler. Wie war es möglich, daß die Spitzen der englischen Gesellschaft derartige Briefe schrieben? Und woraus speiste sich die krasse Fehleinschätzung der wahren Ziele Hitlers?
Ian Kershaws neues Buch ist eine exzellente Darstellung Englands ambivalenter Beziehungen zu Deutschland in den Dreißigern und der fatalen Versuche einiger seiner hochrangigsten Vertreter, Freundschaft mit Hitler und seinem Regime schließen zu wollen. In Lord Londonderry, Cousin Churchills und zeitweise Mitglied des englischen Kabinetts, finden sich wie in einem Brennglas Motive und Hintergründe für die britische Appeasementpolitik versammelt. Ein differenziertes und gleichzeitig beklemmendes Porträt von Hitlers Freunden in England und ihrem Verkennen der nahenden Katastrophe.
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Auszüge aus dem Buch
"Auf Lord Londonderry aufmerksam wurde ich 1991. Während eines Aufenthalts in Belfast, wo ich mehrere Vorträge hielt, nahm ich an einer privaten Führung durch Mount Stewart, den Sitz der Familie Londonderry in Nordirland, teil und war erstaunt, als ich auf dem Kaminsims in Londonderrys Arbeitszimmer eine etwa fünfundvierzig Zentimeter hohe Statuette der Porzellan-Manufaktur Allach entdeckte: die wundervoll geformte Figur eines behelmten SS-Mannes, der eine NS-Fahne trägt. Meine Fantasie war sofort gefangen. Wie kam die Statuette dorthin? Sie passte so gar nicht zum eleganten Mobiliar der damaligen Zeit. Das vornehme Herrenhaus am stillen Ufer des Strangford Lough mit Blick auf die Mourne Mountains und umgeben von einer prächtigen Gartenanlage (einem Werk von Lady Londonderry) - ein überwiegend in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts errichteter neoklassizistischer Bau (dessen Ursprünge bis zum Ende des 18. Jahrhunderts zurückreichen) - schien Millionen Meilen von Brutalität, Repression, Krieg und Völkermord, die man mit NS-Deutschland assoziiert, entfernt zu sein. Doch der Schlossführer erzählte uns, dass Joachim von Ribbentrop, einer der wichtigsten Gefolgsleute Hitlers, Lord Londonderry die Figur 1936 während eines Wochenendbesuchs in Mount Stewart geschenkt habe. Zehn Jahre nach diesem Ereignis wurde Ribbentrop vom Internationalen Militärgerichtshof in Nürnberg als Kriegsverbrecher schuldig gesprochen und gehängt. Warum hatte Lord Londonderry, ein bekannter britischer Aristokrat, einen führenden Nationalsozialisten als Gast bei sich empfangen? Als ich zwei Jahre später wieder in Belfast war, ging ich auf die Suche nach Antworten, indem ich mich in die Briefe vertiefte, die Lord Londonderry und seine Frau an Ribbentrop, Göring und andere prominente Vertreter des NS-Regimes geschrieben hatten. In dem Gedanken, vielleicht einmal einen kurzen Aufsatz über den Hintergrund dieser Korrespondenz zu verfassen, trug ich einiges Material zusammen. Vorläufig war ich jedoch vollauf von meiner Hitlerbiografie in Anspruch genommen. / Die Jahre vergingen, und die Akte setzte Staub an. Als ich sie wieder hervorholte, um mich in einer Art geistiger Konvaleszenz nach dem / Abschluss des Werks über Hitler mit ihr zu beschäftigen, war das neue Jahrtausend angebrochen. Je weiter ich in den Stoff eindrang, desto komplizierter wurde die Geschichte. Außerdem schien sie, zumindest in meinen Augen, der häufig etwas trockenen Beschwichtigungspolitik, dem Versuch, eine Verständigung mit Hitler zu erreichen, etwas mehr Farbe zu geben. Das heißt, während der genaueren Erforschung von Londonderrys persönlichem Verhältnis zu NS-Deutschland glaubte ich, klarer als bisher zu erkennen, wieso die britische Politik in den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts einen derart steinigen Weg eingeschlagen hatte. Mehr noch, ich gewann den Eindruck, dass den führenden Mitgliedern der britischen Regierung für ihre Reaktion auf die von Hitler ausgehende Bedrohung weit weniger Optionen offen standen, als ich gedacht hatte - und das lange vor Neville Chamberlains berüchtigtem Versuch von 1938, durch die Beschwichtigung des deutschen Diktators Frieden zu erkaufen. So nahm der geplante kurze Text über Londonderry immer mehr an Umfang zu. Das Ergebnis ist das vorliegende Buch. / / Die Vergangenheit, heißt es, sei ein fremdes Land. Aber ein fremdes Land kann man besuchen. Vorausgesetzt, man nimmt sich die Zeit dafür, kann man seine Kultur in sich aufnehmen und verstehen lernen. Bei der Vergangenheit verhält es sich anders. Sie findet man allenfalls in Überresten wieder. Die Einstellungen vergangener Zeitalter lernt man nur durch ihre Hinterlassenschaft kennen. Aber eine verloren gegangene Geisteshaltung nachzuvollziehen ist nicht leicht. Und noch lebendige Erinnerungen an die dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts. ..."
Biografie (Ian Kershaw)
Dr.phil.Ian Kershaw, geb. 1943, studierte in Liverpool und Oxford. Er lehrte von 1968-89 an den Universitäten Manchester und Nottingham. Seit 1989 ist er Professor für neuere Geschichte und Direktor des historischen Institus der Universität Sheffield. Kershaws Forschungen über Hitler und das Dritte Reich führten ihn nach London, New York, Moskau und in viele Archive in Deutschland, Österreich und Frankreich. Er war Berater der ZDF-Serie 'Hitler, eine Bilanz' und der BBC-Dokumentarreihe 'The Nazis. Warning from history'. 1984 erhielt er das Bundesverdienstkreuz. 2012 wurde er mit dem Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung ausgezeichnet.Anmerkungen:
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