Bettina Rommel: Rabelais zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit
Rabelais zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit
Buch
- Gargantua: Literatur als Lebensführung
- De Gruyter, 05/1997
- Einband: Gebunden, HC runder Rücken kaschiert
- Sprache: Deutsch
- ISBN-13: 9783484550247
- Bestellnummer: 3642439
- Umfang: 192 Seiten
- Sonstiges: 12 schw.-w. Abb.
- Auflage: Reprint 2013
- Copyright-Jahr: 1997
- Gewicht: 159 g
- Maße: 221 x 144 mm
- Stärke: 12 mm
- Erscheinungstermin: 16.5.1997
- Serie: ISSN - Band 24
Beschreibung
Unter dem Eindruck der Entwicklung neuer Kommunikationstechnologien schärft sich der Blick für das komplexe Verhältnis von Medientechnik und kultureller Innovation: Im Kontext seiner medialen und pragmatischen Entstehungssituation betrachtet, gewinnt François Rabelais' (1494-1553) ab 1532 publiziertes Romanwerk zugleich die historische Differenzqualität zurück, die es als Referenz moderner Literaturtheorien mehr und mehr verloren hat. Auch methodisch erschließt die Studie ein neues Gebiet. Sie gewinnt, indem sie die Kategorien der kulturwissenschaftlichen Mündlichkeits- und Schriftlichkeitsforschung einsetzt, ein dynamisches Modell, das paradigmatisch am "Gargantua" eine differenzierte Beschreibung von Rabelais' Stellung im zeitgenössischen Buchmarkt, seiner literarischen Strategie im Hinblick auf die Laienschriftkultur und deren Praktiken des Lesens und Schreibens ermöglicht. Nicht zuletzt wird mit dieser Studie ein zentrales Problem der Rabelais-Forschung gelöst: Sie weist erstmals den hohen Stellenwert der ars memorativa in der literarischen Konzeption dieses Autors nach und liefert damit einen Schlüssel für den scheinbar unerklärlichen Bau der Abtei von Theleme.Klappentext
Spätestens seit Michael Bachtins Lektüre stellt François Rabelais (1494-1553) eine zentrale Referenz für die literarturwissenschaftliche Theoriebildung dar. Der Verfasser der ab 1532 erscheinenden Pentalogie erscheint als Autor von faszinierender Modernität, als Ahnherr von Intertextualität, Selbstreferenz oder Dekonstruktion. Solcherart Etiketten haben allerdings nur den Methodenstreit befördert, so daß zahllose Fragen, die Rabelais` Romanwerk stellt, von der Forschung unbeantwortet sind. Exemplarisch läßt sich das am "Gargantua" zeigen. Schwierigkeiten bereiten dort u. a. die Abschlußkapitel mit der Beschreibung einer imaginären Architektur. Die Funktion der hier greifbaren mnemotechnischen Verfahren wird nicht ansatzweise erkannt.Die vorliegende Arbeit verfolgt daher das Ziel, den Blick weg von modernen Identifikationen zu lenken, um die historische Differenz eines zeitlich fernen wie habituell fremden Literaturkonzepts paradigmatisch sichtbar zu machen, dessen Funktion Literatur als Lebensführung benennt. Sie beschreitet dazu ein von der Rabelais-Forschung weithin unbetretenes Gebiet: Der Text des 1534 / 5 publizierten Romans wird zum einen im mediengeschichtlichen und paradigmatischen Rahmen seiner Entstehungssituation gelesen. Mit dieser Kontextualisierung ist eine weitere methodische Option verbunden.
Die Kategorien der Mündlichkeits-/Schriftlichkeitsforschung eröffnen die Möglichkeit, pragmatische, mediale und materiale Faktoren in die Analyse einzubeziehen, die einem eng gefaßten Textbegriff entgehen. Für den "Gargantua" heißt dies, daß hier erstmals die literarische Relevanz von Praktiken des Lesens und Schreibens sowie der ihnen komplementären Techniken der kulturellen Übermittlung ins Blickfeld geraten. Dies betrifft vor allem die unter dem Begriff der Semi-Oralität gefaßten, für mediale Übergangssituationen typischen Rezeptions- und Produktionsformen von Literatur.
Nicht zuletzt wird ein altes Problem der Rabelais-Forschung gelöst: Die Studie weist erstmals den hohen Stellenwert der ars memorativa in der literarischen Konzeption nach und liefert damit einen Schlüssel für den Bau der Abtei von Theleme.
Anmerkungen:
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