Sex & Drugs & Alcohol auf 10 CDs

Um es auf den Punkt zu bringen: Rock & Roll ist in der »schwarzen« Musikgeschichte des Rhythm & Blues, eigentlich eine Umschreibung für Sex. Schon die ersten vier Titel dieser 10-CD-BOX sind auch für »Nicht-Anglistiker« aussagekräftig genug um das Thema »Sex & Drugs & Alcohol« zu erfassen. Im Übrigen fand das Thema Alkohol (wie man hier vereinzelt hören kann) auch seinen Weg in die C&W-Musikszene. Sixty Minute Man – The Dominoes erzählt von einem Mann der »ES« eine Stunde lang kann.
Sweet Marijuana Brown – Barney Bigard hier spricht der Titel für sich. When I Get Drunk – Eddie »Cleanhead« Vinson lässt keine Fragen offen.

Shake, Rattle & Roll – Big Joe Turner ist ein weiterer zweideutiger Titel mit einigen eindeutigen Anspielungen. Für die späteren Versionen von Bill Haley und Elvis Presley wurde der Text für die »weiße« Jugend vorsichtshalber entschärft. Ein anderes Beispiel für anrüchige Texte in der R&B-Szene waren die Songs von Hank Ballard & The Midnighters »Work With Me Annie« und die »logische« Folge »Annie Had A Baby«, hier wird schnell klar was der Mann mit dem Wort »Work« eigentlich meint. Diese beiden Titel waren offensichtlich so beliebt, dass eine Antwort von Etta James »The Wallflower (Dance With Me Henry)« ebenfalls eine Nummer 1 landen konnte. Aus »Work« wurde »Dance« doch die Anspielung bleibt ebenso zweideutig. Merke: Auch eher unverfängliche Worte wie »Work« – »Dance« – »Roll« – »Rock« usw. können in einem bestimmten Zusammenhang eine „etwas andere“ Bedeutung haben. Mit diesem Wissen muss man nicht lange überlegen, was wohl eine »Lollipop Mama« bei Roy Brown so treibt. Man kann allein schon beim flüchtigen Lesen der Titelzeilen erkennen um welches Laster es in dem jeweiligen Song geht.

Diese Songs sind maßgebend für den Rest dieser Box. Der Schwerpunkt liegt dabei aber klar beim Alkohol und beim Sex. Über Drogen hat man seinerzeit noch nicht so freizügig gesungen.

Neben den Texten gibt es aber immerhin auch die erdige Musik, die es mit einigen Titeln in die amerikanischen Rhythm & Blues-Charts schaffte. Viele namhafte Interpreten (-innen) waren sich nicht zu schade heikle, zweideutige oder gar schmutzige Gesänge in Rillen pressen zu lassen: Cab Calloway, Dinah Washington, The Ink Spots, Champion Jack Dupree, Brownie McGhee, John Lee Hooker – sie alle und viele andere haben ein eigenes musikalisches Genre geschaffen.