Nico Muhly: Two Boys auf 2 CDs

Kälte, Schrecken und Einsamkeit im schwarzen Netz:
Die Oper Two Boys von Nico Muhly – live aus der Met

Ein Detective, eine kriminalistische Ermittlung, eine Welt inmitten der schwarzen Seite des Internets: Das klingt wie die Zutatenliste eines aktuellen Buchbestsellers aus dem Thriller-Genre. Es sind jedoch die Elemente der Oper Two Boys des amerikanischen Komponisten-Shooting Stars Nico Muhly und seines preisgekrönten Librettisten Craig Lucas. 2011 uraufgeführt, erlebte das Werk seine erfolgreiche US-Premiere 2013 an der New Yorker Met. Dabei entstand die Gesamtaufnahme, die jetzt erscheint.

Der heute 33-jährige Muhly, der im amerikanischen Vermont zur Welt kam, ist der jüngste Komponist, der jemals einen Auftrag von der rennommierten »Met« an Land ziehen konnte. Two Boys ist gleichzeitig seine erste große Oper. Sie steht in Muhlys Werkliste neben einer Fülle an Orchester- und Ensemblewerken, neben Filmmusik, Klavierkompositionen, Chor- und verschiedensten Solowerken. Beeinflusst von amerikanischen Strömungen vom Minimalismus eines Steve Reich, Philipp Glass oder von Meredith Monk, überzeugte Muhly die strenge amerikanische Kritik, die ihm bei seiner Geschichte um die Einsamkeit in einer kalten, digitalisierten Welt eine ungewöhnliche Kühnheit seiner Ausdrucksmittel bescheinigt. Das moderne Szenario einer vom Internet beherrschten Sphäre sieht Muhly übrigens selbst nicht so revolutionär, wie es dem Publikum erscheinen mag: »Wir leben nicht mehr in einer Welt mit harmlosen Maskenbällen«, sagt er in Anspielung auf die typischen Verwechslungsgeschichten in klassischen Opernstoffen. »Im Internet kann man tatsächlich eine andere Person sein – und so ist es auch ein traditioneller Rahmen für eine Oper.«