Hanno Müller-Brachmann - Lieder
Hanno Müller-Brachmann - Lieder
CD
CD (Compact Disc)
Herkömmliche CD, die mit allen CD-Playern und Computerlaufwerken, aber auch mit den meisten SACD- oder Multiplayern abspielbar ist.
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Busoni: 5 Goethe-Lieder für Bariton & Klavier
+Schönberg: 2 Gesänge für Bariton & Klavier; 6 Lieder für eine mittlere Singstimme & Klavier op. 3; 2 Ballade für Gesang & Klavier op. 12 (Ausz.)
+Gielen: 6 Lieder für eine Bassstimme & 3 Instrumente; Der Einsame für Bass & Klavier
- Künstler: Hanno Müller-Brachmann, Burkhard Kehring, Felix Schwartz, Sylvia Schmückle-Wagner, Julien Salemkour
- Label: Crystal, DDD
- Erscheinungstermin: 1.10.2010
Produktinfo:
Tradition und Fortschritt
»Die neuen Mittel der Musik aber sind aus der immanenten Bewegung der alten hervorgegangen, von der sie sich zugleich durch qualitativen Sprung absetzt«, konstatiert Theodor W. Adorno in der Einleitung zu seiner Philosophie der Neuen Musik (1949). Am Beispiel von Arnold Schoenberg demonstriert er, dass musikalische Neuerungen notwendigerweise aus einer bestehenden Tradition hervorgehen müssen. Auch Schönberg selbst äußert diesen Gedanken in seinem Vortrag Brahms the Progressive (1933), der den »Konservativen« Brahms vom staubigen Image des Akademikers befreit und zum Fackelträger des musikalischen Fortschritts am Ende des 19. Jahrhunderts kürt.
Die Zusammenstellung von Liedern auf dieser CD stellt dem Frühwerk Schönbergs das von Michael Gielen gegenüber. Ein Zwischenglied bilden die späten, wenig beachteten Goethe-Vertonungen Ferruccio Busonis, der ebenso wie Schönberg Lehrer des Pianisten und Komponisten Eduard Steuermann war, welcher wiederum nachhaltigen Einfluss auf seinen Neffen Michael Gielen ausübte.
Ferruccio Busoni beschäftigte sich intensiv mit Fragen der Musiktheorie und -ästhetik. Anders als im Fall Schönbergs ist bei ihm jedoch eine klare Trennung zwischen theoretischer Reflexion und musikalischer Praxis zu erkennen. Die Idee eines Tonsystems mit Drittel- und Sechsteltönen, die er in seinem Entwurf einer neuen Ästhetik der Tonkunst (1907) entwickelte, realisierte er in keiner seiner Kompositionen. Dem Theoretiker Busoni ging es darum, die Musik durch ihre Befreiung von »architektonischen, akustischen und ästhetischen Dogmen« zu entgrenzen, alle ihre Möglichkeiten aufzuspüren und sie so zu [?] »Ihrem Urwesen zurückzuführen [?]« – also Musik statt »Tonkunst« zu schaffen.
Busonis Vertonungen der fünf Goethe-Texte (1918 - 1924, Berlin) fallen in die Zeit der intensiven Arbeit an seinem Opus ultimum, der Oper Doktor Faust. Sie stehen mit ihrem Bezug auf die klassisch-romantische Liedtradition im scharfen Gegensatz zu seinen progressiven essayistischen Gedanken. Auffallend ist jedoch die Auswahl der Texte, die gerade nicht den sublimen Dichter der Klassik repräsentieren, sondern den possenhaften, manchmal geradezu vulgären Goethe.
Die frühen Lieder Arnold Schoenbergs, entstanden zwischen 1898 und 1907 (Wien/ Berlin), offenbaren unverkennbar den Einfluss von Johannes Brahms. Die 2 Gesänge op. 1 erinnern an die Vier ernsten Gesänge op. 121, die Brahms zwei Jahre vor Schönbergs op. 1 veröffentlichte. Ähnlichkeiten weisen die Gesänge besonders in der thematischen Ernsthaftigkeit, der Auseinandersetzung mit der Vergänglichkeit und in ihrer musikalisch stark verdichteten Ausdrucksintensität auf. Anders als Brahms greift Schönberg allerdings nicht auf biblische Texte zurück, sondern vertont zwei affektgeladene Gedichte Karl von Levetzows, deren Pathos er in einem geradezu überdramatischen Gestus zum Klingen bringt. In seiner Schrift, Das Verhältnis zum Text (1912), bekannte Schönberg später, »dass ich viele meiner Lieder, berauscht von dem Anfangsklang der ersten Textworte, ohne mich auch nur im geringsten um den weiteren Verlauf der poetischen Vorgänge zu kümmern, ja ohne diese im Taumel des Komponierens auch nur im geringsten zu erfassen, zu Ende geschrieben und erst nach Tagen darauf kam, nachzusehen, was denn eigentlich der poetische Inhalt meines Liedes sei.«
Die Sechs Lieder op. 3 wurden nicht als einheitlicher Zyklus entworfen; sie repräsentieren vielmehr verschiedene Dichter, Themen und Stimmungen und wurden 1903 als Sammlung herausgegeben.
Aus einem konkreten Anlass entstand die Ballade Der verlorene Haufen op. 12 Nr. 2: 1906 schrieb die Berliner Zeitschrift Woche – nicht ohne nationalen Unterton – einen Preis aus zur »Wiederbelebung der deutschen Balladendichtung«. Die besten Dichtungen wurden veröffentlicht und es folgte der Aufruf zur Vertonung, dem Schönberg angesichts seiner angespannten finanziellen Situation nachkam. Beide Balladen op. 12 bewegen sich mit ihrer Fülle an mehrdeutigen Akkorden am äußersten Rand der Tonalität. Trotz ihres innovativen Charakters – oder vielleicht gerade deswegen – entschied die Jury des Wettbewerbs allerdings letztlich gegen Schönberg.
Text: Susanne Ziese
Rezensionen
»Die Lieder des jungen Gielen (Begleitung: Viola (Klarinette) (Klavier)) sind gemäß eigenen Worten Versuche, Konstruktion und Emotion zu verschmelzen, was dem Sänger intensiv gelingt. Sein Raritäten-Recital sollte man auch als Repertoireempfehlung verstehen.« (Fono Forum, 03 / 2011)
Rezensionen
FonoForum 03/11: »Bei einer solchen interpretatorischen Vielseitigkeit kann das Programm seiner neusten Liedeinspielung nicht verwundern: Busoni, früher Schönberg und Werke Michael Gielens, mit dem er demnächst in Sachen Mahler auf Tour ist. Die Lieder des jungen Gielen (Begleitung: Viola (Klarinette) (Klavier)) sind gemäß eigenen Worten Versuche, Konstruktion und Emotion zu verschmelzen, was dem Sänger intensiv gelingt. Sein Raritäten-Recital sollte man auch als Repertoireempfehlung verstehen.«- Tracklisting
- Details
- Mitwirkende
Disk 1 von 1 (CD)
Lieder für Bariton und Klavier nach Goethe Nr. 1-5
- 1 Nr. 1: Lied des Brander
- 2 Nr. 2: Lied des Mephistoteles
- 3 Nr. 3: Lied des Unmuts
- 4 Nr. 4: Schlechter Trost
- 5 Nr. 5: Zigeunerlied
Lieder für Bariton und Klavier Nr. 1-2
- 6 Nr. 1: Dank
- 7 Nr. 2: Abschied
Lieder op. 3 Nr. 1-6
- 8 Nr. 1: Wie Georg v. Frundsberg sich selber sang
- 9 Nr. 2: Die Aufgeregten
- 10 Nr. 3: Warnung
- 11 Nr. 4: Hochzeitslied
- 12 Nr. 5: Geübtes Herz
- 13 Nr. 6: Freihold
Lieder op. 12 Nr. 1-2 (2 Balladen) (Auszug)
- 14 Der verlorene Haufen
Lieder für eine Bassstimme und 3 Instrumente Nr. 1-6
- 15 Nr. 1: Sonett des Michelangelo
- 16 Nr. 2: Reif sind, in Feuer getaucht
- 17 Nr. 3: Gib mir, oh Erde
- 18 Nr. 4: Der Umkehrende 1
- 19 Nr. 5: Der Umkehrende 2
- 20 Nr. 6: Der Umkehrende 3
- 21 Michael Gielen: Der Einsame (Textfragment für tiefen Bass und Klavier)