Gerd Theißen: Die Religion der ersten Christen
Die Religion der ersten Christen
Buch
- Eine Theorie des Urchristentums
- Gütersloher Verlagshaus, 10/2000
- Einband: Kartoniert / Broschiert, Paperback
- Sprache: Deutsch
- ISBN-13: 9783579026237
- Bestellnummer: 7706928
- Umfang: 456 Seiten
- Nummer der Auflage: 00004
- Auflage: 4. Auflage
- Copyright-Jahr: 2000
- Gewicht: 693 g
- Maße: 228 x 149 mm
- Stärke: 32 mm
- Erscheinungstermin: 1.10.2000
Klappentext
Eine Fortführung und Alternative zu einer »Theologie des Neuen Testaments«Die Dynamik des urchristlichen Glaubens ist in der Dynamik des Lebens verwurzelt. In diesem Buch zeigt Gerd Theißen, was die ersten Christen in ihrem Innersten bewegte. Sein Werk ist eine religionswissenschaftliche Beschreibung und Analyse des urchristlichen Glaubens. Es will weder rein deskriptiv die Theologie des Neuen Testaments beschreiben, noch konfessorisch ihren Glauben durch Wiederholung beschwören, sondern die Kraft dieses Glaubens verständlich machen. Theißen verfolgt dabei zwei Ziele: Einerseits untersucht er das Leben der Urchristen und stellt ihre theologischen Aussagen in semiotische, psychische und historische Zusammenhänge. Auf diese Weise werden mit religionswissenschaftlichen Kategorien der Glaube, der Kult und das Ethos der frühen Kirche sichtbar. Andererseits zeigt er, wie sich das frühe Christentum vom Judentum fortentwickelte und eine autonome religiöse Zeichensprache schuf, die eine ungewöhnliche gemeinschaftsbildende Kraft hatte und die Geschichte umgestaltete.
Mit dieser neuartigen Annäherung überschreitet Gerd Theißen den nur innerkirchlichen Diskurs über die Theologie des Neuen Testamentes und macht urchristliches Leben und Denken auch denen zugänglich, die selbst der christlichen Weltdeutung fernstehen.
Auszüge aus dem Buch
1 Einleitung:Das Programm einer Theorie der urchristlichen Religion
Warum eine Theorie der urchristlichen Religion? Warum keine "Theologie des Neuen Testaments", um den Glauben der ersten Christen zusammenfassend darzustellen?
Bekanntlich kann man von "Theologie" in einem deskriptiven und in einem konfessorischen Sinne reden. Der Begriff "Theologie des Neuen Testaments" wird deskriptiv benutzt, wenn er eine Analyse aller Aussagen im NT meint, die von Gott sprechen oder von Welt und Mensch in ihrer Beziehung zu Gott, ohne dass für solche Aussagen ein normativer Anspruch erhoben wird. Eine solche deskriptive Theologie des NT ist m. E. nicht in der Lage, den urchristlichen Glauben in seiner ganzen Dynamik zu erfassen. Um zu erkennen, was die ersten Christen in ihrem Innersten bewegte, muss man ihr ganzes Leben untersuchen und ihre theologischen Aussagen in semiotische, soziale, psychische und historische Zusammenhänge hineinstellen, die nicht unmittelbar "theologisch" sind. Die Dynamik des urchristlichen Glaubens ist in der Dynamik des Lebens verwurzelt.
Eine "Theologie" im konfessorischen Sinne kommt dieser Dynamik auf den ersten Blick sehr viel näher. Denn sie ist "konfessorisch", weil sie von der Prämisse ausgeht, dass dieser Glaube auch heute noch normativgültige Kraft hat. Sie ist daher sensibel dafür, dass er auch in seiner Entstehungszeit diese Kraft besaß. Man muss sich jedoch klar machen: Wer in einer Darstellung des Glaubens der ersten Christen von der normativgültigen Prämisse ausgeht: "Gott hat in Christus die Welt erlöst und menschliches Leben zu seiner Erfüllung gebracht", - der läuft Gefahr, viele säkularisierte Zeitgenossen von einem solchen Zugang zum NT auszuschließen. Er entzieht das Zentrum urchristlichen Lebens dem allgemeinen Gespräch. Er bewegt sich in einem innerkirchlichen Diskurs. Eine Theorie der urchristlichen Religion will den urchristlichen Glauben in seiner das ganze Leben bestimmenden Dynamik mit allgemeinen religionswissenschaftlichen Kategorien beschreiben und erklären. Sie will
1. Das Programm einer religionswissenschaftlichen Analyse der urchristlichen Religion geht zurück auf William Wrede, Über Aufgabe und Methode der so eine Doppellektüre dieses Glaubens ermöglichen: eine Sicht von innen und von außen - und vor allem eine Vermittlung zwischen diesen beiden Perspektiven.
genannten Neutestamentlichen Theologie, Göttingen: Vandenhoeck 1897; = Georg Strecker (Hg.), Das Problem der Theologie des Neuen Testaments, WdF 367, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1975, 81-154; = The Task and Methods of New Testament Theology, in: Robert Morgan (Hg.), The Nature of New Testament Theology, SBT 25, London: SCM 1973, 68-116. Dies Programm wurde in der Gegenwart von Heikki Räisänen erneuert. Vgl. ders., Beyond New Testament Theology: A Story and a Programme, London: SCM 1990; ders., Die frühchristliche Gedankenwelt: Eine religionswissenschaftliche Alternative zur neutestamentlichen Theologie
Biografie
Dr. theol. Gerd Theißen, geb. 1943, ist Professor für Neues Testament an der Universität Heidelberg und seit Mitte 2001 auch im Herausgeber-Kreis der Zeitschrift 'Evangelische Theologie'.Anmerkungen:
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