Walter Moers: Moers, W: Schrecksenmeister
Moers, W: Schrecksenmeister
Buch
- Roman. Ein kulinarisches Märchen aus Zamonien von Gofid Letterkerl. Neu erzählt von Hildegunst von Mythenmetz. Aus dem Zamonischen übersetzt und illustriert von Walter Moers
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- Piper Verlag GmbH, 03/2009
- Einband: Flexibler Einband, ,
- ISBN-13: 9783492253772
- Umfang: 382 Seiten
- Sonstiges: m. Illustr. v. Walter Moers.
- Copyright-Jahr: 2009
- Gewicht: 434 g
- Maße: 189 x 126 mm
- Stärke: 35 mm
- Erscheinungstermin: 1.4.2009
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Klappentext
In Sledwaya, der Stadt, in der »das Gesunde krank und das Kranke gesund« ist, spielt der neue Roman des zamonischen Großschriftstellers Hildegunst von Mythenmetz. Er handelt von der Auseinandersetzung zwischen Echo, dem hochbegabten Krätzchen, und Succubius Eißpin, dem furchtbaren Schrecksenmeister Sledwayas, der Faust und Mephisto in einer Person zu verkörpern scheint. Dieser lässt nichts unversucht, um sich mittels der Alchimie zum Herrn über Leben und Tod aufzuschwingen - und dazu braucht er nichts notwendiger als das Fett von Echo, der gezwungen ist, einen teuflischen Vertrag mit Eißpin abzuschließen.Auszüge aus dem Buch
EchoStellt euch den krankesten Ort von ganz Zamonien vor! Eine kleine Stadt
mit krummen Straßen und schiefen Häusern, über der ein schauriges schwarzes
Schloss auf einem dunklen Felsen thronte. In der es die seltensten Bakterien
und kuriosesten Krankheiten gab: Hirnhusten und Lebermigräne,
Magenmumps und Darmschnupfen, Ohrenbrausen und Nierenverzagen. Eine
Zwergengrippe, die nur Personen unter einem Meter Körpergröße befiel.
Geisterstundenkopfweh, das Schlag Mitternacht begann und Punkt ein Uhr
verschwand, jeweils am ersten Donnerstag jedes Monats. Phantomzahnschmerzen,
die ausschließlich Leute bekamen, die schon Gebisse trugen.
Stellt euch eine Stadt vor, in der es mehr Apotheken und Heilkräuterläden,
Quacksalber und Zahnklempner, Krückenschreiner und Mullbindenweber gab
als sonst wo auf dem Kontinent! In der man sich mit "Ohwehohweh!" begrüßte
und mit "Gute Besserung!" verabschiedete. In der es nach Äther und Eiter
roch, nach Lebertran und Brechmitteln, nach Jod und Tod.
Eine Stadt, in der man nicht lebte, sondern vegetierte. In der nicht geatmet
wurde, sondern geröchelt. In der niemand lachte, sondern jeder nur jammerte.
Stellt euch einen Ort vor, an dem die Häuser so krank aussahen wie seine
Bewohner! Häuser mit buckligen Dächern und warzigen Fassaden, denen die
Schindeln ausfielen und von denen der Kalk rieselte. Die sich gegeneinanderlehnten
wie Schwindsüchtige, um nicht zusammenzubrechen. Die von Gerüsten
mühsam aufrecht gehalten wurden wie von Krücken.
Könnt ihr euch das vorstellen? Gut. Dann seid ihr in Sledwaya.
In jener Zeit lebte in dieser Stadt eine alte Frau, die ein Krätzchen besaß,
welches sie Echo nannte. Diesen Namen hatte sie ihm gegeben, weil es ihr, im
Gegensatz zu all den gewöhnlichen Katzen, die sie vorher besessen hatte, mit
menschlicher Stimme antworten konnte.
Als die alte Frau starb an Altersschwäche übrigens, ganz friedlich und im
Schlaf , war dies das erste richtige Unglück, das Echo in seinem Leben widerfuhr.
Er hatte bis dahin ein grundgemütliches Hauskratzendasein geführt, mit
regelmäßigen Mahlzeiten, viel frischer Milch, einem Dach über dem Kopf und
einem gepflegten Kratzenklo, das zweimal täglich gereinigt wurde.
Kratze, die: Zamonische Spielart der Hauskatze, von der sie sich äußerlich und in ihren
Eigenschaften nur darin unterscheidet, dass sie sprechen kann und zwei Lebern besitzt. A. d. Ü.
Nun aber fand sich Echo auf der Straße wieder, ausgesperrt von den neuen
Besitzern des Hauses, die so ganz und gar keine Kratzenfreunde waren. Und es
dauerte nicht lange, da war das Krätzchen, dem jegliche kriminelle Energie
fehlte, um sich im gnadenlosen Milieu der Straße durchzuschlagen, furchtbar
heruntergekommen und abgemagert. Von allen Türschwellen verjagt, von
streunenden Hunden gebissen und zerzaust, waren seine Lebensfreude, seine
gesunden Instinkte, selbst sein glänzendes Fell dahingegangen, und es wirkte
nur noch wie das Gespenst einer Kratze. Und wie Echo so erbärmlich auf dem
Trottoir hockte mit seinen verdreckten Haaren, die ihm büschelweise ausfielen,
und Passanten um etwas zu essen anflehte, da sah er sich auf dem tiefsten
Punkt seines Daseins angekommen.
Aber die Leute von Sledwaya, egal, ob Mensch, Halbzwerg oder Rübenzähler,
trotteten mitleidlos und mechanisch wie Schlafwandler an ihm vorbei,
wie es von jeher ihre Art war. Ihre Haut war bleich und blutarm, ihre Augen
von dunklen Ringen umschattet, ihr Blick glasig und freudlos. Sie gingen mit
gesenkten Köpfen und hängenden Schultern, und manche machten den Eindruck,
als würden sie gleich im Gehen oder Stehen ihr Leben aushauchen.
Viele husteten schrecklich, röchelten oder niesten, schnieften in große, oft
blutige Taschentücher, und manche trugen warme Wickel um den Hals. Aber
das war ein normaler Anblick. In Sledwaya sahen alle Bewohner alle Tage so
aus und der Grund dafür kam gerade um die Ecke.
Eißpin, der sehr Schreckliche
Biografie
Walter Moers, Jahrgang 1957, Comiczeichner und Drehbuchautor, lebt in Hamburg. Fotografieren läßt er sich nicht mehr, denn seit er seinen Comic-»Adolf« in die Welt setzte, ist er persona non grata für die rechte Szene. Und in Kirchenkreisen gilt er seit seinem »Kleinen Arschloch« als Abgesandter der Hölle. Walter Moers ist zusammen mit Professor Doktor Nachtigaller Begründer der Zamonischen Nachtschule, einer Akademie, die ausschließlich im Internet existiert und von jedermann besucht werden kann.Anmerkungen:
Bitte beachten Sie, dass auch wir der Preisbindung unterliegen und kurzfristige Preiserhöhungen oder -senkungen an Sie weitergeben müssen.